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Was ist mit unseren Jungs los

Was ist mit unseren Jungs los

Titel: Was ist mit unseren Jungs los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guggenbuehl
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Abgrenzung von der Erwachsenenwelt ermöglicht. Informationen über Unanständiges muss man sich nicht mehr mühsam über Arrangements oder Anpassungsleistungen erkämpfen, sondern man erhält sie gratis über die richtige Webadresse. Der Neugier und Experimentierlust sind dank Internet keine Grenzen gesetzt. Die Aneignung von Wissen geschieht anarchisch, amoralisch und oft aus genuiner Neugier. Die Erwachsenen sind zu einer Randposition verdammt. Verbote bestimmter Tätigkeiten wie Killergames sind ebenso nutzlos wie der Versuch, die mediale Welt pädagogisch sinnvoll zu gestalten. Abwertungen machen das entsprechende Thema doppelt attraktiv. Kinder und Jugendliche realisieren, dass die Internetwelt ihnen die große Freiheit ermöglicht. Sie selbst entscheiden über die Infos oder Spiele, die sie sich herunterladen oder denen sie sich widmen wollen.
    Die Internetrevolution hat zur Folge, dass wir unsere Einstellungzur Bedeutung der Kindheit und Jugend radikal überdenken müssen. Diskussionen sollten sich heute nicht mehr nur darum drehen, ob sich Kinder und Jugendliche die problematischen Sites ansehen dürfen und gewalttätige Computergames spielen, sondern wie die mediale Revolution bewältigt werden kann. Welche Selbstkompetenzen kann man bei Kindern und Jugendlichen fördern, damit sie sich in der Informationsflut orientieren können und besonnene Wahlen treffen. Welche psychologischen Konsequenzen müssen gezogen werden, damit sich Kinder und Jugendliche selber schützen und die Beschäftigung mit anrüchigen Themen keine problematischen Auswirkungen hat. Dass gewalttätige Jugendliche mehr Zeit mit diesen unappetitlichen Spielen verbringen als friedliche Jugendliche, scheint erwiesen. Ob der Zusammenhang jedoch kausal bedingt ist, ist zweifelhaft. Problematische Jugendliche suchen überall Vorbilder und Begründungen für ihre Aggressionen.
    Kinder und Jugendliche gestalten ihre Lebenswelt selber. Sie wählen aus der immensen Informations- und Bilderflut aus, was ihnen entspricht und gefällt. Vielleicht müssen wir von der Idee des pädagogischen Schonraums Abschied nehmen. Wir müssen davon ausgehen, dass Kinder und Jugendliche heute wieder in einer Welt aufwachsen, in der sie dem Schatten des Menschen ausgesetzt sind. Da wir keine Kontrolle über diesen Prozess haben, müssen wir uns auf die Kompetenzen konzentrieren. Welche Vorbereitung braucht es, damit sie sich im Chaos der Informationen und Bilder orientieren können. Dazu braucht es eine Pädagogik, die das Schreckliche zum Thema macht, mit dem die Jugendlichen im Internet konfrontiert werden. Das Abgründige des Menschen darf nicht mehr für später aufgespart werden. Die unheimliche Faszination der Gewalt, die Anziehungskraft der Pornographie, die Freude an Zerstörung oder die trickreichen Täuschungsmanöver, zu denen der Mensch fähig ist, müssen zuThemen der Erziehung und Bildung werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Söhne und Töchter diesen Themen alleine ausgeliefert sind. Dieses Umdenken ist nicht einfach. Alte Denkmuster müssen überwunden werden. Viel lieber würden wir natürlich weiterhin von der schönen neuen Welt berichten und in Schulbüchern Lösungen anpreisen, Horror, Gelüste und Süchte aus dem Leben verbannen. In der Pädagogik dürfen wir nicht mehr nur von Idealsituationen ausgehen, sondern das Doppelbödige und Abgründige des Menschen zulassen, reflektieren, damit Kinder und Jugendliche zusammen mit den Alten einen Umgang mit diesen Themen finden. Die Kinder und Jugendlichen haben als Projektionsträger der Gesellschaft ausgedient.

10.
Wie jugendliche Gewalttäter friedlich werden
    Praktische Arbeit mit dem Anti-Aggressivitäts-Training (AAT) 127
    »Wenn du mit uns kooperierst, dann helfen wir dir, dass du deine beruflichen und privaten Ziele erreichst! Kooperierst du nicht, schwindelst du uns an, dann bist du uns egal!«, teilen wir dem siebzehnjährige Jungen mit und versuchen, ihm in die Augen zu blicken. Wir wollen ihm klar machen, dass er sich entscheiden muss, wie es in seinem Leben weitergehen soll. Gewalt ist dabei keine Option! Obwohl wir uns große Mühe geben, den athletischen Jungen von der Notwendigkeit zu überzeugen, an sich zu arbeiten, beeindrucken ihn unsere Worte nicht. Wir kommen uns vor, als würden wir an eine Wand sprechen. Wie kann man diesen jungen Mann überzeugen, dass die Beleidigung »deine Mutter« ihn nicht dazu berechtigt dreinzuschlagen? dass es falsch war, einem Bekannten das

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