Was Paare stark macht
möglich, sich emotional zu öffnen und dem anderen mitzuteilen, weshalb etwas störend, schmerzhaft oder inakzeptabel ist. Und erst wenn man den anderen emotional versteht, kann sich etwas bewegen.
Die Balance zwischen Geben und Nachgeben finden
Verstricken Sie sich gelegentlich in Machtkämpfe? Wenn das Gleichgewicht in Sachen Toleranz in Schieflage gerät, unterstützt Sie die Übung im Kasten, wieder zu einer konstruktiven Haltung zu finden.
Jeder Partner soll seine Liste unabhängig vom anderen machen. Arbeiten Sie in Musse für sich heraus, was Sie in der Beziehung stört, welche Aspekte im Verhalten des anderen Ihnen unangenehm oder verletzend sind. Nehmen Sie sich Zeit zum Nachdenken und Nachspüren.
Wenn beide Partner ihre Listen erstellt haben, setzen Sie sich gemütlich undungestört zusammen und besprechen Sie die Punkte der Reihe nach. Einer fängt an – der andere hört nur zu. Beginnen Sie mit den drei Aspekten, die Sie als «wünschenswert» bezeichnet haben. Erst danach wenden Sie sich den drei Aspekten zu, die Sie elementar stören, weil Sie es auch mit viel Anstrengung nicht schaffen, darüberzustehen.
ÜBUNG: WAS MICH WIRKLICH STÖRT
Jeder schreibt für sich maximal sechs Dinge auf, die ihn im Zusammenleben mit dem Partner stören. Markieren Sie jeweils maximal drei Dinge als «mir sehr wichtig» – Ihr Partner sollte sie unbedingt beachten bzw. etwas daran ändern, damit Sie sich in der Beziehung weiterhin wohlfühlen. Drei weitere Aspekte kennzeichnen Sie als «wünschenswert». Diese wären für Sie zwar wichtig, aber Sie können zugunsten des Partners auch darauf verzichten und sich anpassen – eben tolerant sein.
Aus Gründen der Fairness ist es wichtig, dass Sie sich bei dieser Übung auf Dinge beschränken, die Ihnen wirklich am Herzen liegen. Verzichten Sie darauf, Sachen aufzulisten, die für Sie von untergeordneter Bedeutung sind.
> Besprechen Sie die Aspekte, die Sie aufgeschrieben haben.
> Warum sind für Sie die drei als «mir sehr wichtig» markierten Dinge so zentral? Versuchen Sie, dies im Gespräch mit Ihrem Partner herauszufinden, sich ihm mitzuteilen.
Befassen Sie sich nur mit einem Punkt aufs Mal. Wechseln Sie ab: ein Punkt von Ihrer Liste, einer von jener des Partners. Befolgen Sie die Sprecher- und Zuhörerregeln (mehr dazu ab Seite 80) und gehen Sie ein Thema in aller Ruhe durch. Lassen Sie sich auf Ihre Gefühle ein, arbeiten Sie heraus, weshalb ein bestimmter Punkt so wichtig ist für Sie. Suchen Sie nach Lösungen und Kompromissen, seien Sie offen für die Anliegen des andern.
Portionieren Sie die Gespräche, bevor sich Ermüdungserscheinungen zeigen: Nehmen Sie sich gegebenenfalls an weiteren Tagen Zeit, um die verbleibenden Aspekte gemeinsam zu diskutieren.
5.2 Das Kräftegleichgewicht – eine Gefühlsfrage
Eine Beziehung führen, in der das Kräftegleichgewicht nicht stimmt – das ist, wie wenn Sie einen Wagen mit verschieden grossen Rädern ziehen müssten. Also unglaublich anstrengend. Viel einfacher geht es, wenn beide Partner gleich viel in die Beziehung einbringen.
Keine Bange: Sie müssen nicht mit Erbsenzählen beginnen und penibel die Beiträge analysieren, die jeder von Ihnen leistet. Trotzdem ist es wichtig, dass in einer Beziehung ein gesundes Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen herrscht. Denn wenn diese Balance gestört ist, werden die Partner unzufrieden – ob sie nun ständig «draufzahlen» oder dauernd mehr bekommen, als sie selber geben können.
Geben und nehmen – beides ist wichtig
Es ist heute aufgrund etlicher Studien bekannt, dass der Mensch in Bezug auf Beziehungen Gerechtigkeit erfahren möchte. Zum einen heisst dies, dass wir nicht mehr geben möchten als der Partner, zum anderen aber auch, dass wir uns auf Dauer unwohl fühlen, wenn wir mehr bekommen, als wir gefühlsmässig verdienen. Denn dann fühlt man sich in der Schuld des anderen oder denkt, dass der andere einem aus Mitleid mehr gibt – beides eher unangenehme Gefühle.
Nur wenn sich Aufwand und Ertrag die Waage halten, fühlt sich das für den Menschen stimmig an. Das gilt für die Arbeit, die Beziehung, das ganze Leben.
Wer ein Ungleichgewicht bezüglich Geben und Nehmen erlebt, fängt automatisch und vielleicht auch unbewusst an, dieses Gleichgewicht wieder herzustellen. Wege, dies zu tun, gibt es viele: Wer gefühlsmässig zu wenig bekommt, lässt beispielsweise bei seinen eigenen Anstrengungen nach oder holt sich ganz einfach mehr «Lohn». Wer
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