Was ich dir schon immer sagen wollte
schwer für sie sein, nicht mehr zu arbeiten.«
»Sie ist beschäftigt. Sie hat einen Laden. Eine Buchhandlung.«
Du fragtest nach Douglas, und ich erzählte dir, dass wir geschieden waren. Und dass die Kinder fort waren, beide in diesem Jahr zum ersten Mal fort. Du sagtest mir, dass du keine Kinder hast. Ich war ein wenig betrunken und erzählte dir sogar von den Selbstgesprächen, die Douglas in den letzten beiden Jahren ständig geführt hatte. Ich hatte mir angewöhnt, mich hinter den Vorhängen zu verstecken und ihn zu beobachten, wie er mit sich selbst redete, kicherte, eine Miene des Wiedererkennens oder des Abscheus aufsetzte, während er den Rasen mähte. Und welch heftig engagierten privaten Gesprächsfluss er aufrechterhielt, während er sich rasierte, in der Annahme, seine Stimme würde vom Geräusch des Elektrorasierers verdeckt werden. Ich erzählte dir, wie mir schließlich klar wurde, dass ich gar nicht wissen wollte, was er sagte.
Mein Flugzeug ging um halb fünf. Du hast mich aus der Stadt hinaus zum Flughafen gefahren. Ich war nicht unglücklich bei dem Gedanken, dich zu verlassen und nie wiederzusehen, obwohl ich sehr glücklich war, bei dir im Auto zu sein. Es war November, es dunkelte bald nach drei Uhr, die Autoscheinwerfer waren an.
»Du könntest eine spätere Maschine nehmen, weißt du.«
»Ich weiß nicht.«
»Du könntest mit mir in ein Hotel gehen und anrufen und dich auf einen späteren Flug umbuchen.«
»Ich weiß nicht. Nein, ich glaube, ich kann nicht. Ich bin zu müde.«
»Ich bin nicht so anstrengend.«
»Nein.« Wir hielten uns im Auto die ganze Zeit über bei den Händen. Ich löste meine Hand und machte eine Geste der Bedeutung, ich sei etwas anderen – der Erfahrung? – müde, und legte sie wieder in deine. Ich war selbst nicht sicher, was ich meinte, erwartete aber zu Recht, dass du verstehen würdest.
Wir bogen ab auf eine Schnellstraße nördlich der Stadt. Als wir von der Zufahrtsstraße herunterkamen, fuhren wir gen Westen. Die Himmelsstreifen zwischen den Wolken leuchteten in feurigem Rosa. Die Scheinwerfer der Autos schienen sich zu einem Strom zu vereinigen, Meile um Meile. Es war alles wie die Vision der Welt – eine fließende, friedliche Vision, vollkommen beruhigend –, die ich hatte, wenn ich betrunken war. Sie sagte zu mir: Warum nicht? Sie drängte mich, Vertrauen zu haben, auf der Gegenwart zu schweben, die sich ins Unendliche erstrecken könnte. Dabei war ich nicht betrunken. Beim Essen war ich betrunken, aber jetzt nicht mehr.
»Warum nicht?«
»Warum nicht was?«
»Warum nicht in ein Hotel gehen und anrufen und einen späteren Flug buchen?«
»Ich hatte darauf gehofft«, sagtest du.
Was meinst du, wurde die Wahl in dem Augenblick getroffen, als ich den Himmel und die Autoscheinwerfer sah? Er schien unbeschwert zu sein, nichts Besonderes. Das Hotel/Motel war aus weißen Steinblöcken erbaut. Die Innenseite der Wände glich der Außenseite, so dass die kostbar aussehenden Vorhänge und Teppiche, die schweren Möbel im spanischen Stil fehl am Platz wirkten, vorübergehend untergebracht in einem kahlen Schutzraum. Auf dem Ölbild, das wir vom Bett aus sehen konnten, spiegelten sich dunkle und orangegelbe Häuser sowie orangegelbe Boote in blauschwarzem Wasser. Du erzähltest mir von einem Mann aus deinem Bekanntenkreis, der Bilder ausschließlich für Motels malte. Er malte immer nur Boote, Flamingos und nackte braune Frauen; du sagtest, er verdiente damit viel Geld.
Flugzeuge kreischten über uns hinweg. Manchmal konnte ich nicht hören, was du, den Kopf an mich gepresst, sagtest. Ich konnte dich nicht bitten, es zu wiederholen, ich wäre mir lächerlich vorgekommen, und außerdem sind solche Dinge meistens nicht wiederholbar. Aber was, wenn du mich etwas fragtest, und als keine Antwort kam, nicht fähig warst, die Frage zu wiederholen? Diese Möglichkeit quälte mich zu einer späteren Zeit, als ich dir jede erhoffte Antwort geben wollte.
Wir zitterten beide. Wir schafften es kaum, so überwältigt waren wir – wir beide, alle beide – von Dankbarkeit und Erstaunen. Der Flut von unverdientem, unberechtigtem, nahezu nicht zu glaubendem Glück. Tränen standen uns in den Augen. Unleugbar. Jawohl.
Wenn du ein Mann gewesen wärst, den ich an jenem Tag oder zu jener Zeit meines Lebens kennengelernt hätte, hätte ich dich lieben können? Nicht so sehr. Ich glaube nicht. So sehr nicht. Ich liebte dich dafür, dass du für mich die
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