Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
Rückenausschnitt trug, das sie für den ganz besonderen Abend dieses Wochenendes ausgesucht hatte, an dem sie mit Bex und ihren anderen ehemaligen Zimmergenossinnen vom College essen gehen und Blackjack spielen wollte.
Was zur Hölle ging hier vor?
Peggy erinnerte sich daran, dass sie lange überlegt hatte, was sie anziehen sollte. Las Vegas hatte sich als Stadt voller Touristen mit Schlabber-T-Shirts und Shorts herausgestellt. Bex hatte bereits betont, dass die anderen beiden Frauen nicht viel schicker gekleidet waren - Jobs, Beziehungen und diverse Umstände hatten die vier Freundinnen von der New Yorker Universität Tausende von Meilen aus der Stadt heraus und hinein in die weite Welt der Turnschuhe, Jogginghosen und Logoprints katapultiert. Während der vergangenen zwei Tage hatte Andrea, die künftige Braut, in einem weißen Trainingsanzug mit der Aufschrift »Künftige Braut« auf dem Rücken gelebt.
Peggy hatte gestern gerade ihr Kleid über den Kopf gezogen und wollte es weiter über die Hüfte ziehen, als sie Bex aus dem Badezimmer kommen hörte.
»Sehe ich aus wie eine Außerirdische vom Planet Vielzuschick?«, hatte Peggy durch den Stoff gefragt. Als keine Antwort kam, war sie ganz in das Kleid geschlüpft und hatte es seidig über ihre Waden gleiten lassen.
Bex trug eine kurze Jacke, eine schwarze Hose, die so eng saß, dass ein Tanga sich darunter abgezeichnet hätte, und einen spitzen Lacklederstiefel mit Wolkenkratzer-Absätzen. Sie lachte. »Da fragst du die Falsche.«
Peggy bewunderte Bex für ihre freche Selbstsicherheit, für ihr eisernes Vertrauen in ihre eigenen Entscheidungen.
Leider waren das nicht Peggys Wesenszüge.
»Ich werde eine Jeans anziehen.« Sie fing an, sich wieder aus dem Kleid zu schälen.
»Nein, wirst du nicht. Du wirst dieses Wochenende schick aussehen, selbst wenn es uns umbringt ...« Bex hatte den Ausdruck auf Peggys Gesicht gesehen. Sie hörte auf, mit ihrem anderen Stiefel zu kämpfen. »Ich weiß, Süße. Streit - das ist immer schlimm.«
Peggy zog das Kleid wieder herunter und ließ sich aufs Bett fallen. »Dreizehn Monate, Bex.«
»Ich weiß«, sagte Bex.
»Andrea trifft Jordan, sie gehen zusammen essen, sie ziehen zusammen und puff - sind sie verlobt.« Sie hielt die Handflächen nach oben und ahmte eine Waage nach. »Andie: dreizehn Monate. Ich: Sieben Jahre.«
Bex nickte. »Ich weiß.«
»Ich hätte Brock nicht anschreien sollen. Ich schreie ihn nie an. Ich dränge ihn nicht; ich beschwere mich nicht; ich lasse ihm seinen Freiraum. Wie lange soll ich denn noch warten?«
»Ich weiß nicht. Ich hätte ihn schon längst verlassen.«
»Ich werde ihn nicht verlassen.«
»Ich weiß«, meinte Bex.
Peggy hatte die Missbilligung in der Haltung ihrer besten Freundin registriert und sich die Schuhe angezogen. Schuhe, von denen sie jetzt den Verdacht hatte ...
Ihr Herz begann wild zu schlagen. Sie befreite die Füße von der Bettdecke.
Sie hatte die Schuhe noch an.
Und was Bex anging - was war mit ihr passiert? Bex war verschwunden, zusammen mit dem Chrysler Building draußen vor dem Fenster. Wie war das möglich? Das einzige Bett in diesem Zimmer war Peggys.
Und Peggy war nicht die Einzige, die darin lag.
Sie brauchte mehrere Anläufe, um diese letzte Information zu verarbeiten. Mann. Ein Mann. Ein Mann im Bett. In ihrem Bett. Nein, auf ihrem Bett. Er lag auf dem Rücken auf den Laken, in einem zerknitterten Hemd und mit einer diagonal gestreiften Krawatte, einer Hose, Socken und polierten Lederschuhen, die aussahen, als würden sie schon seit zwanzig Jahren poliert und wieder poliert. Er hatte blonde Wimpern und ein friedliches Gesicht. Seine Brust hob und senkte sich sacht. Er hätte ein schlafender Junge sein können, wenn da nicht die rotgoldenen Stoppeln auf seinen Wangen gewesen wären.
Sie hatte ihn noch nie im Leben gesehen.
Sie sprang auf und riss mit einem ihrer hohen Absätze ein kleines, dreieckiges Loch in das Hotellaken. Schwankend stand sie neben dem Bett - was natürlich nicht wirklich ihrs sein konnte. Sie hatte den Traum schon vergessen; ihre Fantasie war damit beschäftigt, das zu tun, was sie am besten konnte: sich schreckliche Szenarien ausmalen. Er hatte ihr Drogen verabreicht, und sie hatten sich die ganze Nacht hemmungslos ohne Kondom geliebt. Er hatte ihr Vertrauen gewonnen, weil er wie ein netter, ganz normaler Mann gekleidet war, hatte sie betrunken gemacht und sie dann dazu überredet, ihr Konto leer zu räumen. Oder wie war
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