Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
bisher. Und falls du deine Drohung wahrmachen solltest, mein Angebot steht.«
»Ich werde daran denken«, sagte Peggy. Bex hatte Peggy angeboten, wieder zu ihr zu ziehen, wenn sie wollte. Sie lebte immer noch in der Wohnung, die Peggy und sie sich früher geteilt hatten. Normalerweise empfand Peggy diesen Vorschlag als Beleidigung, aber jetzt dachte sie, dass es vielleicht ganz praktisch war.
»Hier, iss was.« Bex deutete auf Peggys Tüte mit Mini-Brezeln. »Und frag mich mal zur Abwechslung, wie es mir geht. Das ganze Wochenende hieß es immer nur Brock, Brock, Brock.«
Peggy öffnete die Brezel-Tüte und schämte sich. »Du hast recht. Es tut mir leid. Wie war dein Termin bei Dr. ...?«
»Kaplan. Weißt du, wie das New York-Magazin ihn nennt? Den König Midas der Fruchtbarkeit - alles, was er anfasst, wird zu Gold.«
»Und wann gehst du hin? Josh kommt doch mit, oder?«
»Morgen früh. Und ich gehe allein. Josh ist im Gericht.« Bex' Mann war Anwalt im Rechtshilfeverein.
»Ich begleite dich.« Peggy war froh über die Gelegenheit, mal die Rollen zu tauschen und Bex zu helfen. »Zur moralischen Unterstützung. Du kümmerst dich immer um mich. Ich rufe Padma an und sage ihr, dass sie den Laden aufschließen soll.«
»Ein anderes Mal.« Bex nahm sich eine von Peggys Brezeln. »Er wird mir nur den Behandlungsplan erklären, den er für mich erstellt hat. Der richtige Spaß beginnt erst später: Hormone und Bluttests und noch mehr Hormone und Bluttests.«
»Und was passiert dann?«
»Dann suchen sie Eizellen. So nennen die das, ›Suche‹. Als wären die Eizellen irgendwo da drin verloren gegangen. Dann werden die Eizellen in einer Petrischale oder so befruchtet, sie sehen nach, ob sie verwendbar sind, setzen sie mir ein, und dann heißt es: ›Nächster Halt, Babyville‹. Ich meine, wenn es funktioniert.«
Peggy betrachtete das Profil ihrer besten Freundin, das trotzig vorgeschobene Kinn. Sie fühlte mit Bex, wenn eine Kundin mit einem Baby in den Laden kam, wenn eine ihrer Freundinnen fröhlich verkündete, schon wieder schwanger zu sein. Wenn sie und Bex zusammen durch die Upper West Side gingen und die Bürgersteige voller junger Familien waren, versuchte Peggy immer, Bex abzuschirmen. Als wenn Bex die Fortpflanzungsfähigkeit der anderen nicht bemerken würde, die an jeder Ecke lauerte, nur weil Peggy sich zwischen sie und einen Kinderwagen stellte. »Es wird funktionieren«, sagte Peggy. »Es muss.«
»Sagt die Frau, die glaubt, ein Dieb hätte ihre Niere gestohlen.«
Peggy lachte zum ersten Mal an diesem Tag. »Dann überlass mir doch das Sich-Sorgen-machen, dann musst du das nicht tun. Ich bin sehr gut darin.« Sie nahm Bex' Hand. »Lass das meine Aufgabe sein.«
Es war beinahe elf Uhr, als der Taxifahrer mit einem Stöhnen Peggys Koffer aus dem Kofferraum hievte und mit einem dumpfen Geräusch auf dem Bürgersteig abstellte. »Danke, tut mir leid«, sagte sie und gab ihm zu viel Trinkgeld.
Sie stand auf der Neunundfünfzigsten Straße im Kleid von gestern und mit hohen Absätzen. Sie drückte ihr linkes Bein gegen den Koffer, um ihren Besitzanspruch zu demonstrieren, blickte an der Glas-Granit-Fassade ihres Gebäudes hoch und versuchte, die dunklen Fenster der Wohnung im zwanzigsten Stock zu finden, in der sie mit Brock wohnte; und dann blickte sie dem Taxi nach, das in den späten Septemberabend verschwand. Ein Teil von ihr wollte dem Taxi hinterherlaufen und den Fahrer bitten, sie ... wohin zu bringen? Sie wusste es nicht genau. Sie erinnerte sich daran, was Bex gesagt hatte: »Das Leben wird genauso weitergehen wie bisher.« Natürlich würde es das. Nichts war passiert.
Im Fahrstuhl suchte sie in ihrer Tasche nach dem Wohnungsschlüssel. Bevor sie zum Flughafen gestürmt war, hatte Brock gesagt, dass er nach Chicago fliegen würde, da war sie ziemlich sicher. Nein, halt, Cleveland. Die Bengals gegen die Browns. Er kam erst nach Mitternacht wieder zurück. Wenn man die Freundin eines Sport-Kameramanns war, dann musste man akzeptieren, dass er fast jede Woche von Donnerstag oder Freitag bis zum späten Sonntagabend weg war. Inzwischen erschien es Peggy beinahe normal. Sie verbrachte die Wochenenden sowieso im Laden und kam oft nach stundenlangen Frauengesprächen erschöpft nach Hause, in denen es nur um die typischen Ladenerlebnisse gegangen war: um die europäische Touristin, die sich ein Stück von jeder Seife, jeder Lotion und jedem Duschgel gekauft hatte, das in den Regalen stand,
Weitere Kostenlose Bücher