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Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holm Friebe
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einnehmen und Links die Bekanntschaft zwischen ihnen repräsentieren. Ähnliches gilt für die technische Ebene der Vernetzung von Servern und Routern, auch hier gibt es nur sehr wenige Hubs, über die enorm viel Traffic läuft.
    Was Milgram mit seinem Briefexperiment lostrat, hat sich in den letzten Jahren unter dem Stichwort „Netzwerktheorie“ zu einemheißen Forschungsgebiet für Soziologen und Politologen, Informatiker und Statistiker, aber auch Biologen, Mediziner und Physiker entwickelt. „Netzwerk“ ist der schillernde Leitbegriff unserer Epoche, der Konzepte wie „Klassengesellschaft“, „Kommunikation“ oder „System“, die in früheren Dekaden die intellektuellen Debatten beherrschten, entthront hat. Die Netzwerkanalyse wird zur Erklärung der Verbreitung von Epidemien ebenso herangezogen wie für den Wandel von hierarchischer Arbeitsteilung zu lose gekoppelten, selbstorganisierten Kollaborationsformen. Don Tapscott hat dafür den Begriff „Wikinomics“ geprägt, und Clay Shirky hat sie in seinem Buch Here Comes Everybody als The Power of Organizing without Organizations beschrieben. Der Wandel kommt inzwischen auch in den Unternehmen an: Peter Kruse stellte in semantischen Analysen fest, dass es in den Beschreibungen von Managern einen deutlichen Shift vom Begriff „Team“ zu „Netzwerk“ gibt.
    Der Mediziner und Soziologe Nicholas Christakis und der Politologe James Fowler untersuchen in ihrem Buch Connected! Die Macht sozialer Netzwerke und warum Glück ansteckend ist , wie soziale Netzwerke unser Verhalten steuern, von Wahlentscheidungen bis hin zu unserem persönlichen Glücksempfinden. Das hängt nicht zuletzt vomsogenannten „dritten Netzwerk“ ab, also nicht von den unmittelbaren Freunden oder Freunden von Freunden, sondern von Freunden von Freunden von Freunden. Deren Zahl geht schnell in die Millionen, wie man auf der Startseite des Business-Netzwerks XING sehen kann, wo sie dem Nutzer als „Kontakte 3. Grades“ angezeigt werden. Aber trotzdem ist die Nähe noch groß genug, dass dieses Netzwerk relevante Informationen individuellen Zuschnitts liefert und uns indirekt beeinflussen kann.

    Das solchen Netzwerken zugrunde liegende Prinzip – „Wenige machen viel, und viele machen wenig“ – hat sich im Web 2.0 als sogenannte 1-Prozent-Regel etabliert, eine Art verschärfter 80:20-Regel. Im Deutschen wird sie manchmal auch als 100-10-1-Regel bezeichnet (nicht zu verwechseln mit der Faustformel für die Pasta-Zubereitung: 100 Gramm Nudeln, 10 Gramm Salz, 1 Liter Wasser): Eine Person schreibt etwas – zum Beispiel einen Blogbeitrag – oder lädt ein Video bei YouTube hoch, zehn kommentieren und hundert lesen oder schauen passiv zu. Das Mitmach-Internet ist zwar für alle da, doch aktiv beteiligen sich letztlich weit weniger Leute, als man denkt, nämlich Pi mal Daumen jeder Hundertste.
    Die Vielvernetzten – Gladwell spricht von „Connectors“ – sind entscheidend, wenn es darum geht, Veränderungen auszulösen. In der Epidemiologie nennt man solche Personen, die einen Großteil zur raschen Verbreitung von Viren beitragen, „Superspreader“. Nach dem gleichen Prinzip entwickeln sich Trends, die man, so Gladwell, als „soziale Epidemien“ betrachten kann. Manchmal genügt ein kleiner Schubs an der richtigen Stelle, sprich: eine Handvoll gut vernetzter Multiplikatoren, und alles ändert sich: Eine Außenseitermeinung wird gesellschaftlich akzeptabel, ein Phänomen verlässt die Nische und wird Mainstream. Gladwells Paradebeispiel dafür sind die Hush Puppies, klassische amerikanische Freizeitschuhe, die in den 1960ern ihre Blütezeit hatten und Anfang der 1990er vollkommen aus der Mode gekommen waren. 1994 tauchten sie jedoch in einigen New Yorker Szene-Bars und Clubs wieder auf und galten dort aus unerfindlichen Gründen als hip. Designer griffen den Trend auf, der von einer extremen Minderheit, vielleicht einigen Dutzend oder hundert Kids, gepflegt wurde, und aus 30.000 verkauften Schuhen im Jahr 1994 wurden 1995 430.000 und im folgenden Jahr mehr als anderthalb Millionen. Aus der jüngeren Vergangenheit kennen wir mit Crocseine ähnliche Geschichte: Die klobigen Plastikschuhe, die vor wenigen Jahren kein normaler Mensch freiwillig angezogen hätte, wurden mit einem Mal vom Spezialschuh für Bootsbesitzer zum großen Modetrend und Multimillionengeschäft.
    In den Diagrammen, mit denen das Sinus-Institut die Lebenswelten unserer Gesellschaft kartiert, wabern inzwischen

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