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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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jüdischen
    Freund Jakob. »Wir haben heute vom Herrn Pfarrer gelernt, dass ihr Juden den Heiland getötet habt, stimmt das?«, fragt Moritz.
    »Also meine Familie war das ganz bestimmt nicht«, beeilt sich Jakob zu versichern, »vielleicht waren das Kohns im vierten Stock!«
    Ist noch eine Frage unbeantwortet geblieben? Ach ja, richtig: Mazze ist kein jüdisches Knäckebrot.
    275
    PюѢљ Sѝіђєђљ
    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    Warum machen Juden
    Christen immer alles nach?
    Sieben Wochen nach Ostern feiern die Christen das Pfi ngstfest, das Fest zu Ehren des Heiligen Geistes, und die Kirchen werden mit frischen Blumen, Ästen und Zweigen geschmückt. In derselben Zeit feiern aber auch Juden schon wieder ein Fest.
    Warum ist das so? Warum liegen die jüdischen Feiertage immer im selben Zeitraum wie die Feiertage des Christentums?
    Schawuot
    Ich werde vielleicht die Leserin, den Leser auch noch damit überraschen, wenn ich anfüge, dass während des Festes, das parallel zu Pfi ngsten auf dem jüdischen Kalender steht, die Synagogen überall auf der Welt ebenso mit Blumen, mit Ästen und Zweigen geschmückt werden! Ahmen wir das Christentum nach? Mitnichten. Schließlich ist das Judentum der ältere Glaube, aus dem das Christentum entstand. Und das Christentum hat sich erst im letzten Jahrhundert auch offi ziell
    eingestanden, wie jüdisch seine Wurzeln sind, wie es jüdische Feiertage seinem Credo entsprechend umgedeutet und umfunktioniert hat. Dabei blieben viele Elemente des einstigen jüdischen Feiertages erhalten. Und dieser, aus dem Pfi ngsten hervorgegangen ist, heißt Schawuot, das Wochenfest, und dauert in Israel einen, in der Diaspora zwei Tage. Ein Wochenfest, das gerade mal zwei Tage dauert? Das hängt mit dem Namen zusammen und hat einen ganz banalen Hintergrund. Das Fest fi ndet nämlich sieben Wochen nach Pessach staĴ , genau am 50. Tag. Und es heißt »Wochenfest«, weil es an die sieben Wochen erinnert und somit an die Verbindung mit Pessach. Dämmert dem gebildeten oder gläubigen Christen, 276
    PюѢљ Sѝіђєђљ
    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    dass zwischen Ostern und Pfi ngsten die gleiche Zeitspanne liegt? Dass der englische Name für Pfi ngsten, »Pentecost«, von dem altgriechischen Wort für fünfzig herrührt?
    Doch so, wie es eine enorme inhaltliche Veränderung von Schawuot zu Pfi ngsten gegeben hat, so hat sich im Laufe der Geschichte die Bedeutung des jüdischen Feiertags gewandelt. Ursprünglich war Schawuot ein Erntedankfest. Dieser landwirtschaĞ liche Aspekt gewinnt sieben Wochen vorher an Bedeutung, im so genannten Omer-Zählen. Ein Omer, das he-bräische Wort bedeutet Garbe, ist eine Maßeinheit für Gerste gewesen. Das Zählen des Omer war eine religiöse Verpfl ichtung, die mit Opfergaben verbunden war:
    »Ihr sollt euch aber zählen von dem Tag nach dem ›Sabbat‹, von dem Tag, da ihr die Garbe der Schwingung bringt: Sieben volle Wochen sollen es sein. Bis zum Tag nach dem siebenten Sabbat sollt ihr zählen: Fünfzig Tage, und dann sollt ihr dem Ewigen ein Mehlopfer vom Neuen darbringen.« (Lev. 23, 15-16)
    Nach der Zerstörung des Tempels war es weder möglich, das Omer, die »Garbe der Schwingung«, noch später das
    »Mehlopfer«, auch Mincha genannt, darzubringen. Doch die Zählung wird als ein Gebot der Thora bis zum heutigen Tag beibehalten. Sie beginnt am zweiten Tag des Pessachfestes.
    Man zählt Omer üblicherweise am Abend. In der Diaspora sind die Wochen zwischen Pessach und Schawuot zu einer Zeit der Trauer umgedeutet. Denn in dieser Zeit sollen 24000
    Schüler des berühmtesten Rabbis des Talmuds, Rabbi Akiba, einer Epidemie zum Opfer gefallen sein, die am 33. Tag des Omerzählens endlich vorbei war. Doch auch nach dem 33.
    Tag gab es noch viel zu betrauern: Im MiĴ elalter, während 277
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    der Kreuzzüge, die Vernichtung der großen jüdischen Gemeinden in Deutschland, im siebzehnten Jahrhundert dann die Verfolgung und Vernichtung der Juden in Polen durch Bogdan Chmielnicki. Als äußeres Zeichen der Trauer scheren sich Männer Haupt- und Barthaar nicht, es ist auch verboten, in der Omer-Zeit zu heiraten.
    Außer am 33. Tag, der auf Hebräisch Lag Ba‘Omer heißt!
    »Lag« besteht im Hebräischen aus nur zwei Buchstaben, Lamed (L) und Gimmel (G). Jeder Buchstabe hat im Hebräischen einen Zahlenwert, das L die 30, das G die drei: Also 33.
    An Lag Ba‘Omer darf man sich rasieren und zum Friseur gehen,

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