Was liest der Hund am Laternenpfahl
werden soll, rein gar nichts zu tun haben: Jugend, Beweglichkeit, Glück und Wohlstand. Bei dieser werbetypischen Strategie ist der Hund Begleiter jung gebliebener, älterer Menschen, denen suggeriert werden soll, sie müssten eine bestimmte Versicherung abschließen; oder er gehört zum Glück einer perfekten, jungen Familie, die mit strahlenden Gesichtern einen Magarineaufstrich verzehrt; er verschönert den Perserteppich eines Geschäftsmannes, der sich bei Sonnenuntergang in aller Ruheein alkoholisches Getränk gönnt. Sehr häufig sind Werbeschaffende der Meinung, eine bestimmte Rasse passe hier ganz genau ins Konzept, und eben diese findet sich – nach entsprechend wochenlanger Berieselung der Zuschauer – zuerst in den Wohnstätten der Menschen und schließlich auch vermehrt in den Tierheimen wieder. Zurzeit erleidet beispielsweise der Shar Pei dieses Schicksal. Viele, gerade exotischere oder doch zumindest anspruchsvolle Hunderassen werden durch die Werbung erst bekannt und populär, und was auf dem Fuße folgt, sind häufig überforderte und verzweifelte Ersthundebesitzer am Rande des Nervenzusammenbruchs. Der höhere Kaufpreis schützt diese als Schmuckstücke oder Statussymbole missbrauchten Rassehunde keineswegs vor den Torheiten menschlicher Beeinflussbarkeit, und gerade sie sind es, die heutzutage leichtfertig angeschafft werden und deswegen vermehrt in den Tierheimen landen.
Gibt es einen Trick bei der
auswahl
eines seriösen Züchters?
Die meisten potenziellen Hundebesitzer bereiten sich vor ihrem ersten Besuch beim Züchter sorgfältig vor. Freunde und Bekannte mit Hunden werden befragt, Bücher werden gewälzt, Fragekataloge angelegt. Doch auch Hundezüchter stellen sich auf den Besuch eventueller Käufer in der Regel gut ein. Und sie haben dem Besucher eines häufig voraus: Erfahrung nicht nur im Umgang mit dem Hund, sondern vor allem auch mit dem Kunden. Daher werden sie, was völlig legitim ist, bemüht sein, diesem ein positives Bild ihrer züchterischen Bemühungen zu vermitteln. Wie ernst gemeint diese Bemühungen jedoch sind, kann ein unangekündigter Kurzbesuch, bei dem man „ganz zufällig gerade in der Nähe war“, offenbaren. Ein solcher ist zwar aufgrund großer Entfernungen leider nicht immer leicht zurealisieren, dafür jedoch unter Umständen umso informativer. Auf diese Weise kann man nämlich feststellen, ob die Welpen wirklich so familienintegriert gehalten werden, wie am Telefon behauptet wird, und nicht nur zu verkaufsfördernden Zwecken aus dem abgelegenen Zwinger in die Wohnung geholt werden. Außerdem kann man sich von der Existenz der Mutterhündin überzeugen, die bei Hundehändlern seltsam oft just zum Moment eines verabredeten Treffens von einem lieben Nachbarn ausgeführt wird, angeblich, damit sie sich etwas von ihrer Brut erholen kann. Ein seriöser Züchter, der Wert auf ebensolche seriösen Käufer legt, wird sich die Motive eines derart unangekündigten Überfalls im Nachhinein gerne erläutern lassen und ihn nicht übel nehmen.
Sind Rassehunde
rassistisch
?
In Welpenspielgruppen beobachtet man häufig folgendes Phänomen: Sobald zwei oder mehrere Vertreter einer Rasse aufeinandertreffen, spielen diese nur noch untereinander und haben für die Schönheit und den Reiz der Vielfalt in der Spielgruppe scheinbar jeglichen Blick verloren. Keine Lust auf Multi-Kulti? Oder sind diese Exemplare am Ende gar – Gott behüte – rassistisch? Eine solche Sichtweise wäre nicht nur höchst interpretativ, sondern spekulativ und ein gutes Beispiel für die unangemessene Übertragung menschlicher Maßstäbe auf Tiere. „Schuld“ an diesem Verhalten ist schlicht der natürliche Vorgang der Prägung. In den ersten Lebenswochen bis zu seiner Abgabe hat der junge Hund innerartlich in der Regel fast ausschließlich Kontakt zu Hunden, die aussehen wie er selbst: Muttern und die Wurfgeschwister. Alle Erfahrungen, so auch die lustvollen des Spielens, macht er also zunächst mit seinesgleichen. Trifft er nun auf Artgenossen, die diesem äußeren Muster entsprechen, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit versuchen, die früh eingeprägten, angenehmen Erlebnissezu wiederholen, denn jedes Lebewesen strebt nach dem Lustvollen. Oft verliert sich dieses Phänomen im Erwachsenen- bzw. Junghundealter, da Hunde durch das Zusammenführen mit Hunden jeglicher Couleur lernen, dass lustvolles Spiel auch mit anderen möglich ist, oder einfach, weil die Spielfreude beim erwachsenen Hund insgesamt
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