Was liest der Hund am Laternenpfahl
Lebensdauer großer und kleiner Mischlinge der zweiten und dritten Generation könnten hierzu aufschlussreiche Einblicke geben, da diese von negativen Inzuchtauswirkungen ja weniger betroffen sein dürften. Auf weitere diesbezügliche Untersuchungen darf man also gespannt sein. Eine weitere bemerkenswerte und äußerst einleuchtende These zur Langlebigkeit betont die vergleichsweise stärkere Bewegungseinschränkung von großen gegenüber kleinen Hunden: Ein kleiner Hund läuft selbst an der Leine immer im Trab und kann sich sogar innerhalb der eigenen vier Wände in diesem seinem Lieblingstempo bewegen, womit er ein tägliches und vor allem ständiges Kreislauftraining absolviert, das dem großen Hund hingegen nur bei Freilauf ohne Leine gegeben ist.
Was sind eigentlich
qualzüchtungen
?
„Überaus schlimm jedoch wird die Sachlage, wenn die allmächtige Tyrannin Mode sich anmaßt, dem armen Hund vorzuschreiben, wie er auszusehen hat.“ Dieses Zitat des berühmten Verhaltensforschers Konrad Lorenz aus dem Jahr 1963 bringt die Ursache des Elends qualgezüchteter Hunde auf den Punkt. Als Quälerei anzusehen sind zunächst einmal alle extremen körperlichen Merkmale, die das Wohlbefinden des Tieres einschränken. Doch auch Zuchtpraktiken werden in Zusammenhang mit dem Begriff Qualzüchtung mittlerweile diskutiert. Sogar der Europarat in Straßburg hat dieses Problem erkannt und 1995 die sogenannte „Multilaterale Konvention zum Schutz von Heimtieren“ verabschiedet. In dieser Entschließung finden sich Richtlinien über eine Revision von Zuchtpraktiken. So werden Höchst- und Mindestgewichte für sehr große und sehr kleine Hunde empfohlen, um Skelettprobleme zu vermeiden, außerdem Maximalwerte für das Längen-Höhen-Verhältnis kurzbeiniger Hunde zur Verhinderung von Wirbelsäulenschäden. Weiterrät man zu einer Mindestschädelgröße, um Atmungs- und Geburtsprobleme zu verringern. Die Züchtung von Tieren mit Fontanellen, mit abnormen Stellungen von Zähnen und Gliedmaßen, abnormen Größen und Formen von Augen und Lidern, mit zu langen Ohren und zu starker Faltenbildung wird ebenfalls abempfohlen. Mit aufgenommen in diese Liste der züchterischen „Don’ts“ wurde auch die Zucht von Hunden, bei denen rezessive Gendefekte auftreten. Diese Liste ist weder vollständig oder bindend noch unumstritten. Es mag sicherlich schwer zu definieren sein, ab welchem Grad der Ausprägung eines bestimmten Merkmals man von Qualzüchtung sprechen kann. Dennoch sollten der menschlichen Tyrannenherrschaft hier klare Grenzen gesetzt werden. Die Empfehlungen des Europarats sind immerhin ein Schritt in diese Richtung.
Landen Mischlinge eher im
tierheim
?
Seit nunmehr Jahrzehnten existiert die weitverbreitete Meinung, nach der Mischlinge eher im Tierheim landen als Rassehunde. Man führte dies darauf zurück, dass bei derAnschaffung eines vergleichsweise teuren Rassehundes wesentlich genauer überlegt wird, ob und wie man die vielfältigen Ansprüche der Hundehaltung überhaupt stemmen kann. Tatsächlich sind eine Vielzahl der Tierheiminsassen Mischlinge. Der einfache Rückschluss, dass diese leichtfertiger an- und wieder abgeschafft werden und Rassehunde aufgrund ihres Preises besser vor menschlicher Leichtfertigkeit geschützt sind, ist dennoch ein Trugschluss. Zunächst einmal muss die Gesamtanzahl der Mischlinge im Verhältnis zur Gesamthundepopulation berücksichtigt werden. Da es nun einmal mehr Hunde gemischter Herkunft bei uns gibt als Rassehunde, sind die Erstgenannten nicht nur in den Wohnungen, auf den Straßen und in den Parks in der Mehrzahl, sondern auch in den Tierheimen. Allein die Anzahl der Mischlingsinsassen im Vergleich zu den Stammbaumträgern in den Tierheimen macht Rückschlüsse der genannten Art also noch lange nicht richtig. Hinzu kommt, dass Rassehunde auf privatem Wege deutlich höhere Vermittlungschancen haben als Mischlinge; in öffentlichen Tierheimen tauchen diese Hunde also gar nicht erst auf. Es gibt noch weitere Punkte, die die pauschale Auffassung vom unbedacht besorgten Mischling und vom wohlabgewägt gekauften Rassehund relativieren. Seit einigen Jahren nämlich ist auch die Werbung auf den Hund gekommen. Dabei geht es schon lange nicht mehr nur darum, die dazugehörigen Besitzer mit all dem zu beglücken, was der Hund jahrtausendelang überhaupt nicht vermisst hat. Der Hund dient in der Werbung für völlig hundeferne Produkte auch als Träger von Werten, die mit dem, was verkauft
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