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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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Schal um ihren Hals durch ihr Gewicht noch enger zusammengezogen.« Er hielt inne, weil ich wieder weinte; mein Atem kam in stoßweisen Schluchzern. Danny streichelte meine nackten Arme und Schultern. »Es muss ganz schnell gegangen sein«, sagte er. »Sie hat wahrscheinlich nicht gelitten.«
    Danach redeten wir nicht mehr viel. Irgendwann hörte ich auf zu weinen, aber mein Kopf pochte, als hätte ich einen schlimmen Kater. Danny fiel in einen unruhigen Schlaf, ich hingegen schlief gar nicht. Mir war nie klar gewesen, dass die Vögel bereits vor Tagesanbruch zu zwitschern beginnen, ein Chor von Folterern, dessen Lautstärke immer stärker anschwoll, je heller das Licht durch die Vorhänge fiel. Schließlich hörte ich auf dem Treppenabsatz ein Geräusch  –  Simons nackte Füße, die ins Bad tappten. Danny vernahm es auch und glitt leise aus dem Bett, bewegte sich mit übertriebener Vorsicht durch das Zimmer.
    »Ich schlafe nicht«, sagte ich, worauf er sich sichtlich entspannte und normal zu bewegen begann. Ich setzte mich im Bett auf und sah ihm zu, wie er nach einer sauberen Hose suchte und dann die restliche Kleidung überzog.
    »Du brauchst noch nicht aufzustehen«, sagte er. »Versuch, noch ein bisschen zu schlafen.«

    »Ich kann nicht. Also kann ich genauso gut aufstehen.«
    Ich wartete, bis Simon und Danny im Bad fertig waren  –  sechs Zimmer, aber nur ein Bad –, und ging dann ebenfalls hinein. Es gab kein heißes Wasser, und ich musste mir die Haare waschen. Dieser Gedanke kam völlig überraschend. Ich hatte geglaubt, nie wieder normale Dinge tun zu können  –  und da stand ich nun und überlegte, dass ich den Boiler einschalten müsste, um mir die Haare zu waschen. In der Zwischenzeit begnügte ich mich so gut es ging mit kaltem Wasser. Meine Augen waren rot gerändert und blutunterlaufen, mit dunklen Schatten aus verschmierter Wimperntusche und Schlafmangel. Ich sah aus wie eine Gestalt auf einem Alice-Cooper-Plattencover.
    Als ich nach unten kam, merkte ich, dass die enge Verbundenheit der vergangenen Nacht verflogen war. Simon und Danny zankten sich zwar nicht, beharrten aber auf konträren Standpunkten.
    »Das hat Vorrang«, sagte Simon gerade. »Ich war schon draußen, und man sieht immer noch …« Er beendete den Satz nicht.
    »Ich muss es finden«, erwiderte Danny. Als er sah, dass ich die Küche betrat, wandte er sich mir zu, als wollte er meine Zustimmung erbitten. »Ich habe Si gerade von meinem Kruzifix erzählt. Ich muss es unbedingt suchen.«
    »Später«, begann Simon.
    »Ich darf das Kreuz nicht verlieren«, erklärte Danny. »Es ist ein Geschenk meines Vaters  –  zu meiner ersten Kommunion. Seitdem habe ich es immer getragen.«
    »Ich sage ja gar nicht …«, versuchte es Simon erneut, doch Danny hörte nicht auf ihn.
    »Wenn ich es nicht mehr trage, wird es Dad sofort auffallen.
Abgesehen davon könnte ich mir nie verzeihen, wenn ich es verloren hätte.«
    »Ist ja gut«, erwiderte Simon ungeduldig. »Wir werden es suchen. Aber vorher haben wir andere Dinge zu tun.«
    »Nein«, sagte Danny. »Ich werde mich jetzt gleich auf die Suche machen. Nicht, dass es jemand anders findet.«
    »Herrgott noch mal! Wer soll sich um diese Tageszeit denn im Wald herumtreiben?«
    »Man kann nie wissen«, erwiderte Danny stur. »Außerdem sollte einer von uns sowieso zu der Stelle zurückgehen und sich dort umsehen. Wir müssen uns vergewissern, dass nichts von Trudie herumliegt.«
    »Was sollte das sein?«, fragte Simon, aber sein Blick verriet, dass er sich geschlagen gab. Es war klar, dass Danny sich von seinem Vorhaben nicht abbringen lassen würde.
    Simon sank auf einen Küchenstuhl. Die schmutzigen Teller unserer letzten gemeinsamen Mahlzeit teilten sich den Tisch mit unseren ebenfalls schmutzigen Gläsern. Jeweils vier Stück. Auf der Arbeitsplatte stand eine leere Party-Seven-Dose und auf dem Herd eine große Pfanne mit einer dünnen, eingetrockneten Schicht von Trudies Eintopf.
    Danny lehnte am Spülbecken und trank ein Glas Wasser. Als er es geleert hatte, stellte er es achtlos zu dem anderen Geschirr, das darauf wartete, gespült zu werden. »Ich gehe jetzt los«, sagte er. »Ich bin so schnell ich kann wieder zurück.«
    Schweigend sah Simon ihm nach. Irgendetwas an Simon war verändert. Er wirkte so verletzbar und niedergeschlagen, dass ich ihn am liebsten in den Arm genommen hätte. Aber das würde Danny wohl nicht gefallen, sollte er es zufällig sehen, wenn er am

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