Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
parkt in der zweiten Reihe, aber wenn Sie noch Zeit brauchen, komme ich später wieder.«
»Ich glaube, wir sind hier fertig.« Er griff nach seinem Stock.
»Danke für das Interview, Mark.« Donda ließ die Hand auf seinem Bein noch ein paar Zentimeter höher wandern, und Chelsea fragte sich, ob das für Sports Illustrated -Reporterinnen normales Prozedere war. Mit Sicherheit nicht. »Wenn ich noch Fragen habe, melde ich mich.«
Mit Hilfe der gesunden Hand stemmte er sich auf der Armlehne des Sofas hoch und stand auf. Er schnappte vor Schmerz nach Luft und biss die Zähne zusammen, und Chelsea fragte sich, wann er zum letzten Mal seine Medikamente genommen hatte. Wenn es am Morgen gewesen war, musste sie ihn schnell nach Hause schaffen. Obwohl er ganz bestimmt was dabeihatte. Doch als sie durch die Lounge liefen, waren seine Schritte einen Tick langsamer und gemessener als noch vor einer Stunde.
»Mach’s gut, Schätzchen«, rief Colin ihr nach. »Komm mal wieder, wenn du mehr Zeit hast.«
Sie ließ ein Lächeln aufblitzen. » Tschüs, Colin. Schufte nicht zu viel.«
Als sie ins Freie traten, fragte Mark sarkastisch: »Ihr Freund?«
»Ich bin erst seit knapp einer Woche in Seattle. Nicht annähernd lang genug, um einen Freund zu finden.« Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und lief zum Mercedes, der wie angekündigt
in der zweiten Reihe parkte. »Geben Sie mir noch ein paar Tage«, witzelte sie, während sie ihm die Tür öffnete und mit Blick auf den Straßenverkehr zur Fahrerseite rannte, bevor er sich deshalb beschweren konnte. »Oder lieber eine Woche«, fügte sie scherzhaft hinzu, während sie sich in den Wagen gleiten ließ.
Er warf ihr einen ironischen Blick zu und schloss seine Tür. »Doch so lange?«
Er mokierte sich über sie, aber das war ihr egal. »Einen Mann zum Ausgehen zu finden ist kein Problem. Ein fester Freund braucht mehr Zeit«, erklärte sie geduldig, während sie das Warnblinklicht ausschaltete. »Heiße Typen wie Colin gibt es wie Sand am Meer. Kerle, die in Jeans und Muskelshirt eine gute Figur machen. Die sind amüsant, aber für was Festes nicht geeignet.« Sie schnallte sich an.
»Dann ist der arme Colin von Ihrer Liste gestrichen?« »Nee, ausgehen würde ich mit ihm.« Sie zuckte mit den Achseln. »Er findet mich frech.«
»Das ist eine Bezeichnung für Sie.« Er zog seine Sonnenbrille vom Kragen seines T-Shirts. »Eine andere ist Pitbull.«
»Ja.« Sie schaltete das Automatikgetriebe auf »Drive« und fuhr los. »Aber ich bin Ihr Pitbull.«
»Ich Glückspilz.« Er setzte die Brille auf und schnallte sich ebenfalls an.
Das klang, als meinte er es nicht so, aber das würde er schon noch. Nach einem Blick auf das Navi fuhr sie weiter nach Nordosten. »Haben Sie schon die erste Seite des Sportteils in der Seattle Times gesehen?«
Er wandte sich ab und sah aus dem Beifahrerfenster. »Leider nein.«
Was sie ziemlich erstaunlich fand, da er noch bis vor sechs
Monaten Kapitän der Chinooks gewesen war. »Die Hälfte der Seite wird von einem Foto eingenommen, auf dem ein paar Typen irgendwo auf einer Yacht rumstehen und einer aus dem Stanley-Cup Bier auf Frauen in Bikinis gießt.«
Keine Reaktion. Vielleicht hatte er zu große Schmerzen. Sie hatte sich mal bei einem Sturz von einem Tisch das Steißbein gebrochen. Damals hatte sie einen Cherry Bomb zu viel intus gehabt und war überzeugt davon gewesen, eine Art exotische Bauchtänzerin zu sein. Was absurd war, da sie nie Bauchtanzunterricht genommen hatte und ungefähr so gut tanzte, wie sie sang. Am nächsten Morgen hatte ihr Steißbein so höllisch weh getan, dass sie sich nur noch unter Flüchen bewegen konnte. Deshalb konnte sie Marks Stimmung irgendwie nachempfinden. »Zuerst war ich ziemlich entsetzt, aber Jules hat mir erklärt, dass es in Ordnung ist und sogar erlaubt. Alle in der Mannschaft kriegen den Pokal für einen Tag und dürfen damit machen, was sie wollen. In angemessenem Rahmen natürlich. Es gibt Regeln. Auch wenn ich die ganz schön lax finde.« Sie warf einen Blick auf das Navi und bog leicht nach rechts ab. »Aber vermutlich wissen Sie das alles schon.«
»Ja. Das weiß ich schon.«
»Also, an welchem Tag wollen Sie den Stanley-Cup haben? Sagen Sie mir nur Bescheid, dann regele ich das.«
»Ich will den Scheißpokal nicht«, antwortete er ohne jede Gefühlsregung.
Sie warf einen irritierten Blick auf seinen dunklen Hinterkopf. »Sie machen Witze! Warum? Jules sagt, Sie hatten großen Anteil daran,
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