Was Paare stark macht
mitteilen und mit ihm ergründen, weshalb eine Begebenheit für Sie so schlimm war. So erfahren Sie nicht nur Unterstützung, sondern schreiben gleichzeitig an Ihrer gemeinsamen Paar-Biografie. Dasselbe gilt natürlich, wenn Ihr Partner Stress hat und um Ihre Unterstützung nachsucht. Je grösser der Wir-Anteil in Ihrem Paarleben, desto mehr Gemeinsames ist da, auf das Sie aufbauen können.
«Streiten wir gerade über eine Verspätung von fünf Minuten?»
Der Auslöser einer belastenden Situation ist längst nicht immer so dramatisch wie ein Autounfall. Eine Teetasse am falschen Ort, eine schnippische Bemerkung oder ein verpasster Bus – die Gründe können völlig banal sein. Treffen sie bei uns einen Nerv (ein Schema, siehe Seite 100), reagieren wir heftig und knabbern lange daran. Wie aber erkennt man, dass etwas wirklich diskussionswürdig ist – und nicht einfach eine nervige Kleinigkeit?
Wenn Sie etwas tief betroffen gemacht hat und Sie es nicht hinter sich lassen können, sollten Sie das zur Sprache zu bringen. Ihr Partner kann nicht in Ihren Kopf oder Ihr Herz hinein sehen. Wenn eine stehen gelassene Teetasse für Sie bedeutet, dass Ihr Partner Sie und Ihren Beitrag zur Beziehung nicht schätzt, dann müssen Sie ihm das sagen. Es wäre utopisch zu denken, dass er das einfach so wissen kann. Für ihn ist es einfach nur eine Tasse, eine nichtige Angelegenheit, ohne Bedeutung für Sie und die Beziehung.
Vielleicht kommt es Ihnen lächerlich vor, wegen einer Teetasse, einer Verspätung vonfünf Minuten oder einem verpassten Bus Ihr Innerstes nach aussen zu kehren. Gar nicht lächerlich sind jedoch die Geschichten hinter diesen Dingen – und um diese sollte es in Ihrem Austausch gehen. Einige Beispiele dazu finden Sie im Kasten.
Bringen Sie zur Sprache, was Sie belastet. Wählen Sie dafür einen Moment, in dem Sie beide Zeit und Musse haben, in dem Sie merken, dass er richtig für Sie ist. Versuchen Sie zu spüren, ob auch Ihr Partner offen für ein Gespräch ist. Bleiben Sie beim Erzählen nicht auf der Sachebene stehen, sondern teilen Sie Ihrem Partner mit, was für Gedanken, Einschätzungen und vor allem Gefühle bei Ihnen ausgelöst wurden.
Nur wenn man den Hintergrund eines Ereignisses geklärt hat, reden beide Partner von derselben Sache und versuchen, dasselbe Problem zu lösen. Ohne dieses persönliche Zusatzwissen redet der eine über fünf Minuten Verspätung und der andere über das beklemmende Gefühl, sich nicht auf den Partner verlassen zu können. Und das sind zwei sehr unterschiedliche Dinge, sodass beide aneinander vorbeireden und keine wirkliche Begegnung stattfinden kann.
KLEINIGKEITEN – UND WAS DAHINTER STECKEN KANN
Die «banale» Situation
Der mögliche Hintergrund
Fünf Minuten Verspätung
«Wenn du immer wieder zu spät kommst, gibt mir dies das Gefühl, dass es dir egal ist, ob ich auf dich warten muss oder nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich dir gleichgültig bin. Ausserdem weiss ich dann jeweils nicht, ob ich mich überhaupt auf dich verlassen kann.»
Die stehen gelassene Teetasse
«Ich habe das Gefühl, dass ich im Haushalt viel mehr erledige als du. Ich gebe mir Mühe, alles sauber zu halten, und räume meine Sachen weg. Aber du scheinst meine Bemühungen gar nicht wahrzunehmen, und das verletzt mich. Wenn du deine Tasse einfach stehen lässt, habe ich das Gefühl, du denkst: Sie wird das schon wegräumen. Ich habe das Gefühl, ich und meine Bemühungen sind dir egal. Ich denke dann, dass ich dir gleichgültig bin. Ich fühle mich von dir nicht wertgeschätzt.»
Ein flirtendes Gespräch mit dem Ex
«Es verletzt mich, dass du deinen Ex so angesehen hast und mit ihm so lange und intensiv gesprochen hast. Ich stand daneben und fühlte mich echt deplatziert. Zwar mag ich es dir gönnen, dass du an einer Party deinen Spass hast, doch tut es mir weh, wenn ich dann nicht mehr spüre, wie du zu mir stehst. Ich fühlte mich ausgeschlossen und stehen gelassen und dachte, okay, das wars dann, jetzt geht sie zu ihm zurück.»
Vordringen zum wunden Punkt
So machen Sie Ihrem Partner klar, was wirklich hinter einem belastenden Ereignis steckt:
> Warten Sie auf einen Moment der Ruhe. Sie können sich nicht zwischen Tür und Angel emotional öffnen und darüber reden, was Sie umtreibt.
> Erzählen Sie anhand eines konkreten, möglichst aktuellen Beispiels, was Sie beschäftigt.
> Schildern Sie Ihre Gedanken und tieferen Gefühle zum Erlebnis.
> Arbeiten Sie heraus,
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