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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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mich daran, jede Woche ins Kinderkrankenhaus zu fahren, wo Christo seine Physiotherapie bekommt. Manchmal bleibe ich im Auto sitzen, wenn ich einen Parkplatz gegenüber vom Eingang finde, oder ich gehe hinein, setze mich in die Eingangshalle, so dass ich die Tür im Auge behalten kann, und frage mich, ob die Vögel auf dem Wandgemälde gegenüber Papageien oder Schwalben sein sollen. Zum Glück gibt es nureinen Eingang: eine Doppeltür aus verstärktem Glas, die sich automatisch öffnet. Manchmal unterhalte ich mich mit Eltern. Behalte die ganze Zeit die Tür im Auge, durch die er hereinkommen müsste. Nur Geduld bringt mich ans Ziel, denn ich kann niemanden mehr fragen.
    Ich werde das jede Woche tun, solange es nötig ist. Notfalls auch die nächsten zehn Jahre, weil er seiner Familie so viel genommen hat. Uns allen, mich eingeschlossen. Er hat mich angegriffen und im Ungewissen gelassen. Mein rechter Arm kribbelt noch immer und versagt mir gelegentlich den Dienst. Solange es nötig ist, Ivo.
    Sandra nickt mir zu, als sie zusammen mit Christo kommt. Normalerweise ist das unsere einzige Kommunikation – sie verschwindet in der Abteilung für Physiotherapie, und ich sehe sie erst wieder, wenn die beiden gehen. Heute aber kommt sie, nachdem sie Christo abgeliefert hat, zu meiner Überraschung in die Eingangshalle zurück und setzt sich neben mich.
    »Meinen Sie wirklich, er kommt wieder?«
    »Ja. Irgendwann.«
    »Sie sind sehr, äh …«
    »Hartnäckig?«
    »So könnte man es nennen.«
    »Wie geht es Christo?«
    »Es heißt, sie wissen jetzt, was er hat.«
    »Oh?«
    »Es nennt sich Barth-Syndrom.«
    »Nie gehört.«
    »Es ist sehr selten. Sie wissen nicht viel darüber.«
    »Kann man etwas tun?«
    »Man kann ihn nicht heilen. Noch nicht. Aber gesünder machen. Die Ärzte sagen, insgesamt wäre es eine gute Neuigkeit.«
    »Das ist doch schon etwas. Und daran leidet also Ihre Familie?«
    »Ja, es ist erblich.«
    Sie verzieht das Gesicht, und ich frage mich, ob sie darauf getestet wurde und ob das überhaupt möglich ist.
    »Wie kommen Sie denn inzwischen zurecht? Sie sind umgezogen, oder?«
    »Ja. Wir haben unser Haus – wir sind endlich bei Lulu ausgezogen.«
    »Oh, ja … wie geht es ihr?«
    Sandra schaut mich verstohlen an. Ich frage mich, wie viel sie weiß.
    »Es geht ihr gut. Sie hat eine neue Stelle.«
    Mein Herz schlägt fest gegen die Rippen. »Aber die andere hat ihr doch … ganz gut gefallen?«
    Sandra reagiert nicht. Ich nehme an, dass ihr die Details des Jobs in Richmond nicht bekannt sind.
    »Wo arbeitet sie denn jetzt?«
    »In einem Altenheim in Sutton.«
    »Ah.«
    Wir schauen schweigend vor uns hin.
    »Kann ich Ihnen etwas zu trinken holen, Mrs Smith?«
    Ich hole Getränke aus dem Automaten und kehre auf meinen Beobachtungsposten zurück. Sandra lächelt, als sie den Becher entgegennimmt.
    »Mein Sohn interessiert sich sehr für Ihre Arbeit.«
    »Ach ja? Er ist ein kluger Junge. Ich bin mir sicher, ihm stehen viele Wege offen.«
    »Er redet ständig von Ihnen. Es wäre wirklich nett, wenn Sie sich mal mit ihm unterhalten könnten. Von Ihrer Ausbildung und so erzählen. Es stehen so viele Entscheidungen wegen seiner Prüfungen an. Ich weiß nicht, was ich ihm raten soll.«
    »Natürlich. Das mache ich gern.«
    »Ich bin nicht so lange zur Schule gegangen.« Sie trinkt von ihrem Kakao. »Au, dieses Zeug ist immer zu heiß.«
    »Ja, das stimmt. Würden Sie mir von Christina erzählen?«
    »Christina? Meiner Cousine? Warum denn das?«
    »Weil sie so … geheimnisvoll wirkt. Sie wurde nicht beerdigt, stimmt’s?«
    »Das ist kein Geheimnis. Sie starb im Ausland. Und Tene war mit Ivo allein …« Sie zuckt mit den Schultern: Was kann man da machen? So etwas kommt vor.
    »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
    »Das muss vor JJs Geburt gewesen sein. Wir waren als Kinder gut befreundet. Sie war jünger als ich, aber mutiger. Vollkommen furchtlos. Aber dann ist Tene mit ihnen weitergefahren – danach haben wir sie kaum noch gesehen.«
    »Wie alt waren Sie damals?«
    »Als wir Freundinnen waren? Etwa acht Jahre.«
    »Waren Sie als Kind auch mit Ivo befreundet?«
    »Ja, aber er war jünger als wir und krank und musste immer zu Hause bleiben. Und als Christina gestorben war … sind Tene und Ivo einfach verschwunden. Er konnte es wohl nicht ertragen, irgendjemanden zu sehen. Ich bin ihnen erst bei der Hochzeit wieder begegnet … das war Jahre später.«
    »Sie hatten also Tene und Ivo jahrelang nicht gesehen?

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