Was Paare stark macht
weshalb die Situation für Sie so belastend war.
Für den Zuhörer gilt:
> Hören Sie aktiv zu.
> Stellen Sie offene Fragen.
> Lassen Sie Ihren Partner ausreden, geben Sie ihm Raum, sich mitzuteilen.
> Fassen Sie zwischendurch zusammen, was Sie gehört haben.
Viel Konfliktpotenzial verpufft, wenn erst mal klar ist, was eine bestimmte Situation für den anderen bedeutet und was hinter einem Ereignis steht. Denn wer will schon, dass sich der Partner allein fühlt oder denkt, man schätze seine Arbeit nicht oder er sei einem nicht mehr wichtig? Sobald Sie wissen, was die wunden Punkte Ihres Partners sind, können Sie besser darauf Rücksicht nehmen und ihm Sorge tragen.
Starten Sie nicht wegen jeder Kleinigkeit eine Grundsatzdiskussion. Das emotionale Öffnen und Erzählen soll Ihnen bei wirklichen Schwierigkeiten helfen, es soll jedoch nicht bei belanglosem Stress zur Regel werden. Fragen Sie sich also zunächst, ob ein Ereignis Sie nachhaltig belastet – oder ob Sie einfach nur im Moment mit einer Situation Mühe haben, die Sie aber durchaus selber bewältigen können.
Das richtige Timing fürs Gespräch
Emotionales Erzählen braucht Raum, Zeit und Ruhe (siehe auch Seite 34). Und die sind in einer Beziehung kostbares Gut, gerade wenn Kinder da sind. Es wäre eine Illusion zu glauben, dass man gleich nach dem Überqueren der Türschwelle die nötige Musse hat, seinem Partner das Herz auszuschütten. Werfen Sie trotzdem einen «Anker» aus: Sagen Sie Ihrem Partner, dass heutenicht Ihr Tag war und dass Sie das bei Gelegenheit besprechen möchten. Beim Essen, wenn Sie allein sind, wenn die Kinder im Bett sind oder halt erst beim nächsten ausgedehnten Spaziergang.
Kehren Sie ein belastendes Ereignis nicht unter den Teppich, weil Sie glauben, den Moment zum Reden verpasst zu haben. Bringen Sie die Sache bei der nächsten günstigen Gelegenheit zur Sprache. Zu spät ist es nie.
Was tun, wenn beide gleichzeitig Unterstützung brauchen?
Es wird in einer Beziehung immer wieder Tage geben, an denen beide Partner gleichzeitig Trost und Aufmunterung suchen und auf Unterstützung hoffen. Was aber tut man in so einer Situation?
Sich erst mal Zeit geben
Wenn beide gestresst und irritiert aufeinandertreffen, lohnt sich als Erstes oft ein Rückzug. Wer zuerst für sich Kraft tankt oder sich abreagiert, hat nicht nur ein offeneres Ohr für die Probleme des andern. Er kann auch seine eigene belastende Situation klarer schildern.
Schaffen Sie sich einen «Werkzeugkasten» mit Instrumenten, die Sie in Stresszeiten hervorholen können und die Ihnen Entspannung und Bodenhaftung verschaffen. Hören Sie Ihre Lieblings-CD, gehen Sie eine Runde joggen oder lassen Sie ein heisses Entspannungsbad einlaufen. Eine Liste mit weiteren Vorschlägen (die selbstverständlich auch Platz für persönliche Ergänzungen bietet) finden Sie im Kapitel 4, «Unterstützung geben und bekommen», auf Seite 86.
Bedenken Sie, dass Sie für die Bewältigung Ihres Stresses primär selbst verantwortlich sind. Bringen Sie ihn wenn möglich erst in die Beziehung, wenn Sie damit allein nicht zurechtkommen.
Wer hilft zuerst? So setzen Sie Prioritäten
Die Situation ist verzwickt: Beiden geht es schlecht, beide werden mit ihrem Problem allein nicht fertig, und beide wünschen sich Unterstützung. Was nun? In solchen Situationen kommt man nicht darum herum, seriell – also einer nach dem andern – die Erzähler- beziehungsweise Zuhörerrolle einzunehmen (siehe Seite 80). So kann man sich gegenseitig aus dem Stress «herausschaukeln».
SICH ÖFFNEN IST EINE MÖGLICHKEIT – KEINE PFLICHT
Vielleicht kennen Sie die Situation: Sie spüren – oder glauben zu spüren –, dass Ihren Partner etwas belastet, aber dieser will sich dazu einfach nicht äussern. Vielleicht fühlen Sie sich dadurch zurückgewiesen oder Sie sind enttäuscht, dass der Partner sein Erleben nicht mit Ihnen teilen möchte. Als oberste Regel gilt jedoch: Sich vor dem Partner zu öffnen, ist eine Option, keine Verpflichtung – und es braucht den richtigen Zeitpunkt dazu.
Der Partner ist keine Zitrone, die man nach Belieben auspressen kann, nur weil man denkt, dass Saures drin steckt. Es ist im Gegenteil wichtig, seine Grenzen zu respektieren und seinen Wunsch nach Rückzug und Ruhe zuzulassen. Machen Sie später wieder ein Angebot, zuzuhören. Signalisieren Sie: «Ich bin da, sobald du bereit bist und mich brauchst.» Den Zeitpunkt der Selbstöffnung muss Ihr Partner
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