Was Oma und Opa noch wussten
Leitungen der öffentlichen Wasserversorgung wird fast überall kein Wasser mehr geführt. Die Futtermittelbestände werden vielfach durch Schimmelbildung unbrauchbar. Ausbreitende Erkrankungen, z.B. der Atemwege, gefährden den Bestand ganzer Betriebe. Insge- samt ist - insbesondere in den Großbetrieben der Schweine- und Ge- flügelzucht - mit einem Massensterben des Viehs zu rechnen.«
Und was geschieht parallel im Lebensmittelhandel? Die Fachleute des Deutschen Bundestags halten folgendes Szenario für realistisch (Bundestagsdrucksache 17/5672 vom 27. April 2011): »In den Ver- teilzentren, deren Notstromversorgung nicht alle Funktionen auf- rechterhalten kann, sinkt die Leistung im Warenumschlag stark ab. Darüber hinaus entstehen aufgrund der Verkehrssituation Verzö- gerungen im Vertrieb. Im Zeitraum von 2 bis 8 Stunden wird die Möglichkeit eines mehrtägigen Stromausfalls in Betracht gezogen. Deshalb nehmen Filialen ohne Notstromaggregat (NSA) einen provi- sorischen Betrieb auf. Dazu sind zunächst eine Umstellung auf Hand- kassen sowie später manuelle Bestandsführung und Nachbestellung erforderlich. Außerdem wird aufgrund der ausgefallenen Beleuch- tung der Kassenbereich mit Taschenlampen oder Ähnlichem be- leuchtet und als Verkaufstheke benutzt, an der das Personal Waren an die Kunden ausgibt. Zudem werden je nach der verbleibenden La- denöffnungszeit Sonderangebote auf Tiefkühlwaren erwogen, da die- se über Nacht verkaufsunfähig würden.«
Und was passiert, wenn der Stromausfall länger als acht Stunden dau- ert? »Zwischen 8 und 24 Stunden verkürzen die Filialen des Lebens- mittelhandels ihre Öffnungszeiten in Abhängigkeit vom Tageslicht. In weiteren Lagern fällt die Notstromversorgung aus. Die für eine derartige Situation vorgesehenen Notfallpläne der Unternehmen sind nicht für großflächige Krisen konzipiert. Sie sind zumeist auf den Ausfall einiger Lager innerhalb einer Region oder auf den Ausfall eines einzigen Lagers zugeschnitten. Die hierzu vorgesehenen Maß- nahmen, wie Schichtarbeit im Zwei- oder Dreischichtbetrieb an ver- bleibenden Standorten oder Genehmigung für Sonntagsarbeit und -fahrten für Lkw, können aufgrund der ausgefallenen Kommunikati- on und der allgemeinen Beeinträchtigung in weiteren Sektoren nur eingeschränkt realisiert werden. Im Verlauf der ersten Woche verän- dert sich das Kaufverhalten zunehmend, da der Stromausfall die nor- malen strombasierten Kochgewohnheiten einschränkt. Eine Zube reitung von warmen Mahlzeiten ist nur noch mit Campingkochern, Gasherden, Grills oder Kaminen möglich. Daher werden vor allem verzehrfertige Nahrungsmittel, wie Brot und Backwaren, Wurstwa- ren, Cerealien und Obst sowie Konserven, Grundnahrungsmittel wie Milch, Öl, Zucker und Wasser, aber auch Artikel wie Decken, Ta- schenlampen, Batterien und Kerzen gekauft. Aufgrund der gesteiger- ten Nachfrage, die spätestens nach Bekanntwerden der Stromausfall- dauer durch intensive Vorratskäufe verstärkt wird, sind diese Produkte vielerorts ausverkauft. Die wenigsten Geschäfte des Le- bensmittelhandels verfügen über nennenswerte Lagerkapazitäten. Eine Nachlieferung erfolgt nur vereinzelt, da der Umschlag in den Lagern eingeschränkt ist und der Treibstoff der Lieferfahrzeuge knapp wird. Deshalb leeren sich die Regale innerhalb von 2 bis 5 Ta- gen. Vereinzelt werden Lebensmittel trotz unterbrochener Kühlkette abgegeben oder gelangen durch Diebstähle oder später durch Freiga- be in Umlauf. Hiermit sind erhöhte gesundheitliche Risiken verbun- den. Ohne eine weitere Belieferung der Region ist davon auszugehen, dass am Ende der ersten Woche die Vorräte in den Geschäften und Haushalten aufgebraucht sind. (...) Der Lebensmittelhandel erweist sich angesichts der erhöhten Nachfrage als das schwächste Glied< in der Versorgungskette. Durch ausgefallene Datenleitungen und EDV ist eine Kommunikation über Vorrat und Nachfrage zwischen Zent- rale, Lager und Filiale nicht möglich. Aufgrund der defizitären Ver- sorgung der Bevölkerung, wird von den Behörden erwogen, Lagerbe- stände verfügbar zu machen und für Krisen vorgehaltene Reserven zu aktivieren. Allerdings rechnen die Verantwortlichen dennoch mit drastischen Versorgungsengpässen bei wichtigen Grundnahrungs- mitteln, aber auch bei besonderen Produktgruppen wie Babynah- rung. Eintreffende Meldungen über gehäufte Todesfälle in Pflegehei- men und vereinzelt auftretende Auseinandersetzungen um Lebensmittel
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