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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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wäre ihr eine Last von der Seele genommen. Selbst ihre Haare wirken weicher, nicht mehr so aggressiv schwarz.
    »Wie laufen Ihre Ermittlungen?«
    »Leider nicht so gut. Müssen Sie heute arbeiten?« Eigentlich wollte ich das nicht sagen, aber es rutscht mir einfach so heraus.
    »Nein.«
    »Hoffentlich bringe ich Ihnen nicht Ihren freien Tag durcheinander.«
    »Doch, aber es ist schon in Ordnung. Ich wollte sowieso einkaufen.«
    Lulu wühlt in ihrer Schultertasche und holt ein Päckchen Silk Cut und ein Plastikfeuerzeug heraus. Sie muss wer weiß wie oft klicken, bis die Flamme zündet.
    »Ich nehme an, als private Pflegerin arbeitet man ganz schön lange.«
    »Manchmal schon. Aber David – der Mann, um den ich mich kümmere – hat eine sehr hilfsbereite Familie. Er wohnt bei seiner Mutter. Sie tut eine Menge für ihn.«
    »Ach – er ist nicht so alt?« Ich versuche, beiläufig und überrascht zu klingen.
    »Nein, er ist behindert. Wirklich schrecklich. Mit zwanzig hatte er einen Tumor an der Wirbelsäule. Er wurde operiert, doch dabei beschädigte man das Rückenmark. Nicht einmal, sogar zweimal – können Sie sich das vorstellen? Er ist vom Hals abwärts so gut wie gelähmt.«
    »Der arme Kerl.«
    Sie nickt mit einem zärtlichen Lächeln. »Da ist man wirklich dankbar für das, was man hat. Aber er ist so fröhlich. Meistens jedenfalls.«
    Hm. Darauf möchte ich wetten.
    Lulu schlägt die Beine übereinander und starrt auf ihren Stiefel, der aufblitzt, als sie den Fuß bewegt. Ich frage mich, was sie sonst noch mit dem Rollstuhltypen macht. Ich habe von solchen Leuten gehört – sie wollen die Kontrolle besitzen, Macht über andere ausüben. Geht es ihr darum?
    »Wie sind Sie zu dieser Arbeit gekommen?«
    »Wenn man keine Qualifikationen hat, bleibt einem nicht viel übrig. Und als Frau – und wenn man nicht mehr ganz jung ist – heißt das entweder Pflegen oder Putzen.« Sie klingt nicht verbittert, sondern stellt lediglich eine Tatsache fest.
    »Es scheint ein anständiger Job zu sein.«
    »Das ist es auch. Ich habe mal im Altenheim gearbeitet. Das hier ist … besser.« Sie lächelt.
    Mir fällt keine passende Antwort ein. Also trinken wir Tee.
    »Noch keine Spur von Rose?«
    »Nein. Aber ich habe Ihren Neffen und seinen Sohn kennengelernt.«
    »Oh. Und?«
    »Er scheint sich kaum an das Verschwinden seiner Frau zu erinnern. Oder er will es mir nicht sagen.«
    Sie geht nicht darauf ein.
    »Es gibt einige Dinge, die ich nicht verstehe.«
    »Und die wären?«
    »Tene sagte, dass Rose verschwand, während sie auf dem Black Patch bei Seviton standen.«
    »Sie haben mich danach gefragt.«
    »Und Sie haben gesagt, der Black Patch läge bei Watley, was auch stimmt.«
    »Dann hat er sich eben geirrt.«
    »Der Platz in Seviton wird aber nicht Black Patch genannt, sondern Egypt Lane. Niemand nennt ihn Black Patch.«
    Sie zuckt mit den Schultern.
    »Aber Ivo hat darauf bestanden, dass er bei Seviton liegt und Black Patch heißt.«
    Sie wirkt argwöhnisch und verwirrt. »Na und?«
    »Vielleicht ist es gar nichts. Aber Ihnen war Seviton nicht als Black Patch geläufig?«
    Jetzt sieht Lulu unglücklich aus. »Nicht dass ich wüsste … aber ich war auch seit zwanzig Jahren nicht mehr dort. Ich weiß nicht, wo sie damals gestanden haben. Ich weiß nur, was ich gehört habe – und zwar einige Zeit später.«
    »Wann?«
    »Mein Gott, vermutlich als Tene den Unfall hatte. Genau, das war es. Da habe ich sie das erste Mal seit der Hochzeit gesehen.«
    »Und wann war sein Unfall?«
    »Was hat das mit Rose zu tun? Es war, nachdem sie weggegangen war.«
    »Ich weiß, dass es nebensächlich erscheinen mag. Im Augenblick erscheint fast alles nebensächlich. Ich suche eine vermisste Frau und … habe überhaupt keine Spur. Daher interessiere ich mich für alles.«
    Sie seufzt und schaut einen Moment zur Decke, die Lippen geschürzt, und klopft einen Rhythmus mit dem Fuß. »Kath hat mich angerufen und erzählt, Tene habe einen Unfall gehabt. Er sei im Krankenhaus.«
    »Wo war das?«
    »Cambridge. Also bin ich hingefahren. Er hatte sich das Rückgrat gebrochen. Zuerst dachten sie, er hätte auch einen Hirnschaden erlitten.«
    »Wie ist der Unfall passiert?«
    »Er ist nachts gefahren. Hat die Kontrolle über den Wagen verloren und ist gegen eine Mauer gefahren.«
    »War er allein?«
    »Ja.«
    »War die Straße vereist? Oder besonders schlechtes Wetter?«
    »Nein, ich glaube nicht. Es war wohl nur dunkel. Vermutlich ist er

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