Was Paare stark macht
hinter sich hat, kann die Lust reduziert sein. Stress hat somit einen direkten Einfluss auf die Sexualität des Paares.
Sex und Stress: Männer und Frauen ticken anders
Stress und Belastungen sind nicht nur eine Bedrohung für die gesamte Beziehung, sondern auch für die Sexualität. Im Bereich der körperlichen Liebe reagieren Männer und Frauen jedoch auf Stress in der Regel unterschiedlich, weil Lust, Anspannung und Entspannung bei Frauen und Männern anders funktionieren.
Der männliche Weg:
Sex als Stress-Therapie
Für Männer wird Sex in stressigen Zeiten vielfach zu einem Ventil, über das sie Druck abbauen können. Die tiefgreifende Entspannung nach dem Akt wird so mehr oder weniger bewusst als «Anti-Stress-Therapie» eingesetzt. Männer sind daher häufig auch unter Stress für Sex offen und können ihn geniessen.
Der weibliche Weg:
Stress als Lustkiller
Sex zum Zweck des Stressabbaus einzusetzen, funktioniert dagegen für die meisten Frauen nicht, denn die Entspannung nachdem Orgasmus, die beim Mann so unmittelbar einsetzt, ist bei der Frau weniger deutlich. Das gibt ihr zwar die Möglichkeit, mehrere Orgasmen während eines Liebesspiels zu erleben. Das Einsetzen der Entspannung ist dafür aber wesentlich subtiler.
Viele Frauen haben auch schlicht keine Lust auf Sex, wenn Probleme anstehen oder wenn sie gestresst sind. Für Frauen sind Atmosphäre und Stimmigkeit wichtiger als für Männer, weil es ihnen häufig um mehr als um die reine Lusterfahrung geht. Intimität, Nähe und Verbundenheit spielen für sie in stärkerem Ausmass eine Rolle. Stress und Sorgen können die Lust dämpfen.
Fehlende Lust ist denn auch ein häufiges Phänomen in Partnerschaften – zwischen 30 und 40 Prozent der Paare klagen darüber. Lustkiller sind vielfältig, doch Stress spielt dabei eine grosse Rolle: Er macht müde, ungelöste Probleme kreisen im Kopf, man ist emotional aufgewühlt vom Tagesgeschehen, etwas wurmt einen – der Abend ist vermiest. Da sich Frauen in der Regel stärker emotional einlassen und neben ihrem eigenen Stress vielfach auch denjenigen der Kinder, des Partners und anderer Bezugspersonen mittragen, hat dies auf ihre Sexualität häufig einen lustdämpfenden Einfluss.
Lars und Jenny…
…kommen in die Paartherapie, weil sie ihr Sexualleben als unbefriedigend erleben. Die beiden sind sich einig: Es läuft zu wenig. Zwar schlafen sie noch ab und zu miteinander, doch hätten beide das Bedürfnis, es öfter zu tun. Wenn nur nicht die Gelegenheiten fehlen würden! Jenny klagt, dass es einfach nie den richtigen Moment gebe. Sie findet Lars nach wie vor attraktiv, doch das Leben der beiden ist so voll, dass sich kaum Zeit für Sex findet. Beide arbeiten bis spät in den Abend hinein. Wenn sie dann nach Hause kommen, wartet der Haushalt, die Wäsche… Nachher sind Jenny und Lars zu müde, sie kuscheln im besten Fall noch kurz miteinander und schlafen dann ein.
Wie so viele Paare haben sich Lars und Jenny in der Idee des «perfekten Momentes für Sex» verstrickt. Sie warten auf die richtige Stimmung, den richtigen Zeitpunkt, das genug grosse Zeitfenster, den richtigen Ort, vielleicht sogar auf die richtige Kleidung und auf viele andere Dinge. Schliesslich soll der Sex, wenn er doch nur noch so selten stattfindet, auch etwas Besonderes sein. Aber plötzlich wird die Liste der Bedingungen, die stimmen müssen, derart lang, dass in einem geschäftigen Alltag nie mehr alle Punkte erfüllt sein können.
Wie lässt sich Abhilfe schaffen? Lars und Jenny können sich folgende Dinge fragen:
> Können wir neue Zeitpunkte entdecken, an denen wir Sex haben und geniessen können? Zum Beispiel:
> Gleich nach der Arbeit statt am Ende des Tages?
> Am Morgen nach dem Aufwachen?
> Können wir neue Freiräume schaffen? Beispielsweise die gemeinsame Lieblingsserie aufnehmen und die Zeit für Zärtlichkeiten nutzen?
> Können wir Sexualität wirklich nur geniessen, wenn sich beide vor Lust verzehren – oder können wir einfach auch mal nur Sex haben, ohne grosse Erwartungen?
> Können wir auch einen Quickie geniessen?
> Welche sexuellen Begegnungen haben wir früher zusammen genossen, die wir wieder aufleben lassen könnten?
> Macht es uns Spass, Sex an einem neuen Ort zu haben? Vielleicht ganz einfach in einem anderen Raum als im Schlafzimmer?
Oft ist es nicht so, dass ein Paar wirklich zu wenig Zeit oder Energie für die Liebe hat. Sondern, dass dem Sex zu wenig Raum und Priorität
Weitere Kostenlose Bücher