Was Paare stark macht
akzeptieren, und was muss sich beim anderen ändern, damit ich in dieser Beziehung glücklich sein kann?
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Realistisch bleiben
Eine Partnerschaft muss heute so einiges bieten: Geborgenheit und Nähe, Aufregung und Stimulation, Erfüllung und Entfaltungsmöglichkeiten – und natürlich nie versiegende Verliebtheit. Doch unrealistische Erwartungen erdrücken die zarte Pflanze Liebe. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie Sie auf dem Teppich bleiben und Ihrer Beziehung die nötige Luft verschaffen.
6.1 Angemessene Erwartungen haben
Manchmal ist eine Beziehung in der Vorstellung so gut, dass die Realität davor nur noch den Hut ziehen und kapitulieren kann. Sinnvoller und Ihrer Partnerschaft zuträglicher ist es, wenn Sie in Ihren Erwartungen realistisch bleiben.
Eine Partnerschaft muss heute fast alle erdenklichen Wünsche des modernen Menschen erfüllen: Sie soll nicht nur Geborgenheit, Leidenschaft, intellektuelle Stimulation, gesunde Herausforderung und allem voran auch ewige Liebe bieten. All das soll bitteschön auch reichlich und pausenlos vorhanden sein. Ein permanentes Glücksgefühl ist schon fast das Mindeste, das in der trauten Zweisamkeit warten soll.
Konsumgut Liebe – aber bitte in Spitzenqualität
Das Leistungs- und Konsumdenken der modernen westlichen Gesellschaft hat längst die Beziehung erreicht. Erwartet wird Topqualität und die ständige Verfügbarkeit des gerade gewünschten «Gutes». Pflege und Unterhalt ist etwas für Langweiler und Sparfüchse, Investitionen werden nur gemacht, wenn es sich lohnt. Wie in der Wirtschaft soll der Profit reichlich und vor allem schnell kommen – und am besten ohne viel Aufwand.
Der Erwartungsdruck, der auf modernen Beziehungen lastet, ist mittlerweile derart gross, dass Enttäuschungen vorprogrammiert sind. Etwas von diesem Druck wegzunehmen, ist daher ratsam.
Hält eine Beziehung den überzogenen Erwartungen nicht mehr stand, wird der Partner oft ohne langes Zögern ausgewechselt. Denn wer weiss, hinter der nächsten Ecke wartet ja vielleicht schon der nächste, noch aufregendere, noch sympathischere Partner, mit dem man neue Höhenflüge erleben kann.
Die grosse Mehrheit hat mehr von ihrer Beziehung erwartet
In einer amerikanischen Umfrage zur Partnerschaftszufriedenheit gaben 75 Prozent der Befragten an, dass ihre Erwartungen inder Beziehung nicht erfüllt wurden. Gerade einmal 20 Prozent gaben an, dass ihre Erwartungen erreicht wurden, und nur 5 Prozent meinten, ihre Hoffnungen seien übertroffen worden.
Es wäre vorschnell, aus diesen Ergebnissen zu schliessen, dass Beziehungen nichts taugen und bei fast allen Paaren in Enttäuschungen münden müssten. Viel eher ist das Konzept der modernen Beziehung mit derart vielen Idealvorstellungen belastet, dass sich diese schlicht nicht alle erfüllen können. Wer mit (zu) hohen Erwartungen startet, muss mit Enttäuschungen rechnen.
Die Liebesbeziehung – eine Überzüchtung?
Der Erwartungsberg, der auf einer modernen Beziehung lastet, ist ein gesellschaftliches Phänomen: einerseits ein Ergebnis des Wandels der Partnerschaft von einer Zweckzu einer Liebesbeziehung, andererseits ein Produkt der Moderne, in der alles möglich zu sein scheint und jederzeit die sofortige Wunsch- und Bedürfnisbefriedigung gefordert wird. Bis vor wenigen Jahrzehnten war klar, dass eine Ehe vor allem auch eine Zweckgemeinschaft zu sein hatte (zur Erinnerung: Konkubinatsbeziehungen waren bis vor wenigen Jahrzehnten in manchen Kantonen noch verboten). Eine Verbindung auf Lebzeiten, in der man füreinander sorgte, damals vor allem auch in wirtschaftlicher Hinsicht, und das gemeinsame Projekt Familie auf Kurs hielt.
ALSO DOCH BESSER EINE ARRANGIERTE EHE?
Die Statistik spricht eine klare Sprache: Arrangierte Ehen werden seltener geschieden und die Partner bekunden eine höhere Zufriedenheit als solche in frei gewählten Verbindungen. Sollten also besser Eltern und Verwandte über die Partnerwahl entscheiden?
Vermutlich nicht, denn die Ergebnisse dieser Befragungen sind mit Vorsicht zu geniessen. Arrangierte Ehen werden in der Regel in einem ganz anderen Kulturkreis praktiziert. Die Familie hat einen wesentlich stärkeren Einfluss und es herrschen oft strengere religiöse Vorstellungen. Dazu kommen ökonomische Abhängigkeiten und gesellschaftliche Zwänge. Eine Scheidung ist aus diesen Gründen keine Option. Doch viele Paare machen aus der Not eine Tugend: Statt mit der Situation zu hadern und zu verbittern, bemühen sie
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