Was Paare stark macht
ist.»
EIN EREIGNIS – ACHT ERKLÄRUNGEN
Das zu erklärende Ereignis: Laura fängt mit ihrem Freund Streit an. Welche Erklärungen gibt es?
Der Grund liegt beim Partner (internal)
Äussere Gründe (external)
Ständig
Jetzt/aktuell
Ständig
Jetzt/aktuell
Trifft auf alle Bereiche zu (global)
Laura hat einen schlechten Charakter, sie ist eine schwierige Person.
Laura ist momentan generell in schlechter Verfassung. Sie eckt überall an.
Laura ist seit Monaten mit ihrer Lebenssituation überfordert.
Laura steht beruflich gerade sehr unter Druck und ist deshalb in schlechter Verfassung.
Trifft nur auf diesen einen Bereich zu (spezifisch)
Laura ist jemand mit einem Hang zum Übertreiben.
Laura hat ihre Tage, da ist sie immer reizbarer.
Laura hat im Beruf seit jeher viele Probleme.
Laura steht beruflich gerade sehr unter Druck und ist deshalb leicht reizbar.
Die ungünstigste Art und Weise, die drei Fragen von Seite 170 zu beantworten, wäre also:
1. Der Fehler liegt bei meinem Partner (internale Ursachenzuschreibung auf den Partner bezogen).
2. Er macht diesen Fehler ständig (Chronizität).
3. Er macht den Fehler überall (alle Bereiche).
Dieses Vorgehen bei der Ursachenzuschreibung schränkt den Spielraum für positive Veränderungen stark ein. Eine hoffnungsvollere Variante der Begründung wäre:
1. Der Fehler liegt in etwas Äusserem, Unvorhergesehenem (externale Ursachenzuschreibung, nicht auf den Partner bezogen: «Er ist im Stau stecken geblieben.»).
2. Dieser Fehler passiert ihm nie oder nur ganz selten (Einmaligkeit: «Er ist sonst immer sehr pünktlich.»).
3. Dieser Fehler ist sehr untypisch für ihn (es handelt sich um einen Einzelbereich: «Dass er eine Abmachung mit mir nicht einhält, ist völlig untypisch.»).
Nina und Pascal…
…sitzen abends im Wohnzimmer und lesen. Beiläufig erwähnt Nina, dass am nächsten Tag ihre Mutter zu Besuch komme. Pascal findet das ungeheuerlich, da dienstags jeweils sein freier Abend ist. Er beklagt sich, dass Nina ohne vorherige Absprache jemanden an seinem freien Abend einlade, und wirft ihr vor, dass sie gemeinsam getroffene Abmachungen nicht einhalte. Es störe seinen Abend, wenn jemand da sei, da er sich dann aus Anstand nicht zurückziehen und seine Ruhe haben könne. Nina findet Pascals Reaktion völlig übertrieben: «Aber Mama kann doch auch kommen, wenn es dein freier Abend ist. Du bist immer so kompliziert, intolerant und rigid. Ein richtiger Kleinkrämer! Dann wechselt du halt mal deinen freien Abend.» Pascal ärgert sich und zieht sich grollend zurück: «Das ist unfair. Zuerst lädt sie ihre Mutter an meinem freien Abend ein, und dann wirft sie mir vor, dass ich unflexibel sei. Das ist eine Frechheit.»
Was läuft schief?
Nina macht im Gespräch verallgemeinernde, charakterzuschreibende Äusserungen, welche Pascal in die Enge treiben und ihn als Kleinkrämer, unflexiblen und rigiden Typen abstempeln. Das passiert, weil Nina eine internale (auf Pascals Art bezogene), stabile («Du bist immer so kompliziert») und globale Ursachenzuschreibung («Überall bist du so unflexibel und rigid geworden») vornimmt.
Was können Nina und Pascal besser machen?
Günstiger wäre, wenn sich Nina entschuldigen würde, dass sie den freien Abend von Pascal vergessen hat, als sie ihre Mutter einlud. Statt Pascal anzugreifen und abzuwerten, würde sie ihm so die Möglichkeit bieten, sich grosszügiger und flexibler zu zeigen, wenn er dies wollte.
Bleiben Sie ein aktiver Mitspieler
Selbstverständlich soll hier nicht die Idee sein, beispielsweise einen notorischen Zuspätkommer mit irgendwelchen fadenscheinigen Gründen zu schützen, wenn klar ist, dass der Partner sich mehr bemühen sollte. Wichtig ist allein, dass Sie keine vorschnellen Urteile fällen und sich an den Leitsatz «Im Zweifel für den Angeklagten» halten. Konstruktiv ist beispielsweise folgende Haltung: «Der Partner trägt zwar dieVerantwortung dafür (internale Ursachenzuschreibung auf den Partner bezogen), dass er zu spät kommt (jetzt / aktuell), doch dies liegt daran, dass er sich zu wenig abgrenzen kann (in einem bestimmten Bereich, nicht überall). Ich werde ihn ermuntern und ihn dabei unterstützen, sich mehr zu wehren und für seine Rechte einzustehen.»
Bleiben Sie offen, wenn Sie nach Gründen für das Verhalten Ihres Partners suchen. Idealerweise tut Ihr Partner im Hinblick auf Ihr Verhalten dasselbe. Gewähren Sie bei unerfreulichen Ereignissen einen Vorsprung an
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