Was Paare stark macht
oder weniger erfolgreich sind, weniger gut aussehen oder mit einer schwierigen Vergangenheit kämpfen und es dadurch im Leben schwerer haben. Die Frage «Genüge ich?» kann irritierend bis hin zu quälend sein. Bei einem vermeintlichen Kräfteungleichgewicht sollten Sie sich folgende Dinge überlegen.
Niemand will den perfekten Partner.
Aus wissenschaftlichen Studien weiss man, dass Männer und Frauen in der Regel einen Partner oder eine Partnerin auswählen, die sie als ebenbürtig einschätzen. Wir sind also nicht auf der Suche nach jemandem, der perfekt ist, sondern wir suchen den, der am besten zu uns passt. Jeder hat seine Stärken und Schwächen, und jeder trägt seinen persönlichen Rucksack. Zu wissen, dass es dem Partner gleich ergeht, kann entlastend sein. Spielen Sie daher nicht den Starken oder die Souveräne, sondern legen Sie Ihre Fassade ab. Seien Sie sich selber, das ist auf Dauer weniger anstrengend und macht Sie allgemein und Ihrem Partner gegenüber sympathischer (siehe auch Seite 144).
ÜBUNG: MEINE STÄRKEN, DEINE STÄRKEN
Machen Sie für sich allein eine Liste mit Dingen und Qualitäten, die Sie und Ihr Partner jeweils in Ihre Beziehung einbringen. Einige dieser Dinge wirken vielleicht auf den ersten Blick klein und unbedeutend, andere dagegen gewichtig und unverzichtbar. Tragen Sie ohne Wertung alles ein, was Ihnen spontan in den Sinn kommt. Einige Beispiele finden Sie zu Beginn des Rasters:
Meine Stärken
Die Stärken meines Partners
> Ich bringe oft kreative Ideen, wie wir unsere Freizeit gestalten können.
> Ich vergesse nie einen Geburtstag im Freundes- und Verwandtenkreis.
> Ich sorge dafür, dass die Pflanzen in unserer Wohnung gesund sind.
> …
> …
> Mein Partner hat ein Flair für buchhalterische Dinge und kann gut mit Geld umgehen.
> Mein Partner bewahrt auch in hektischen Situationen Ruhe.
> Mein Partner ist ein toller Koch.
> …
> …
Machen Sie sich klar: Diese Übung dient nicht dazu, herauszufinden, wer mehr oder weniger beiträgt. Die Listen sollen Ihnen ganz einfach Ihre Stärken in Erinnerung rufen. Vielleicht finden Sie Dinge, in denen Sie als Team besonders geschickt sind, aber auch Bereiche, wo Sie sich gut ergänzen. Geniessen Sie, was Sie beide für Qualitäten haben.
Wert ist relativ.
Welches Gewicht eine bestimmte Eigenschaft oder vermeintliche Stärke in der Waagschale hat, ist situationsabhängig und subjektiv. Was für den einen wünschens- und erstrebenswert ist, ist für jemand anderen belanglos, weil er selbst genug davon hat oder sich schlicht nicht dafür interessiert. Was nützt es, ein hervorragenderFussballspieler zu sein, wenn die Partnerin sich vielmehr wünschen würde, dass man den Kindern bei den Hausaufgaben hilft? Was nützt der perfekte Haushalt, wenn der Partner sich vielmehr wünscht, dass man am Abend auch mal gemütlich zusammensitzt und sich bei einem Glas Wein austauscht?
Status ist relativ.
Ob Bundesrat, Tierpfleger, Bäcker, Strassenwischer, Kranführer, Ingenieur oder Polarforscher – es gibt kein objektives Kriterium, das darüber entscheidet, wie wertvoll eine Person ist. Gesellschaftlicher Status zählt nicht, wenn man sich im intimen Zweierkreis der Beziehung bewegt. Was zählt, ist einzig die menschliche Begegnung, die Bereitschaft, sich in die Beziehung einzulassen, ihr Sorge zu tragen, für den anderen da zu sein. Was hat die Partnerin davon, wenn ihr Mann ein renommierter Wissenschaftler ist, aber keine Zeit für sie und die Familie hat?
Denken Sie daran: Sie beide haben einander für diese Beziehung ausgewählt. Das allein belegt, dass Sie allermindestens «gut genug» füreinander sind.
Wenn man an Status interessiert ist, dann punktet ein statushoher Partner, wenn man hingegen an Nähe, Authentizität und Liebe interessiert ist, spielt der Status eine untergeordnete Rolle oder kann sogar hinderlich sein. Entscheidend ist letztlich, was Ihnen persönlich wichtig ist. Fragen Sie sich ehrlich, was Sie in der Beziehung suchen.
5.3 Nähe bedingt Fairness
Schwächen zu zeigen, macht menschlich und sympathisch. Es macht aber auch verwundbar. Damit aus der Nähe kein Nahkampf wird, braucht es Spielregeln.
Die Sache ist einfach: Je näher man sich in einer Partnerschaft kommt, desto intimer und stärker wird die Beziehung. Sich nah sein bedeutet aber auch, dass man sich leichter auf die Füsse treten kann. Das schmerzt, wenn es zufällig passiert. So richtig weh tut es aber, wenn Absicht
Weitere Kostenlose Bücher