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Was Paare stark macht

Was Paare stark macht

Titel: Was Paare stark macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Braendli
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funktioniert. Weshalb?
    Lisas gefühlsmässige Reaktion entsprach nicht Hannes’ Reaktion. Sie empfand anders als ihr Mann Wut, nicht Trauer, und sie beurteilte dieses Gefühl automatisch als das richtige. Sie folgte damit einer Logik der Gefühle, wie wir sie alle in uns abgespeichert haben. Diese Logik hilft uns, Situationen und deren emotionale Hintergründe zu verstehen. Sie funktioniert wie folgt (siehe auch Grafik oben):
    LOGIK DER GEFÜHLE

    Wir wissen, ohne darüber nachdenken zu müssen, dass jemand, der bedroht wird, Angst hat. Uns ist klar, dass jemand ärgerlich wird, wenn er provoziert wird, und dass man traurig wird, wenn man einen Verlust erleidet. Hier ein paar Beispiele zur Veranschaulichung:
    >   Peter bekommt die Aufgabe, eine Umfrage zur Mitarbeiterzufriedenheit durchzuführen. Er findet den Auftrag schwierig, da er so etwas noch nie gemacht hat, doch fühlt er sich der Sache gewachsen und packt sie voller Elan an.
    >   Interpretation: Herausforderung
    >   Gefühl: Aktivierung
    >   Richard soll in der nächsten Vereinssitzung das Programm des Jubiläumsjahrs vorstellen. Er fühlt sich überfordert und denkt, dass er das nicht könne, da er kein guter Redner ist. Er hat Angst, dass er sich blamieren könnte.
    >   Interpretation: Bedrohung
    >   Gefühl: Angst
    >   Sabine kehrt vom Kino zu ihrem parkierten Auto zurück. Während sie weg war, hat jemand mit einem Schlüssel den Lack zerkratzt. Sabine ist unglaublich verärgert.
    >   Interpretation: Schädigung
    >   Gefühl: Ärger
    >   Anita kehrt von einer kurzen Reise zurück. Zu Hause merkt sie, dass sie unterwegs den Anhänger verloren hat, den sie von ihrem verstorbenen Vater geschenkt bekommen hatte. Sie ist traurig über diesen Verlust.
    >   Interpretation: Verlust
    >   Gefühl: Traurigkeit
    Die Frau von Hannes folgt mit ihrer Reaktion auf die Geschichte ihres Mannes ganz einfach dieser Logik: Sie kommt zum Schluss, dass er ungerecht behandelt und verletzt wurde. Für sie steht somit eine Schädigung im Vordergrund, die logische emotionale Reaktion darauf ist Ärger. Es ist daher folgerichtig, dass sie ihrem Mann rät, doch besser ärgerlich zu sein.
    Vielleicht befürchten Sie, dass Sie Ihren Partner trotz aller Bemühungen nicht wirklich verstehen können. Dies ist in den wenigsten Situationen der Fall. Lassen Sie sich einfach auf seine Schilderungen ein und Sie werden merken, wie die Emotionen des Partners auf Sie überschwappen. So können Sie nachempfinden, wie er sich fühlt. Das bedingt allerdings, dass Sie beide sich nicht nur auf einer theoretischen Ebene bewegen, sondern in Ihre Gefühle eintauchen. Das mag auf den ersten Blick schwieriger erscheinen, als auf der rein sachlichen Ebene zu verharren. Doch es lohnt sich, denn nur durch echte emotionale Begegnungen entstehen Nähe, Intimität und Verbundenheit.
    Hätte ihr Mann davon erzählt, dass er sich erniedrigt gefühlt hatte und dass er gedacht hatte, ihm sei jegliche Gleichwertigkeit genommen worden, dann hätte seine Frau auch besser verstehen können, warum er sich traurig fühlte. Denn in seiner Wahrnehmung hatte Hannes nicht eine Schädigung, sondern einen Verlust erfahren – die logische emotionale Antwort darauf ist Traurigkeit, nicht Ärger.
    Diese Überlegungen zeigen, dass wir zwar alle derselben Logik der Gefühle folgen, dass aber die Einschätzung ein und derselben Situation für jeden wieder anders ist. Somit löst die gleiche Situation bei unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Gefühle aus, und wir können einander nur verstehen, wenn uns der Partner seine Einschätzung eines Erlebnisses mitteilt. Erst diese verrät uns, wie er sich wirklich fühlt.
    Warum Erzählen und Verständnis so guttun
    Die meisten Leute unterschätzen, wie wohltuend es ist, wenn man einfach mal berichten und erzählen kann. Das hilft, Erlebnisse aus einer neuen Perspektive zu sehen und zu verarbeiten.
    Die beste Unterstützung ist ein offenes Ohr und der Versuch zu verstehen, was der andere meint und erlebt hat. Der Rest ist, das mag erstaunlich sein, ziemlich oft irrelevant. Vielleicht weiss der Partner ja selber gar nicht so recht, warum ihn etwas derart aus der Bahn geworfen hat. Zusammen den Kern eines Problems zu erforschen, hilft ihm am besten. Und es nährt das Wir-Gefühl (mehr dazu im Kapitel «Investieren in das Projekt ‹Wir› », Seite 26).
    Nutzen Sie die Chance, in einer für Sie belastenden Situation das Wir-Gefühl zu stärken, indem Sie sich dem Partner

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