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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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aktuellen Fall – Rose Janko, geborene Wood. Ihr Vater hat sich letztlich doch überreden lassen, ein paar Fakten herauszurücken, dazu auch einige Fotos. Das Bild, das er mir zuerst gezeigt hat und auf dem das Muttermal zu sehen ist, war einige Jahre vor der Hochzeit aufgenommen worden. Sie sitzt mit ihrer Mutter auf der Tribüne beim Pferderennen. Sie wirkt ernst und verschlossen, lächelt aber ein bisschen. Ihr Haar ist mattbraun, glatt und lang; sie hat ausgeprägte Augenbrauen und ein kräftiges rundes Kinn. Sie hält den Kopf leicht von der Kamera abgewendet, so dass man den dunklen Fleck an ihrem Hals gut erkennen kann. Wenn man die Augen zukneift, sieht er ein bisschen aus wie eine Hand: als würde jemand von hinten an ihre Kehle greifen. Ich frage mich, ob Ivo es vor der Hochzeit gesehen hat; ob irgendjemand aus seiner Familie es gesehen hat.
    Das zweite Foto stammt von der Hochzeit selbst. Darauf stehen die Frischvermählten Hand in Hand, aber nicht eng beieinander, vor einem glänzenden cremefarbenen Wohnwagen. Hinter ihnen ist undeutlich ein Hund zu erkennen. Die Chromverzierungen schimmern im Sonnenlicht, und beide haben die Augen leicht zugekniffen. Rose hat die Haare frisiert – Dauerwelle, aufgehellt und in Löckchen ums Gesicht gelegt. Der hohe Kragen ihres Brautkleides verbirgt das Muttermal. Sie lächelt nervös. Ihr Ehemann Ivo Janko trägt einen schwarzen Anzug;er ist dünn wie eine Rasierklinge, hat hohe Wangenknochen, große dunkle Augen und trägt das ziemlich lange schwarze Haar mit Gel nach hinten gekämmt. Er sieht gut aus und scheint das auch zu wissen. Er lächelt nicht – sein Gesichtsausdruck wirkt arrogant, wenn nicht gar feindselig. Er scheint sich von Rose wegzuneigen, den Körper angespannt, das Kinn erhoben. Ich suche in seinem Gesicht nach Hinweisen und gelange zu dem Schluss, dass er weniger arrogant als nervös ist. Immerhin sind beide noch sehr jung und heiraten jemanden, den sie kaum kennen. Wer wäre da entspannt?
    Ansonsten sind die Fakten spärlich. Leon schien sich kaum an seine Tochter zu erinnern. Als ich ihn nach ihrem Wesen fragte, antwortete er, sie sei »still« und »ein braves Mädchen«. Doch das Mädchen beim Pferderennen sieht nicht aus wie ein Mauerblümchen. Rose war das dritte Kind, das dritte Mädchen. Ihr Ansehen in der Familie dürfte angesichts ihres unscheinbaren Äußeren und des seltsamen, etwas unheimlichen Muttermals eher niedrig gewesen sein. Vielleicht heiratete sie deshalb den Sohn einer Familie, die nach allem, was ich erfahren konnte, eher am Rande der Romagesellschaft existiert. Beide waren auf ihre Weise Außenseiter.
    Anscheinend bekamen sie und Ivo binnen eines Jahres einen Sohn, und als Nächstes hörte Leon, dass mit dem Kind etwas nicht stimmte und Rose mit einem gorjio davongelaufen sei, dessen Name nie genannt wurde. Leon war wütend, weil seine Tochter Mann und Kind im Stich gelassen hatte. Eine Ehefrau ist ihrem Mann und dessen Familie immer verpflichtet – sie muss ihm Kinder schenken und für sein häusliches Wohlergehen sorgen. Sie gehorcht und erträgt, was immer ihr zugeteilt wird – seien es auch Schläge. Aus ihrer Ehe zu fliehen – vor allem mit einem gorjio – war der absolute Verrat. Rose hätte bleiben müssen, weil ihr Platz an der Seite ihres Mannes war.
    Strenge Regeln. Mein Vater hat sie mir nie erklärt, aber das musste er auch nicht. Als er meine Mutter heiratete, entstandein tiefer Riss zwischen ihm und seinem Vater. Auch mein Großvater fasste es nie in Worte. Mein Bruder und ich verstanden aber, dass mein Vater in Tatas Augen unrein geworden war. Selbst nachdem Großvater nachgegeben hatte, meine Mutter in sein Haus und an seinen Tisch ließ, durfte sie sich nie dem Spülbecken nähern, durfte nicht abspülen, und er hatte spezielles Besteck und Geschirr, das er nur dann herausholte, wenn wir zu Besuch waren. Er sagte, es sei das »gute« Porzellan für Gäste, doch bin ich mir sicher, dass es speziell für »andere« reserviert war, denn er selbst blieb beim Alltagsgeschirr, selbst wenn wir da waren. Er hätte keine Gabel in den Mund genommen, die meine Mutter berührt hatte. Das tat man einfach nicht. Er und mein Vater stritten oft deswegen, aber wir waren noch klein, als Tata starb, und ich konnte ihn nie danach fragen. Tata war immer nett zu uns Jungs, doch Kinder können auch nicht unrein sein. Wir waren unschuldig und im Zustand der Gnade; schmutzig schon, aber nicht unrein, nicht mokady.
    Wir haben

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