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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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tatsächlich die falsche Farbe), gefolgt von einem einsamen Salat und einem herben Nachtisch mit Kaffeegeschmack, der einen ausländischen Namen hat. Madeleine hat alles selbst gemacht, weil sie beweisen muss, dass sie alles kann. Die beiden älteren Töchter im Teenageralter »lernen mit Freundinnen«, wobei ich insgeheim hoffe, dass sie etwas weniger Braves tun.
    Die Konversation ist passabel – die Atmosphäre erstaunlich ungezwungen. Vanessa lacht über meine Witze und scheint sich ehrlich für meinen Job zu interessieren. Ich argwöhne, dass Madeleine unsere Arbeit als übertrieben aufregend geschildert hat – natürlich, damit Hen gut dasteht, aber ich bin immer noch der Chef ihres Ehemanns. Natürlich wird sie als zusätzlichen Anreiz hinzugefügt haben, dass ich halb Zigeuner bin. Rau und unverfälscht.
    Eine Zeitlang genieße ich es, einfach an einem Tisch zu sitzen, zu essen und zu reden – wie es Menschen tun, wenn sie nicht mehr ins Pub gehen. Es ist normal. Vermutlich auch nett. Vanessa ist nett. Sie hat jemand Besseren als mich verdient. Ich überlege – wenn Madeleine sie mit mir verkuppeln will, kann sie nicht gerade ihre beste Freundin sein. Ich höre auf zu grübeln, als Vanessa anschließend mit mir nach Hause fährt. Sie ist lustig, ein guter Kumpel, aber ich überlege auch, was sie Madeleine wohl erzählen wird, und habe schon im Voraus Mitleid mit Hen. Madeleine wird sich bei ihm beklagen, weil ich mich so schuftig verhalten habe, und er wird derjenige sein, der das Donnerwetter abbekommt, nicht ich. Auch ansonsten bin ich nicht richtig bei der Sache. Vanessa scheint das allerdings nicht zu bemerken.
    Am nächsten Morgen verabschiedet sie sich lächelnd und winkt. Keine Verlegenheit, kein Gerede über Anrufe oder Telefonnummern oder ein Wiedersehen. Eine vernünftige Frau. Geringe Erwartungen: der Schlüssel zum Glück.

7
    JJ
    Nur noch 140 Kilometer bis Lourdes! Hurra. Auch wenn ich heute Abend kochen muss. Ich mache »Joe Gray« – das ist Eintopf aus irgendeiner Dosensuppe, Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren und Speck. Ein traditionelles Essen und eins meiner Lieblingsgerichte. Ich habe entdeckt, dass Speck auf Französisch lardon heißt. Ich mache einen kleinen Reim auf pardon , aber keiner außer Christo lacht – Großmutter lächelt ein bisschen. Onkel Ivo und Großonkel hatten vorhin einen Riesenstreit, aber ich weiß nicht, weshalb. Ivo ist mit Großonkel spazieren gegangen, und als sie zurückkamen, haben sie nicht mehr miteinander geredet. Besser gesagt, Ivo kam ohne Großonkel zurück, und ich musste mich auf die Suche nach ihm machen. Es fing gerade an zu regnen. Zum Glück war er nicht weit.
    Jetzt sehnen sich beide nach England. Ivo raucht und schaut aus dem Fenster, obwohl Großmutter ihn schon viermal gebeten hat, die Zigarette auszumachen oder nach draußen zu gehen. Großonkel starrt ins Leere und raucht Pfeife. Er darf drinnen rauchen, weil er im Rollstuhl sitzt, sozusagen als Entschädigung. Aber es riecht schrecklich. Ich kann kaum atmen.
    Er bricht das angespannte Schweigen, indem er seufzt, was wie ein Windstoß klingt. »Du brichst mir das Herz, ganz ehrlich, Junge«, sagt er zu Ivo, der ihn nicht beachtet und nur provozierend mit der Zunge schnalzt.
    »Ivo, verflixt noch mal … wir wollen essen.«
    Das fünfte Mal. Sie sehen, ich kann gleichzeitig zählen, die schlechte Stimmung meiner Familie registrieren und kochen.
    »Mach das Fenster auf.«
    »Du könntest wenigstens an deinen Sohn denken!«
    Damit bringt man Ivo unter Garantie auf die Palme. Er denkt nämlich ständig an Christo.
    »Jesus Christus, Kath …«
    Was nun wieder Großmutter unter Garantie auf die Palme bringt.
    »Wir sind unterwegs nach Lourdes ! Manchmal wundere ich mich wirklich über dich.«
    Sie sagt das mit leiser Stimme, obwohl wir so dicht um den Tisch sitzen, dass es sowieso jeder hört. Ivo wirft ihr einen bösen Blick zu. Großonkel klopft die Pfeife aus.
    »Na komm schon. JJ bringt jetzt das Essen. Riecht köstlich, Junge.«
    »Trara, trara. Speck Speck Speck Speck. Pardon, lardon . Na los! Bedient euch, solange es heiß ist und mein Gesicht voller Schweiß ist …«
    Auf diese Tour kann ich ewig weitermachen. Ich schalte einfach mein Gehirn aus und die Zunge auf Autopilot. Damit kann ich alle so ärgern, dass sie nicht mehr aufeinander losgehen. Großmutter, die das als Einzige zu schätzen weiß, lächelt ermutigend.
    »Danke, Liebling. Riecht das nicht lecker? Ganz anders als zu Hause,

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