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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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all dem Zeug. Sind Sie ein guter Privatdetektiv?«
    »Könnte besser sein, habe ich gerade das Gefühl.«
    Damit will ich sie zum Lächeln bringen, was mir zu meiner Freude auch gelingt.
    Selbst wenn sie verwirrt ist, wirkt sie aufrichtig. Aber die Informationen bleiben so verschwommen wie bislang. Zeiten, Orte, die Reihenfolge, in der die Dinge geschehen sind – all das verschiebt sich und dreht sich und gleitet davon, wann immer ich glaube, etwas in der Hand zu haben. Keiner kann sich genau erinnern. Keiner hat etwas gesehen. Keiner war dabei.
    Als ich damals nach Georgia Millington suchte, befand ich mich in der gleichen Lage. Ich hatte nichts in der Hand. Keine Hinweise, keine Spuren, keine Ahnung. Ich arbeitete unermüdlich. Ging immer wieder dieselben Fakten und Zeugenaussagen durch und redete immer wieder mit denselben Leuten. Und dann kam der Wendepunkt: Wie so oft verriet sich jemand. In diesem Fall eine Schulfreundin von Georgia, die zwei widersprüchliche Aussagen über ihre letzte Begegnung machte. Sie hieß Jakki Painter. Die beiden nannten sich Jak und George. Sie hatte die ganze Zeit gewusst, wo Georgia war.
    In diesem Fall wäre ich lieber gescheitert. Ich wünsche mir bis heute, es hätte diesen Wendepunkt nie gegeben. Doch mankann nicht wissen, wozu Menschen fähig sind, oder? Bis sie es tun.
    »Und was haben Sie jetzt vor?« Lulu lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück und lässt ein Bein baumeln. Ich wünschte, ich könnte das Zimmer in Richmond aus meinem Gedächtnis löschen.
    »Ich habe mir gedacht, ich lade Sie mal zum Essen ein.«
    Der Vorschlag kommt aus heiterem Himmel, selbst für mich. Und das Schlimmste ist, dass ich nicht einmal genau weiß, ob ich wirklich mit ihr essen gehen will (vermutlich ja) oder ob ich vor allem sehen möchte, wie sie darauf reagiert.
    Sie ist verblüfft. Doch ein Muskel in ihrem Mundwinkel zuckt. »Ist das erlaubt?«
    Etwa so erlaubt wie einen Dahinvegetierenden zu vögeln, sagt eine leise Stimme in meinem Kopf.
    »Nun, ich bin geschieden … also alleinstehend.«
    »Ich meine, weil Sie Privatdetektiv sind – und ich in einem Fall … oder wie immer Sie das nennen …«
    »Ich verdächtige Sie ganz und gar nicht.«
    »Ach so, hm …«
    Zweimal in zwei Tagen: Eine Frau ist baff, weil sie von Ray Lovell eingeladen wird.
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
    »Tut mir leid. Sie sind mit jemandem zusammen. Ich hätte vorher fragen sollen.«
    »Nun, es ist … tut mir leid. Ich glaube, ich sollte es lieber lassen. Tut mir wirklich leid.«
    Sie wirkt aufrichtig verlegen. Und sie hat weder bestätigt noch abgestritten, dass sie mit jemandem zusammen ist. Was will mir das sagen?
    Ich glaube, das ist in diesem Augenblick vollkommen irrelevant.

24
    JJ
    Ich habe Mr Lovell gefragt, ob er Leute observiert. Wie im Fernsehen. Er hat gelächelt und gesagt, manchmal, aber es wäre ziemlich langweilig. Und er hat keine Waffe dabei, also ist er nicht wie Crockett und Tubbs aus Miami Vice ; eher wie Shoestring . Ich habe nachgedacht – ich habe eine ganze Menge, worüber ich nachdenken muss, meinen Schulabschluss noch nicht eingerechnet, aber wenn ich daran denke, komme ich mir nicht ganz so dumm und hilflos vor. Ich glaube, ich könnte ein paar Sachen herausfinden, vielleicht auch über meinen Dad. Mr Lovell hat mir erklärt, wie man sich von Informationen über Fakten bis hin zu Beweismitteln bewegt; das ist das Verfahren eines Ermittlers. Er hat gesagt, dass er manchmal im Müll nach Beweismitteln sucht (ich weiß noch nicht genau, worin sich Beweismittel und Fakten unterscheiden, aber anscheinend gibt es einen Unterschied). Er hat gesagt, die Leute würden mit ihrem Müll sehr achtlos umgehen. Ich wollte das erklärt haben, und er sagte, na ja, zum Beispiel werfen sie Quittungen von Kreditkarten weg, auf denen man lesen kann, was sie gekauft haben. Ich sagte, ich hätte noch nie eine Kreditkarte gesehen. Und an Pillenpackungen könne man erkennen, welche Krankheit die Leute hätten. Das behagte mir gar nicht – ich meine, solche Sachen sollten doch privat sein, aber er sagte, das gehöre zum Job, und wenn die Leute etwas Schlimmes getan hätten, sei das schon in Ordnung.
    Wenn ich es schlau anstelle, kann ich vielleicht etwas über Ivo und Mama herausfinden. Nur glaube ich nicht, dass es in unserem Müll etwas gibt – oder überhaupt in unserem Wohnwagen–, das ich noch nicht kenne. Der Wohnwagen ist so klein. Ich meine, wir sind ganz gut darin, uns aus dem Weg zu

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