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Was Paare stark macht

Was Paare stark macht

Titel: Was Paare stark macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Braendli
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hatte, sich zu wehren und für seine Rechte einzustehen. Von all dem erfuhr seine Frau Lisa nichts. Er teilte ihr nicht mit, was ihn an dem Vorfall am meisten beschäftigte und wo er ihre Unterstützung am meisten gebraucht hätte. Das Gespräch blieb an der Oberfläche – und damit hatte Lisa keine Chance, Hannes bei der Bewältigung des Ereignisses wirklich zu helfen.
    Wirklich zu schaffen machen uns meist die Gefühle, die durch ein belastendes Ereignis ausgelöst werden. Wird ein wunder Punkt (Schema, siehe Seite 100) getroffen, dann geht es um mehr als nur die an und für sich meist unbedeutende Situation. Als ungeschriebene Gesetzmässigkeit gilt: Wer von Problemen und Sorgen rein sachlich-beschreibend erzählt, bekommt sachliche Hilfe. Wer von seinen Gefühlen erzählt, erfährt Verständnis und bekommt emotionale Unterstützung.
    Emotionale Unterstützung des Partners ist eine Holschuld. Sie können nur dann angemessene Hilfe bekommen, wenn Sie dem Partner erzählen, was Sie belastet.
    Was können die beiden besser machen?
    Scham, Verletzlichkeit, Minderwertigkeit und Einsamkeit sind Gefühle, über die kaum jemand gerne redet. Einerseits, weil die meisten Menschen Angst haben, ihr Gesicht zu verlieren – sogar vor dem eigenen Partner. Andererseits, weil wir diese tiefer liegenden, komplexen Emotionen nicht so leicht zulassen und schon gar nicht locker darüber sprechen können. Hannes hat zwar seine Traurigkeit wahrgenommen. Vielleicht war er aber darüber selber derart verwundert, dass er sie gar nicht richtig zur Sprache bringen konnte. Er wusste vielleicht im ersten Moment selber nicht, weshalb ihn die Situation so traurig machte, was in ihm ablief.
    Damit der Hilfe suchende und der unterstützende Partner im Trichter des Erlebens gemeinsam auf die Ebene kommen, auf der das wahre Problem liegt, gelten für das Gespräch folgende Regeln:
    Für den Hilfe suchenden Partner:
    >   Konkret sein: Sprechen Sie über eine ganz bestimmte Situation. Bleiben Sie bei diesem einen Erlebnis und lassen Sie zu, dass die Gefühle, die Sie in der Situation erlebt haben, wieder hochkommen.
    >   Das persönliche Erleben: Gehen Sie auf Ihre Gedanken, Einschätzungen und vor allem auf Ihre Gefühle ein. Dieses Erleben ist persönlich und individuell, es sind Ihre ureigenen Gefühle – da gibt es kein Richtig oder Falsch. Ihr Partner kann Sie aber nur verstehen, wenn Sie sich ihm mitteilen.
    >   Die Bedeutung: Versuchen Sie herauszuarbeiten, was genau Sie an der Situation so belastet. Was hat es für Sie so schlimm gemacht?
    Für den unterstützenden Partner:
    >   Aktives Zuhören: Hören Sie Ihrem Partner aktiv-zugewandt und interessiert zu. Lassen Sie ihm viel Raum,sich auszusprechen und zu ergründen, weshalb etwas für ihn belastend war.
    >   Zusammenfassen: Klären Sie im Verlauf des Gesprächs immer wieder, ob Sie Ihren Partner verstanden haben und ob Sie das Wichtigste aus seinen Schilderungen mitnehmen. Melden Sie Ihrem Partner zurück, was Sie verstanden haben. Damit zeigen Sie, dass Sie ihm zuhören, und helfen ihm bei der Klärung seiner Gefühle.
    >   Offene Fragen, sogenannte W-Fragen, stellen: Sie helfen dem Partner dabei, die Gründe zu finden, weshalb etwas so belastend ist. Beispiele: «Was hat das für dich bedeutet?», «Was hat dich so traurig gemacht?», «Wie ist es dir dabei ergangen? Wie hast du dich gefühlt?», «Warum setzt dir das so zu?» Solche Fragen erlauben es dem Partner, sich der wahren Gründe für sein Erleben bewusst zu werden und seine Gefühle zuzulassen.
    >   Achtsam sein: Machen Sie sich bewusst, dass es immer um das Erleben Ihres Partners geht – und nicht um Ihr eigenes. Interpretieren Sie nichts hinein, drängen Sie den Partner nicht in eine Richtung und ziehen Sie ihm nicht die Würmer aus der Nase. Schaffen Sie lediglich gute Bedingungen dafür, dass er seinem Erleben auf den Grund gehen und diese Erfahrung mit Ihnen in einem schonungsvollen, verständnisvollen Rahmen teilen kann.
    In Situationen, in denen Sie gestresst sind, können Sie sich auch selber W-Fragen stellen:
    >  Was genau ist passiert?
    >  Was war besonders schlimm für mich?
    >  Warum war es so schlimm für mich?
    >  Wie habe ich mich dabei gefühlt?
    >  Welches war das stärkste, das wichtigste Gefühl?
    >  Warum war gerade dieses Gefühl so stark?
    Die Logik der Gefühle
    Die Frau von Hannes hat ihren Mann nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen versucht. Dennoch hat es nicht richtig

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