Was ist koscher - Jüdischer Glaube
eins für milchige Gerichte) und das Pessachge-schirr aus dem Keller zu holen, natürlich auch ein milchiges und ein fl eischiges. Allein die Tatsache, dass der Pessachtisch nicht mit dem Alltagsgeschirr gedeckt wird, macht ihn besonders.
Wer sich fi nanziell so einen Aufwand nicht leisten kann, der muss sein Alltagsgeschirr entsprechend neu »kaschern«, es erneut rituell säubern, damit es auch für Pessach benutzt werden kann.
Die NahrungsmiĴ el für Pessach müssen nicht nur koscher, sondern »koscher lePessach«, koscher für Pessach sein, das gilt sogar für Fleisch! Das bedeutet, dass bei der Produktion der NahrungsmiĴ el, auch bei der Schlachtung der Tiere, der Maschgiach, der Aufseher, zusätzlich darauf achtet, dass keinerlei Chametz, Gesäuertes, in Kontakt mit der Nahrung für das Fest gekommen ist.
Am Abend vor dem eigentlichen Pessachfest fi ndet im Hause frommer Juden ein besonderes Ritual staĴ . Natürlich 270
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ist das Chametz längst entfernt worden. Doch es ist üblich, in jedem Raum kleine Bröckchen Brot hinzulegen und sie dann beim Schein einer Kerze und nach einem Segensspruch zu »suchen«, um sie in einer kleinen Tüte zu sammeln. Am nächsten Tag, also am Morgen vor Beginn des Feiertags, wird dann das Chametz traditionell verbrannt. Die Freiheit kann kommen!
Der Sederabend
Der wichtigste Moment des ganzen Festes ist der Sederabend.
Seder bedeutet, wie auch das Wort für das Gebetbuch, Siddur,
»Ordnung«. Wird Jom Kippur ausschließlich in der Synagoge vollzogen, so ist das Zentrum der rituellen Handlungen jetzt das eigene Heim und die Familie. Man geht selbstverständlich zum Gebet, doch die ganz besonderen Rituale fi nden am ersten Abend (in der Diaspora an den ersten beiden Abenden) daheim staĴ , am Sedertisch.
Hier wird des Auszugs aus Ägypten in besonderer Weise gedacht: In einer genauen Abfolge werden bestimmte rituelle Speisen verzehrt und die Geschichte vom Auszug aus Ägypten gelesen. Die Geschichte ist für diesen Abend in einem eigenen Buch zusammengefasst, der Haggada. Sie enthält nicht nur die »Story«, den »Plot«, denn dann könnte man ja einfach die Passagen aus der Thora vorlesen, sondern auch zahlreiche Kommentare, Erläuterungen, Gebete und populäre Lieder zu diesem besonderen Ereignis.
Der Tisch ist festlich gedeckt. Vor dem Baal-haBait, dem Hausherrn, der üblicherweise den Seder anführt und vollzieht, liegen, eingehüllt in eine schöne Decke mit drei Fä-
chern im Inneren, drei Mazzot. Sie symbolisieren die drei gesellschaĞ lichen Klassen von Juden, die es gibt: Das einfache 271
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Volk, Israel genannt, die Leviten und die Kohanim, die Priester. Daneben steht ein so genannter Pessach- oder Sedertel-ler mit einigen Vertiefungen, in denen sich folgende Zutaten befi nden:
1. Seroa – ein Stück gegrillter Fleischknochen. Er ist das Symbol für das einstige Pessachopfer im Tempel und das Symbol für den »starken Arm«, mit dem GoĴ sein Volk aus Mizraim geführt hat.
2. Charosset: ein köstlich schmeckender Brei aus Nüssen, Äpfeln und Wein. Nach sefardischen Rezepten werden auch DaĴ eln und andere nahöstliche Früchte beigemischt. Der Charosset sieht aus wie Mörtel und soll an die Sklavenarbeit erinnern.
3. Maror oder »BiĴ erkraut«. Das kann Petersilie oder Radies-chen oder Ähnliches sein. Es steht für die biĴ ere Unterdrü-
ckung durch die Ägypter.
4. Karpass: eine Erdfrucht. Die armselige Nahrung, die die Juden als Sklaven zu sich nahmen.
5. Beiza: ein hart gekochtes Ei. Es symbolisiert die Opfer während der Sklavenarbeit und, natürlich, die Zerstörung des Tempels.
Daneben stehen auf dem Sedertisch noch folgende Speisen: a) Eine Schüssel mit Salzwasser, das sind die vielen Tränen, die die Juden in der Sklaverei vergossen haben.
b) Ein Becher Wein für den Propheten Elij a, der das Kommen des Messias ankündigt, auf den man an Pessach besonders intensiv wartet, und schließlich
c) Vier Becher Wein, die jeder Teilnehmer des Sederabends trinken soll. Sie symbolisieren die vier Wendungen, mit 272
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denen GoĴ die Herausführung seines Volkes ankündigte:
»Ich werde euch herausführen«, »und erreĴ e euch«, »und kaufe euch frei«, »und habe euch mir zum Volk genommen«.
Nach und nach werden diese symbolischen Speisen beim Lesen der Haggada gegessen. Es werden Segen
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