Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
abhandengekommen.«
»Zweifellos.«
Sie griff in die Tasche ihrer hässlichen Jacke und zog ein Schlüsselbund mit einem kleinen herzförmigen Anhänger heraus. »Ich bin morgen um neun hier.«
»Da schlaf ich noch.«
»Ach, schon okay«, sagte sie heiter-beschwingt. »Ich klingele so lange, bis Sie aufwachen.«
»Ich hab ’ne geladene Schrotflinte«, log er.
Ihr Lachen war noch zu hören, als sie den Raum schon längst verlassen hatte. »Ich freue mich darauf, Sie wiederzusehen, Mr Bressler.«
Wenn sie auch nicht »geistig behindert« war, so war sie doch durchgedrehter als Hackepeter. Oder noch schlimmer, eins von diesen permanent fröhlichen Weibern.
Was für ein Riesenarschloch. Chelsea schüttelte ihre Lederjacke ab und öffnete die Tür ihres Honda CR-V. Eine Schweißperle rann zwischen ihre Brüste und durchnässte den Formbügel ihres BHs, während sie die Jacke ärgerlich nach hinten schleuderte und sich in den Wagen gleiten ließ. Sie schlug die Tür zu und durchwühlte die Hobo Bag, die auf dem Beifahrersitz lag. Sie schnappte sich ihr Handy, tippte die Nummer ein und wurde direkt zur Mailbox durchgestellt. »Vielen Dank auch, Bo«, schnauzte sie ins Telefon, während sie den Schlüssel in die Zündung steckte. »Als du mich gewarnt hast, dass der Typ schwierig sein könnte, hättest du ruhig gleich dazu sagen können, dass er ein ausgesprochenes Arschloch ist!« Sie klemmte sich das Handy zwischen Ohr und Schulter, startete mit einer Hand den Wagen und kurbelte mit der anderen das Fenster herunter. »Ein bisschen mehr Vorbereitung wäre schön gewesen. Er hat mich zurückgeblieben genannt und meine Pucci beleidigt!« Sie klappte das Telefon zu und pfefferte es auf den Beifahrersitz. Sie hatte zwei Monate gespart, um sich diese Pucci-Jacke zu kaufen. Was wusste der Typ schon von Mode? Schließlich war er Eishockeyspieler.
Sie steuerte den Wagen auf die Straße und fuhr an den Häusern der Reichen und Versnobten vorbei. Eine kräftige Brise wehte durchs Fenster, und Chelsea lupfte ihr Kleid und ließ ihre Haut von der kühlen Luft trocknen. Wahrscheinlich würde sie unter den Brüsten Ausschlag bekommen, und das war alles Mark Bresslers Schuld. Na gut, er hatte sie nicht gezwungen,
an einem heißen Junitag eine Lederjacke zu tragen, aber sie hatte trotzdem Lust, ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben. Schließlich war er Sportler. Das war Grund genug.
Gott, sie hasste Typen wie Mark Bressler. Unverschämte Kerle, die sich für was Besseres hielten. In den letzten zehn Jahren war sie permanent von solchen Männern umgeben gewesen. Sie hatte ihre Termine gemanagt, ihre Hunde ausgeführt und ihre Partys organisiert. Sie hatte als persönliche Assistentin von Filmstars und Multimillionären gearbeitet. Von Promis der Kategorien A-D, bis sie endlich die Nase voll gehabt hatte.
»Die Nase voll« hatte sie letzte Woche im Gästehaus eines zweitklassigen Schauspielers gehabt, der über Nacht mit einer Hauptrolle in einer HBO-Serie groß rausgekommen war. Sie hatte fünf Monate für ihn gearbeitet, im Gästehaus gewohnt, dafür gesorgt, dass er pünktlich zu seinen Terminen erschien, und seine Besorgungen erledigt. Alles war glattgegangen, bis er an jenem Abend zu ihr ins Gästehaus gekommen war und ihr befohlen hatte, sich hinzuknien und ihm einen zu blasen oder sich nach einem anderen Job umzusehen.
Zehn Jahre aufgestaute Wut und Ohnmacht hatten sie die Hand zur Faust ballen lassen. Zehn Jahre voller mieser Jobs und Enttäuschungen, in denen sie sich für nichts und wieder nichts den Arsch aufgerissen hatte. Zehn Jahre, in denen sie dabei hatte zusehen müssen, wie andere anmaßende, talentfreie, eklige Typen Erfolg hatten, während sie auf ihre große Chance wartete. Zehn Jahre schmierige sexuelle Avancen und undankbare Jobs ließen sie ausholen und ihm eins aufs Auge hauen. Danach hatte sie ihre Siebensachen in den Honda CR-V gepackt und ihre zweitklassige Agentin
angerufen, um ihr zu sagen, dass sie die Nase vollhatte. Sie war 1600 Kilometer von Hollywood weggezogen, weg von den Egos und der Arroganz, nur um bei einem der größten Arschlöcher auf Erden eine Anstellung zu bekommen. Auch wenn Mark Bressler streng genommen nicht ihr Arbeitgeber war. Ihr Gehalt zahlten die Seattle Chinooks – den dicken, fetten Bonus inklusive.
»Drei Monate«, murmelte sie beschwörend vor sich hin. Wenn sie es drei Monate aushielt, hatte die Chinooks-Organisation ihr einen Zehntausend-Dollar-Bonus
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