Was sich liebt das raecht sich - Roman
ihren Töchtern: »Also gut, wir steigen bei euch ein. Ich gebe kostenlos die Kosmetikartikel dazu, Dad versteigert ein paar von den alten Erinnerungsstücken für wohltätige Zwecke, und am Ende teilen wir den Gewinn siebzig zu dreißig auf, weil wir schließlich die Eltern sind.«
Charlie nickte stumm.
»Sechzig zu vierzig, weil es schließlich unsere Idee gewesen ist«, widersprach ihr Skye.
»Wie wäre es mit fifty-fifty?«, fragte Abby seufzend und fügte geschickt hinzu: »Weil wir schließlich alle eine Familie sind.«
»Fifty-fifty«, stimmte Charlie seiner Tochter zu. »Dann ist es also gar nicht so schlimm, ein langweiliger alter Exrockstar zu sein!«
Alle fingen an zu lachen und machten zur Feier des Tages eine Flasche Champagner auf.
Mit einem seligen Seufzer strich Martha dem kleinen Raef eine dunkelrote Locke aus der Stirn. Nichts hatte sie auf die Erschöpfung vorbereitet, die der Schlafmangel verursachte, seit Lexis Baby Teil ihrer Familie war. Doch genauso wenig hatte sie erwartet, derart von Liebe übermannt zu werden wie in dem Moment, in dem sie zum allerersten
Mal in die großen blauen Augen des Kindes gesehen hatte, dessen Mutter sie jetzt war.
Natürlich war seine Geburt nicht ohne Dramatik abgelaufen. Bei Lexi hatten vorzeitig die Wehen eingesetzt, weshalb sie statt in einem Einzelzimmer in der besten Klinik Londons bei drei anderen erschöpften Müttern in einem eher schmuddeligen Raum im nächstgelegenen Krankenhaus gelandet war. Leo hatte sie pflichtschuldig begleitet, aber dreißig Stunden später hatten die karottenroten Haare und die leuchtend blauen Augen ihres Sohns einen Vaterschaftstest überflüssig gemacht.
»Ist er nicht einfach prachtvoll?«, schwärmte seine Großmutter, beugte sich über den Kleinen und strich ihm sanft über das seidige Gesicht. »Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wie es ohne ihn war.«
»Ich mich auch nicht«, pflichtete Leo ihr bei und gab ihr einen Kuss.
Martha sah das Baby glücklich an, denn sie war sich sicher, dass die Grimasse, die der kleine Kerl geschnitten hatte, ein winziges Lächeln gewesen war. Nach allem, was während des Balls auf Pembleton geschehen war, hatten Sebastian und sie beschlossen, auch weiterhin in Brockett Hall zu bleiben, während Kitty bei Leo eingezogen war. Leo ging bemerkenswert entspannt mit all den Dingen um und liebte Raef genauso sehr wie alle anderen.
Sebastian, der in einer kleineren Kanzlei einen Job gefunden hatte, stellte fest, dass es nicht gerade einfach war, sich seinen Lebensunterhalt mit harter Arbeit zu verdienen, doch er hatte keine andere Wahl. Denn er musste nicht nur Raef und Martha unterstützen, sondern zahlte nebenher auch weiterhin die Schulden bei der Mutter seines Kindes ab.
»Habt ihr schon das Neueste von Lexi gehört?«, wollte Kitty von den anderen wissen, während sie das Tuch von
Marthas Schulter nahm und ihrem Enkelkind die Flasche gab. »Sie rackert sich den ganzen Tag im Fitnessstudio ab, um all die Kilos wieder zu verlieren, die sie zugenommen hat, und ist mit irgendeinem Fußballer zusammen, der angeblich fünfzigtausend pro Woche verdient.«
Martha nickte lächelnd. »Schön für sie. Mir persönlich ist der Kleine wichtiger als alles Geld der Welt.«
Sebastian kam müde durch die Tür geschlurft und warf seine Aktentasche auf die Couch. Er wartete darauf, dass irgendjemand fragte, wie sein Tag gewesen war, doch als das nicht passierte, gab er auf, warf sich in einen Sessel und schloss erschöpft die Augen.
»Raef war heute wirklich brav«, informierte Martha ihren Gatten stolz. »Er hat all seine Fläschchen ausgetrunken und allein heute Nachmittag zwei dicke Pus gemacht. «
»Super«, stimmte ihr Sebastian mürrisch zu. Er hatte keine Ahnung, was geschehen war, aber seit Raef Teil ihrer Familie war, war er selber praktisch unsichtbar. Anfangs hatte er gedacht, Martha wolle ihn dafür bestrafen, dass er fremdgegangen war, inzwischen wusste er allerdings, ihr anhaltendes Desinteresse hing eher damit zusammen, dass all ihre Liebe jetzt dem Kleinen galt. Zu seiner Überraschung war er eifersüchtig auf den eigenen Sohn, und aus irgendeinem Grund verspürte er den Wunsch, die Frau zurückzugewinnen, die ihm über Jahre hinweg völlig gleichgültig gewesen war. Martha betete ihn nicht mehr an und hing nicht mehr an seinen Lippen, wenn er sprach, und verzweifelt suchte er nach einem Weg, sie dazu zu bringen, sich noch einmal in ihn zu verlieben. Mittlerweile war
Weitere Kostenlose Bücher