Was Menschen gutes tun
auf Übergewicht zurückzuführen. Aber nach Lizzies unerwartetem Tod vor beinahe zwei Jahren war seine Figur deutlich schlanker geworden, beinahe hager. Da er nicht den Eindruck hatte erwecken wollen, als habe er seine Kleidung bei einem Zeltmacher gekauft, hatte er sich einige Monate nach dem Xindi-Angriff komplett neu eingedeckt.
Heute fühlte er sich, als müsste er demnächst erneut seine gesamte Garderobe austauschen.
Während der annähernd vier Jahrzehnte ihrer Ehe hatte Charles’ Frau Elaine ihm immer wieder gesagt, er habe das Gesicht eines Mannes, der gerne lachte. Er wünschte sich, er könnte noch immer dieser Mann sein, und wenn auch nur für sie. Könnte er das, wäre es ihm vielleicht möglich gewesen, etwas gegen die tiefen Linien zu tun, die der Schmerz und die Anstrengung in scharfem Relief in Elaines einst glatte und porzellanartige Züge gegraben hatten.
Doch Charles hatte sich niemals weniger danach gefühlt, zu lachen, als heute. Schließlich waren Elaine und er zum Candlestick-Auditorium gekommen, um im Wesentlichen den jüngeren ihrer beiden Söhne zu begraben. Auch wenn es dank der Raumbestattungsklausel in Trips letztem Willen natürlich keinen Körper gab, der beerdigt werden konnte.
Genauso wie es auch nichts zu beerdigen gegeben hatte, nachdem Trips Schwester Lizzie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Als diese verdammten Xindi eingetroffen waren und aus dem klaren, blauen Frühlingshimmel den Tod hatten regnen lassen …
Erfolglos versuchte Charles sich an diese deutlich jüngere Version seiner selbst zu erinnern, die so gerne gelacht hatte. Doch stattdessen konnte er nur daran denken, wie viel dieser Mann in den letzten paar Jahren verloren hatte.
Gott sei Dank bleibt uns noch Albert
, dachte er bei sich, doch der Gedanke half nur wenig, seine Trauer zu lindern. Albert hatte Archers Einladung, ihn heute zu treffen, abgelehnt. Er hatte gesagt, dass er den Feierlichkeiten des heutigen Tages lieber fernbleiben wolle. Er bevorzuge es, auf seine eigene Weise zu trauern, gemeinsam mit seinem Mann Miguel und ihrem kleinen Kreis enger Freunde und Angehöriger. Charles freute sich darauf, sein einziges überlebendes Kind bald wiederzusehen, doch er wünschte sich von ganzem Herzen, die Umstände dafür wären andere gewesen.
Gemeinsam mit Elaine betrat er den engen, aber hell erleuchteten Konferenzraum. Sie hielt ihre kleine Handtasche so fest umklammert, dass ihre weißen Fingerknöchel einen auffälligen Kontrast zu dem schwarzen Trauerkleid boten. Sie setzten sich nicht, sondern sahen nur den Mann an, der sie durch das weitläufige Ganglabyrinth hinter den Tribünen des Auditoriums geführt hatte. Der mitfühlend dreinschauende Denobulaner hatte sich als Phlox vorgestellt, der Chefarzt der
Enterprise
– und als einer von Trips engsten Freunden. Die ungewöhnlich blauen Augen des Denobulaners glänzten vor unvergossenen Tränen. Er wirkte so aufgelöst, dass Charles regelrecht Mitleid mit
ihm
hatte.
»Ich bin mir sicher, dass Sie alles getan haben, was Sie konnten, um ihn zu retten, Doktor«, brach Elaine das Schweigen, gerade als Charles im Begriff war, etwas Ähnliches zu sagen. Er hoffte, dass ihre Absolution dem Doktor zumindest ein wenig Trost spendete.
»Danke, Mrs. Tucker«, sagte Phlox, der auf einmal noch unglücklicher wirkte als zuvor. »Doch wenn Sie so viele Patienten wie ich behandelt, gerettet und verloren haben …« Er unterbrach sich kurz, als wollte er seine Gedanken sammeln oder sich vielleicht auch nur davon abhalten, zu viel zu sagen. Nachdem er einmal tief Luft geholt hatte, seufzte er und fuhr fort: »Nun, sagen wir einfach, dass kein Arzt jemals frei von Selbstzweifeln sein wird, vor allem dann nicht, wenn der Patient jemand ist, der dem Doktor nahesteht.«
Die Tür des Raums öffnete sich erneut, und eine Frau und ein Mann traten ein. Beide trugen ernste Mienen zur Schau. Die Frau war eine große, attraktive Vulkanierin, die unerwarteterweise eine Sternenflottenuniform anhatte. Ein säuberlich angeordnetes Trio aus rechtwinkligen Balken an ihrem Kragen wies sie als Commander aus. Die Vulkanierin trug einen kleinen Koffer an ihrer Seite.
Commander T’Pol
, dachte Charles. Er kannte sie aus zahlreichen Nachrichtensendungen. Abgesehen davon hatte Trip sie oft in seinen Botschaften nach Hause erwähnt. Auch wenn es natürlich viele Dinge gab, die sein Sohn ungesagt gelassen hatte, war Charles immer der Ansicht gewesen, dass Trip in T’Pol
Weitere Kostenlose Bücher