Was ist koscher - Jüdischer Glaube
man darf auch heiraten, denn es ist ein Freudentag.
Das große Sterben hat aufgehört. Und angeblich ist der 33.
Omer-Tag – im jüdischen Kalender der 18. Ijar – der Todestag von Rabbi Schimon bar Jochai, dem Autor des berühmtesten Werkes der Kabbala, des »Sefer haSohar«, des »Buches des Glanzes«. Er gilt als einer der ganz großen spirituellen Autoritäten. Sein Grab liegt im galiläischen Meron, wo sich alljährlich Tausende Menschen versammeln, um ein großes Fest zu Ehren dieses herausragenden Esoterikers zu feiern.
49 Tage lang wird Omer gezählt. Dann, am fünfzigsten Tag, ist Schawuot:
»Sieben Wochen sollst du dir zählen; vom ›Anheben der Si-chel am Getreidestand‹ sollst du beginnen, sieben Wochen zu zählen. Dann sollst du das Wochenfest feiern dem Ewigen, deinem GoĴ , gemäß der Edelmutsgabe deiner Hand, die du geben magst, je nachdem der Ewige, dein GoĴ dich segnen wird.« (Deut. 16, 9-10)
Heißt der Feiertag in diesem ThoraabschniĴ »Wochenfest«, so haĴ e er auch noch die Bezeichnungen: Erntefest, Tag der 278
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Erstfrüchte und auch »Azeret Pessach«, etwa Abschluss von Pessach, ein Zeichen dafür, wie eng Schawuot und Pessach miteinander verbunden sind. An Pessach beginnt die Getre-ideernte, an Schawuot ist sie beendet. Die Ausschmückung der Thora mit fl oristischen Gestecken erinnert an den landwirtschaĞ lichen Ursprung des Feiertags.
Doch im Laufe der Diaspora, mit zunehmender Distanz vom Land Israel, erhielt Schawuot eine theologische, spirituelle Aufwertung, die in der Geschichte der Nationenwerdung eine große Rolle spielt. Ist Pessach »Sman heruteinu«, die Zeit unserer Freiheit, so ist Schawuot »Sman matan thorateinu«, die Zeit, da uns die Thora gegeben wurde, also die Off enbarung GoĴ es am Berg Sinai.
Moses erhielt von GoĴ die Thora und übergab die 613 Ge-und Verbote an das Volk Israel. Das Volk nahm diese willig an. Und zwar nicht nur jene Generation, die damals Ägypten verlassen hat, sondern auch alle zukünĞ igen Generationen.
Denn es heißt, jeder von uns stand am Berg Sinai und erhielt die Thora persönlich, also auch ich, Paul Spiegel. So interpretierten die Rabbinen den Satz:
»Aber nicht mit euch allein schließe ich diesen Bund und diesen Flucheid, sondern mit dem, der heute hier mit uns vor dem Ewigen, unserem GoĴ , steht, wie auch mit dem, der heute nicht mit uns hier ist.« (Deut. 29, 13-14, Hervorhebung durch den Autor)
Die Tradition will damit sagen, dass jede jüdische Seele vor GoĴ am Sinai stand, wir alle also ebenso das Wort vernom-men haben wie unsere Ahnen. Das Wort GoĴ es ist lebendig und gültig für alle Ewigkeit, für alle Generationen.
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Riten und Symbole dieses Feiertags ranken sich um diesen be-deutenden metaphysischen Moment der jüdischen Geschichte. Die Zeit zwischen Pessach und Schawuot soll in der Wüste eine Zeit der spirituellen Reinigung gewesen sein. Das Volk Israel musste sich aller heidnischen Kulthandlungen, die es vielleicht übernommen haĴ e, entledigen, um GoĴ am Sinai entgegentreten zu können.
Die Off enbarung soll am 6. Siwan staĴ gefunden haben, dem Tag, an dem Schawuot gefeiert wird. Im MiĴ elpunkt der Liturgie steht die Lesung der Zehn Gebote. Daneben liest man auch das Buch Ruth, das eine ideale Kombination mehrerer Aspekte des Wochenfestes beinhaltet: Die Geschichte Ruths spielt in der Erntezeit, als sie sich als Nichtjüdin zum Judentum bekennt und die 613 Mitzwot auf sich nimmt, um Teil des Volkes Israel zu werden, und Ruth ist die Ahnin König Davids, der an Schawuot gestorben sein soll. David wiederum ist der Ahn des Messias, auf den wir Juden immer noch warten und dessen AnkunĞ wir im Zusammenhang mit der Off enbarung am Sinai besonders erfl ehen.
Wie bei allen jüdischen Feiertagen spielt auch an Schawuot das Essen eine große Rolle. Am Tag der Gabe der Thora essen wir nur milchige Speisen, Fleisch gehört nicht auf den Tisch.
Die Tradition nennt uns dafür drei Gründe:
1. Das Volk Israel hat am Sinai die Thora begierig aufgenommen, wie ein Baby seine Milch.
2. Nach dem »Sman matan thorateinu« kamen wir schließlich ins Land, in dem Milch und Honig fl ießen. Das »milchige«
Essen erinnert daran. Und schließlich noch eine besonders interessante Begründung:
3. Die koscheren Speisegesetze erhielt das Volk ja erst jetzt, am Sinai. Das Trennungsgebot zwischen milchigen und
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