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Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble

Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble

Titel: Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Hand und ließ sich auf der großen Lederchaiselongue nieder, die Chrissy irgendwo aufgetrieben hatte. Die meisten anderen Möbel, die sie gekauft hatte, waren schon längst über die Wupper, aber die Chaiselongue hatte er behalten, weil sie groß genug für ihn und bequem war.

    Mit dem Daumen zappte er lustlos durch die Kanäle. Er hatte einen Termin beim Arzt gehabt, einen beim Frisör, und ein einstündiges Interview gegeben. Und obwohl es noch nicht mal drei war, war er platt. Vor dem Unfall war er jeden Tag acht Kilometer gelaufen und hatte Gewichte gestemmt, und das alles, noch bevor er zum Training aufs Eis ging. Er war jetzt achtunddreißig und fühlte sich wie achtundsiebzig.
    Auf dem Bildschirm flimmerte Dr. Phil auf, und Mark hielt inne und sah zu, wie der Klugscheißer einen Typen zur Sau machte, weil der seine Frau zur Sau machte. Mark riss seine Red Vines auf und zog ein paar Lakritz-Spiralen aus der Tüte. Solange er denken konnte, hatte er rote Lakritze geliebt. Sie erinnerte ihn an die Sonntagsmatineen im Heights Filmtheater in Minneapolis. Seine Großmutter war ein großer Kinofan und hatte ihn früher mit Red Vines und Limonade bestochen. Er würde es zwar nie zugeben, aber in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren hatte er ganz schön viele Frauenfilme gesehen. Alles von Kramer gegen Kramer bis hin zu Das darf man nur als Erwachsener . Seine Oma und er hatten immer die Sonntagsmatineen besucht, weil er samstags normalerweise Eishockeyspiele hatte, und außerdem war an Sonntagen die Gefahr geringer, dass seine Freunde ihn dabei ertappten, wie er in einen rührseligen Weiberfilm ging. Derweil arbeitete sein Dad normalerweise in einem seiner zwei Nebenjobs, um den Unterhalt für seine Großmutter und ihn zu sichern und dafür zu sorgen, dass Mark immer die besten Eishockeyschlittschuhe und die beste Ausrüstung bekam. Einer der schönsten Tage in Marks Leben war der Tag gewesen, an dem er seinen ersten millionenschweren Vertrag unterschrieb und seinem Dad so viel Geld geben konnte, dass der alte Mann nicht mehr zu arbeiten brauchte.

    Nachdenklich biss Mark ein Stück Lakritze ab und kaute. Seine Mutter hatte er nicht gekannt. Sie war noch vor seinem dritten Geburtstag abgehauen und nur wenige Jahre später Tausende von Meilen entfernt bei einem Autounfall in Florida ums Leben gekommen. Er hatte nur noch vage Erinnerungen an sie, verblasster als die wenigen Postkarten, die sie ihm geschickt hatte. Sie schrieb ihm immer, dass sie ihn über alles liebte, doch er hatte sich nicht zum Narren halten lassen. Sie hatte Drogen mehr geliebt als ihn. Ihr Mann und ihr Sohn hatten ihr nicht genügt, und sie hatte Crack ihrer Familie vorgezogen. Sogar ihrem Leben, was einer der Gründe war, warum er nie in Versuchung geraten war, selbst Drogen zu nehmen.
    Bis jetzt jedenfalls. Klar, er war nicht süchtig. Noch nicht, aber er konnte jetzt besser nachvollziehen, wie leicht es so weit kommen konnte. Wie Drogen Schmerzen lindern und das Leben erträglich machen konnten. Wie leicht es wäre, die Kontrolle zu verlieren und richtiggehend abhängig zu werden. Aber so weit war er noch nicht.
    Er hatte den ganzen Tag gegen die Schmerzen angekämpft, und als das Vicodin jetzt langsam wirkte, spürte er, wie seine Muskeln sich lockerten. Er entspannte sich und dachte an das Foto im Sportteil, von dem ihm seine kleine Assistentin erzählt hatte. Es klang, als hätten die Jungs einen Riesenspaß gehabt, und wenn er den Pokal gemeinsam mit ihnen gewonnen hätte, wäre er wahrscheinlich mit von der Partie gewesen. Aber das hatte er nicht, und er wollte nicht aus dem Pokal trinken und feiern, als wäre es so. Dass man ihm trotzdem einen Tag mit dem Pokal schenken wollte, kam ihm vor wie eine Mitleidsgeste.
    Klar, er kannte diverse Spieler, die aus dem ein oder anderen
Grund nicht am Pokalendspiel teilgenommen und trotzdem mitgefeiert hatten. Prima. Schön für sie. Aber Mark empfand nicht so. Den Pokal anzusehen, ihn zu berühren und daraus zu trinken wäre für ihn eine große, glänzende Erinnerung an alles, was er verloren hatte. Vielleicht konnte er seine Bitterkeit eines Tages überwinden, aber heute noch nicht. Und morgen sah auch nicht sehr gut aus.
    Die Reporterin von Sports Illustrated hatte ihn nach seinen Zukunftsplänen gefragt. Er hatte geantwortet, dass er jeden Tag so nahm, wie er kam. Was auch stimmte. Was er ihr nicht gesagt hatte, war, dass er keine Zukunft für sich sah. Sein Leben war ein großes

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