Was Katzen wirklich wollen
entstehende Verdunstungskälte verschafft ihnen eine gewisse Abkühlung. In unserem gemäßigten Klima ist dieses Verhalten zwar nur selten zu beobachten, wohl aber in heißen, trockenen Ländern.
Stressabbau: Nicht zuletzt dient Putzen auch dem Abbau von Unsicherheit, Nervosität, Anspannung und aller anderer unerfreulicher Gefühlsregungen, die man im Neudeutschen unter dem Begriff Stress zusammenfasst.
Rutscht die Katze zum Beispiel bei der Durchführung eines sorgfältig vorbereiteten Sprungs aus, schimpft die Hausfrau, bloß weil Klein Kätzchen sich friedlich und in aller Unschuld auf einem Stapel frisch gebügelter Wäsche niedergelassen hat, stört Mieze das markerschütternde Gebrüll eines Kleinkinds, glotzt eine unverschämte Person sie an, versteht sie die Welt nicht mehr – immer dann putzt sie sich. Meist fährt sie in einer solchen Situation mit der Zunge ein paarmal über Brust oder Flanken, manchmal kommt noch die eine oder andere Pfote dran.
Damit unterbricht die Katze die für sie so peinliche oder unerfreuliche Szene und baut gleichzeitig die innere Spannung ab.
Ein solches Verhalten nennt man allgemein eine Übersprunghandlung, in diesem speziellen Fall haben wir es mit einem Übersprungputzen zu tun. Wir kennen so etwas von uns selbst: Sind wir verlegen, peinlich berührt oder finden uns in einer Situation nicht ganz zurecht, kratzen wir uns am Kopf.
STRETCHING – DEHNÜBUNGEN ZUM AUFWÄRMEN
Das Strecken und Dehnen ist so typisch für die Katze wie das Schnurren. Bevor Mieze richtig aktiv wird, gönnt sie sich ein gründliches Strecken des ganzen Körpers, systematisch und in stets gleicher Abfolge.
Die Katze tritt mit den Vorderbeinen so weit wie möglich vor, ihr Hinterteil bleibt noch stehen, der Schwanz ist hoch erhoben. Die Vorderbeine werden dabei maximal gedehnt, von der Schulter bis in die Zehenspitzen, auch die Krallen werden ausgefahren.
Die Katze schiebt nun ihren Körper nach vorne und dehnt und streckt ihren Rücken. Anschließend tritt sie mit den Vorderbeinen vor und dehnt die Hinterbeine, entweder beide gleichzeitig, oder sie streckt wie hier erst das eine weit nach hinten und dehnt das andere dann beim Losgehen.
Durch gegenseitiges Putzen wird nicht nur das Fell gepflegt, sondern auch die Beziehung. Die Zunge der Freundin reinigt den selber nur schwer zu putzenden Kopf, beruhigt durch die leichte Massage und fördert das Vertrauen.
Gegenseitiges Putzen erhält die Freundschaft
Wenngleich kleine Kätzchen mit der Anlage zur Körperpflege fertig ausgerüstet zur Welt kommen, müssen sie in den ersten Lebenswochen doch vollständig durch die Mutter gepflegt werden. Sobald die Kleinen aber mit der Aufnahme fester Nahrung beginnen und auch Flüssigkeiten auflecken können, fangen sie mit den ersten Putzversuchen an. Nach rund sechs Wochen vermag ein Kätzchen sich halbwegs selbst sauber zu halten, wird aber trotzdem von der Mutter eifrig weitergepflegt. Auch die Geschwister putzen einander unermüdlich, was zum einen der Reinlichkeit, zum andern aber ebenso der Erhaltung des gemeinsamen Familiengeruchs dient. Charakteristisch für Jungkatzen ist ein oft nahtloser Übergang vom sozialen Putzen in ein fröhliches Kämpfchen und auch umgekehrt.
Später, im Erwachsenenalter, putzen sich befreundete Katzen oft gegenseitig, desgleichen Partner in der Paarungszeit. Und, wenn er lieb und brav ist, wird auch der eigene Mensch mit einer sorgfältigen Abraspelung der Haut durch die Zunge bedacht – wobei auch hier Liebkosung und übermütiges Beißen und Zwicken nahe beieinanderliegen können.
Peinlicherweise putzen sich Katzen häufig unmittelbar nach einer Berührung durch fremde Menschen, beispielsweise durch Besucher des Hauses. Das wirkt dann so, als würden wir selbst uns gleich nach dem Händeschütteln die Hände waschen gehen. Tatsächlich ist dem wohl auch so ähnlich: Die durch die aufdringliche Vertraulichkeit leicht indignierte Katze will einfach nur ihr durcheinandergebrachtes Fell wieder in Ordnung bringen und den vertrauten Hausgeruch wiederherstellen. (Natürlich können Sie Ihrem Besuch auch diplomatisch-höflich erklären, dass das liebe Kätzchen den Duft, den die streichelnde Hand auf seinem Fell zurückgelassen hat, überaus sympathisch findet und ihn über die Zunge in sich aufnimmt.)
Gestreichelt und gekrault zu werden gibt Mieze ein wohliges Gefühl – körperlich wie seelisch.
Soziale Fellpflege seitens des Menschen
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