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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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simpel. Darin ging es um primitive Zelte aus Weiden und Pferdewagen und Holzblumen und Messerschleifen. Es hieß, Zigeuner hätten dunkle Haut und dunkle Haare und »besonders glänzende Augen«. Was sollte das heißen? Wie konnte jemand glänzendere Augen haben als jemand anders? Weil sie feuchter sind?
    Ich nehme an, dass manche Sachen auch stimmten. Einige Zigeuner schnitzten Blumen, aber das war lange her und hatte nicht viel mit mir oder meiner Familie oder sonst jemandem zu tun, den ich kenne. In dem Buch stand, wir lebten im Einklang mit der Natur und wüssten, wie man Medizin aus Kräutern und so etwas herstellt. Na ja, ich weiß das jedenfalls nicht. Großonkels Frau wusste angeblich alles über Kräuter und Pflanzen, aber sie ist tot. Man bekam den Eindruck, dass Zigeuner wild und frei seien. In dem Buch stand beispielsweise nichts über einen Schulabschluss. Zigeuner legen anscheinend keine Prüfungen ab. Sie werden auch keine Ärzte.
    Als ich Stella das nächste Mal in der Schule sah, war tatsächlich alles anders. Zuerst fiel es kaum auf – wir redeten und saßen noch ein paar Unterrichtsstunden lang nebeneinander –, aber etwas fehlte, diese geheime Sache, die uns verbunden hatte, so unterschiedlich wir auch sein mochten. Mit der Zeit redeten wir immer weniger miteinander, und dann wurde sie die besteFreundin dieser superversnobten Katie Williams, deren Vater im Stadtrat ist, und setzte sich neben sie, und jetzt sagen wir nur noch ab und zu hallo.
    Gorjio. Ich weiß jetzt, was Großonkel meint, wenn er sagt, wir seien anders. Nicht besser oder schlechter, nur anders. So wie ich und Stella – wir mögen beide dunkle Haare haben und Englisch sprechen und The Smiths hören und Erdkunde hassen. Aber wir sind wie Züge, deren Gleise parallel verlaufen, so dass sie sich niemals treffen. Ich kann nicht auf ihres und sie nicht auf meines.

17
    Ray
    Am nächsten Tag öffnen sich die Schleusen des Himmels. Regenrinnen füllen sich und laufen über. Der Boden, vom Frühlingsregen noch gesättigt, kann das Wasser nicht mehr aufnehmen. Es kann nirgendwo abfließen. Die Schlagzeilen reiten wie besessen auf dem Wetter herum. Alle reden darüber. Dass der Regen radioaktiv sein und uns töten könnte.
    Ich schaue nach, wo Seviton liegt. Es ist in Sussex, in den Downs; ein unauffälliges Dorf, für Pendler zu weit vom nächsten Bahnhof entfernt, für Wochenendurlauber zu uninteressant. Aber es hat ein Pub – das White Hart – mit einem modernen Schild an der unechten Tudorfassade. Drinnen die übliche Ansammlung von Spielautomaten, es riecht nach abgestandenem Zigarettenrauch. Ein paar Einheimische stehen am Tresen, obwohl es noch nicht halb zwölf ist und sie zu jung für die Rente sind. Ich bestelle ein Tonic Water und erkundige mich nach dem Black Patch. Niemand scheint zu wissen, wovon ich rede. Ich erkläre, dass es ein Ort sein könnte, an dem früher Zigeuner gelagert haben, und einer der Männer, der alleine trinkt, runzelt die Stirn.
    »Es gab mal eine Stelle bei der Egypt Lane. Da ist ein alter Kalksteinbruch, an dem manchmal Zigeuner waren, aber die wurde vor ein paar Jahren geschlossen. Es war immer verdreckt; überall Müll …«
    Er erklärt mir den Weg. Der Name ist ein deutlicher Hinweis. Solche Namen findet man überall in Südengland – Egypt Wood, Egypt Meadow –, und sie deuten darauf hin, dass der Ort einmal ein Lagerplatz für Leute aus Little Egypt war. Als die erstenexotischen dunkelhäutigen Fahrenden vor fünfhundert Jahren nach England kamen, nannte sich ihr Anführer selbst König von Little Egypt. Sie kamen nicht aus Ägypten, aber da es niemand besser wusste, blieb ihnen der Name … und wandelte sich im Lauf der Zeit zu Gypsy. Sie behaupteten, sie hätten den Auftrag, zur Buße sieben Jahre lang zu wandern, und dürften dabei um Almosen bitten. Sie trugen einen Brief des Papstes bei sich, der das bestätigte. Oder vielleicht auch des heiligen römischen Kaisers. Jedenfalls kehrten sie nach den sieben Jahren nicht in ihre Heimat zurück. Wir sind immer noch hier.
    Egypt Lane ist eine schmale Straße, die aus dem Dorf hinausführt. Sie wird von matschigen Feldern gesäumt, und nirgendwo kann man auf einem Seitenstreifen anhalten. Nach einigen Minuten gelange ich in einen feuchten Wald, wo ein Weg den Hügel hinauf abzweigt. Die Weiterfahrt wird mir von einem relativ neuen Stacheldrahtzaun verwehrt. Auf einem Schild steht: »Zutritt verboten. Feuer verboten. Zelten verboten.« Und das

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