Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
Shane erhob sich. „Du wirst auf der Ranch nicht bauen. Die Idee von Mom und Glen, ein paar Ferienhäuser hinzustellen, ist toll, aber mehr wird es nicht geben. Keine Einfamilienhäuser, kein gar nichts. Wir nutzen den Rest des Landes für Tiere und Ackerbau. Verstanden?“
Rafe nickte.
Nachdem sein Bruder gegangen war, lehnte Rafe sich in seinem Stuhl zurück. „Sei bloß froh, dass du Einzelkind bist.“
„Ach, ich weiß nicht. Ich hätte gerne ein oder zwei Familienmitglieder.“ Dante nippte an seinem Scotch. „Und was nun?“
„Wenn ich das nur wüsste. In ein paar Tagen bin ich hier weg. Ich sorge dafür, dass die Arbeiter den Ausbau der Scheune noch fertigstellen und sich um alles kümmern, was meine Mom braucht, dann komme ich nach San Francisco zurück.“
Dante hob eine Augenbraue. „Niemand wäre überrascht, wenn du verlangst, dass sie sich selber um die Bauarbeiten kümmert.“
„Ja, vielleicht sollte ich das tun.“ Aber das würde er nicht. Sich um seine Mom und seine Geschwister zu kümmern war für ihn selbstverständlich. Selbst wenn es eine äußerst undankbare Aufgabe war.
Er dachte daran, was Shane gesagt hatte. Dass er immer seinen eigenen Standpunkt durchsetzte und Entscheidungen für andere traf. Obwohl sein Bruder damit nicht ganz unrecht hatte, wollte Rafe einwenden, dass er immer sein Bestes gegeben hatte - er hatte seine drei Geschwister großgezogen und sich um seine Mutter gekümmert. Er hatte viel aufgegeben und hart gekämpft, um sicherzustellen, dass sie ein sorgloses Leben führen konnten, während er sich um ihre Zukunft kümmerte.
Jetzt würde er einiges anders machen, aber mit zehn oder sechzehn oder zwanzig hatte er es nicht besser gewusst.
Er wollte mit Heidi reden. Ihr erzählen, was Shane gesagt hatte, und sich ihre Meinung anhören. Vielleicht sogar einen Rat von ihr bekommen. Sie hatte das Talent, immer beide Seiten eines Problems zu sehen. Sie würde wissen, was er als Nächstes tun sollte.
Nur ging Heidi ihm leider aus dem Weg, und er bezweifelte, dass sie noch irgendetwas mit ihm zu tun haben wollte, selbst wenn sie einander zufällig begegneten. Sie war so wütend auf ihn gewesen.
Er vermisste sie. Und was gut hätte unangenehm werden können - zusammen mit seiner Mutter und Glen in einem Haus zu leben -, war lustig gewesen. Es hatte ihm gefallen, Heidi kennenzulernen, ihre Stimmungen, was sie zum Lächeln brachte. Er vermisste den Klang ihrer Stimme, ihr Lachen, die Art, wie sie ihn erregte, allein schon, wenn sie einfach das Zimmer betrat.
Sie würde er am meisten vermissen, wenn er wieder in San Francisco war. Sie hatte ihm gezeigt, dass er gar keine perfekte Frau haben wollte. Er wollte …
Heidi? Liebe?
Die Vorstellung, mit ihr zusammen zu sein, war aufregend und beängstigend zugleich. Sie würde niemals eine Beziehung akzeptieren, die allein auf gleichen Wertvorstellungen und Freundschaft beruhte. Sie würde ihm ihr Herz schenken und darauf bestehen, dass er es ihr gleichtat. Es gäbe kein Sicherheitsnetz, keinen Ort, an dem er sich verstecken könnte. Und wenn sie ihn verlassen würde, wäre er nie wieder der Gleiche.
Der Gedanke, mit ihr zusammen zu sein, so viel zu riskieren, war zu viel für ihn. Daher schob er ihn schnell beiseite und rief sich in Erinnerung, dass er die Kontrolle behalten musste. Nur so hatte er die letzten Jahre überlebt, nur so hatte er sich um alle kümmern können, die ihm wichtig waren. Das aufzugeben hieße, alles zu riskieren.
Und das würde er niemals tun.
Heidi packte die ausgehärteten und eingewickelten Seifenstücke in die Kisten, die vor ihr standen. Am Nachmittag würde sie diese erste Lieferung nach China zur Post bringen. Von dort würde sie auf ein Frachtschiff Richtung Osten verladen, und in ein paar Monaten würde sie, Heidi, wissen, ob sie es geschafft hatte, den asiatischen Markt zu erobern.
Es war ein großer Schritt für ihr Geschäft; einer, der sie glücklich machen sollte. Das Problem war, dass sie in letzter Zeit kaum ein anderes Gefühl als Traurigkeit empfand. Die Schausteller waren weitergezogen und hatten eine unschöne Leere auf der Ranch hinterlassen. Rafe hatte sie seit Tagen nicht gesehen, und sie hasste es, dass er ihr so sehr fehlte. Um in die Stadt zu gehen und sich mit ihren Freundinnen zu treffen, schämte sie sich zu sehr, obwohl sie zahlreiche unterstützende Anrufe erhalten hatte.
Die Wahrheit war: Ihr Leben war im Moment an einem absoluten Tiefpunkt angelangt, und daran
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