Was Menschen gutes tun
vernarrt gewesen war. Vielleicht war das auch andersherum der Fall. Als die Nachrichten meldeten, dass der Terrorist John Frederick Paxton ein vulkanischmenschliches Hybridkind aus der DNA von Trip und T’Pol geschaffen hatte, waren in Charles plötzlich wieder Träume erwacht, Großvater zu werden. Das hatte ihn überrascht. Er hatte sie nach dem schrecklichen Schlag, den Lizzies Tod ihrer Familie zugefügt hatte, zerschmettert geglaubt. Natürlich hatte das Schicksal diese Hoffnungen endgültig zunichtegemacht, als es entschied, ihnen Trip genauso zu nehmen wie Lizzie.
Den düster dreinschauenden, etwas größeren Mann neben T’Pol erkannte Charles sofort als Jonny Archer. Es war mittlerweile an die zwanzig Jahre her, dass Trip ihn Elaine und ihm erstmals vorgestellte, aber weder Charles noch Elaine hatten ihn im Laufe der letzten zehn Jahre viel gesehen. Obwohl er in seiner formellen blauweißen Sternenflottengalauniform schick herausgeputzt wirkte, schien der Captain ein ganzes Stück gealtert zu sein, seit sie sein Gesicht vor etwa zwei Wochen auf dem Computerbildschirm gesehen hatten. Die Xindi-Krise, die jüngste Tragödie auf Coridan und die enorme Rolle, die ihm die Medien im Hinblick auf die Entstehung der Koalition der Planeten zugedacht hatten – Charles konnte sich lebhaft vorstellen, dass dieser Mann beinahe buchstäblich das Gewicht ganzer Welten auf seinen breiten Schultern lasten spürte.
Archer streckte die rechte Hand aus, und Charles schüttelte sie benommen. Dann versuchte Charles, für T’Pol anstelle eines Händeschüttelns das vulkanische Handzeichen zu machen – er war stolz darauf, zumindest so viel über vulkanische Kultur zu wissen –, aber er gab es auf, als er feststellte, dass diese Geste ihn überforderte.
»Danke für deinen Brief«, sagte Elaine, schüttelte Archers Hand und bedachte T’Pol mit einem beinahe vornehmen Nicken. »Ich schätze, ich habe wirklich nichts so Erbauliches erwartet, nachdem du uns wegen der … Neuigkeiten über Trip angerufen hast.«
Ein unglücklicher Ausdruck, der dem glich, den Charles bereits bei Phlox gesehen hatte, huschte über Archers Gesicht wie eine Bank aus dunklen Sturmwolken. »Es tut mir so leid, Gracie. Das ist nicht die Art von Brief, die ein Captain jemals gerne schreibt. Aber ich dachte mir, dass ich es Ihnen als Trips vorgesetzter Offizier schuldig war. Und als sein Freund. Sie beide haben es verdient, zu erfahren, wie heldenhaft Ihr Sohn gestorben ist.«
Charles spürte, wie ihm plötzlich die Tränen in die Augen stiegen und sich in seinen Augenwinkeln sammelten wie Wasser hinter einem Damm, der jederzeit brechen konnte. Das Prisma der Trauer verzerrte Archers Gesicht vor ihm. Er schloss die Augen, sodass alles, was er sehen konnte, Trips Lächeln war. Trip als ein Kind, als ein Achtjähriger, ein Jugendlicher, ein junger Mann. Er konnte an nichts anderes denken, als daran, dass es schön zu wissen war, wie viele wundervolle, loyale Freunde sein Sohn während seines viel zu kurzen Lebens gefunden hatte.
Er merkte, dass er sich außerstande fühlte, irgendetwas zu sagen. Entsprechend war Charles außerordentlich dankbar dafür, dass sowohl Archer als auch T’Pol bereit und willig schienen, den Großteil der Konversation zu übernehmen.
»In ein paar Minuten werden Sie beide zu Ihren Plätzen im VIP-Bereich gebracht«, sagte T’Pol.
Archer nickte. »Ich wollte dafür sorgen, dass Sie beide so viel von den heutigen Zeremonien und Ansprachen hören und sehen können, wie Sie möchten. Ich weiß, dass Trip …« Er brach ab, um sich zu fassen. »Er hätte gewollt, dass Sie die Zukunft sehen können, die zu errichten sein Opfer uns geholfen hat.«
Die vulkanische Frau hob den kleinen Koffer hoch, den sie getragen hatte, und stellte ihn beinahe andächtig auf einen nahen Konferenztisch. »Ich habe Commander Tuckers persönliche Habseligkeiten eingepackt«, sagte sie.
Charles ging zu dem Tisch. Wie ein Träumender, der nicht ganz imstande ist, die Ereignisse um sich herum zu kontrollieren, legte er den Koffer flach hin und öffnete den einfachen Klickverschluss mit den Daumen, um den Deckel aufspringen zu lassen.
Auf einem säuberlichen blauen Stapel gefalteter Sternenflottenuniformen saß eine kleine Spielzeug-Gelenkpuppe des Frankenstein-Monsters. Sie war dem Aussehen von Boris Karloff aus den alten Flachbildfilmen nachempfunden worden. Ungefähr seit Trips siebtem Lebensjahr hatte Karloff zu seinen Lieblingen gehört, auch
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