Was starke Männer schwach macht
Tag an verrückt nach dir. Ich habe dir wirklich nie etwas vorgespielt.“
Julie bekam plötzlich Gewissensbisse. Tony hatte so viel für sie getan, während er für sie immer nur an zweiter Stelle gekommen war. Sie war nicht bereit gewesen, ernsthaft etwas in ihre neue Beziehung zu investieren.
„Das Verrückte ist, dass euer Plan sogar irgendwie aufgegangen ist“, antwortete sie. „Trey hatte mich so verletzt, dass ich mir geschworen hatte, mich nicht in dich zu verlieben. Aber es ist trotzdem passiert.“
Tony schob Julie gegen die Tür – genau wie vor ihrem ersten Kuss. „Dann hätten wir jetzt also unsere finsteren Geheimnisse geklärt?“
Julie seufzte glücklich. „Kommt jetzt der Part, bei dem wir uns küssen und uns versöhnen müssen?“
„Wenn du darauf bestehst.“ Tony senkte den Kopf, und sein Kuss war mindestens so aufregend und intensiv wie beim ersten Mal.
Doch diesmal hatten sie Publikum. Lauter Applaus, Pfiffe und anfeuernde Rufe kamen von der anderen Straßenseite. Anscheinend hatte sich fast die ganze Belegschaft der Frühschicht vor der Einfahrt der Feuerwache versammelt.
„Habt ihr Jungs eigentlich kein eigenes Leben?“, rief Tony lachend zu ihnen hinüber. Dann öffnete er die Tür und schob Julie in den Tearoom. „Lass uns nach oben gehen.“
„Das geht nicht, mein Bauunternehmer ist gerade auf dem Weg hierher. Aber ich schwöre dir, Tony, dass ich dem Tearoom von jetzt an nie wieder den Vorrang vor dir einräumen werde. Ich habe mir fest vorgenommen, das zu ändern.“
Zärtlich streichelte Tony ihr Gesicht. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich glaube, wir wollen beide das Gleiche: irgendwo hingehören. Vermutlich, weil wir beide nicht gerade in idealen Elternhäusern aufgewachsen sind. Wir werden einfach unsere eigene Familie gründen. Du, ich und Jasmine.“
Julie war so gerührt, dass es ihr die Sprache verschlug. Unglaublich, wie verständnisvoll Tony war. Er nahm sie so, wie sie war – mit allen Macken und Stimmungsschwankungen.
„Ich habe eine Idee“, fuhr Tony fort. „Ich bin zwar kein Millionär und besitze auch keine schicken Kaufhäuser, aber ich liebe dich mehr als zehn Millionäre zusammen. Lass uns heiraten.“
„Wie bitte?“
Tony grinste. „Priscilla würde mich vermutlich umbringen, wenn sie das hören könnte, aber das ist mir egal. Lass uns heiraten.“
Dann hatte sie sich also doch nicht verhört. „Priscilla hat mir schon prophezeit, dass es so weit kommen würde“, sagte sie. „Sie hat mich gebeten, dir nicht wehzutun.“
„Das wirst du doch auch nicht, oder?“
Julie schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht.“
„Eigentlich hatte ich eher auf ein klares Ja oder Nein auf meinen Vorschlag gehofft.“
„Ja“, antwortete Julie glücklich. Es war die leichteste Antwort der Welt.
EPILOG
Julies Versicherungsgesellschaft schickte ihr einen Scheck, dessen Betrag ihre Erwartungen sogar noch übertraf, und die Renovierungsarbeiten von Brady’s Tavern and Tearoom gingen so schnell voran, dass Julie schon bald das Datum für die Wiedereröffnung festsetzen konnte.
Etwa die Hälfte ihres Personals wollte zurückkommen – was nach den Abstrichen, die Julie beim Tearoom machen wollte, wunderbar passte. Für die Bar stellte sie Alonzo, den früheren Angestellten ihres Onkels, ein.
Alles lief so reibungslos, dass Julie kaum noch verstand, warum sie sich ursprünglich so gegen die Wiedereröffnung der Bar gesperrt hatte.
Auch mit Tony lief alles bestens. Jetzt, da sie ihre Gefühle für ihn endlich zuließ und er sich nicht mehr zurückhalten musste, überschüttete er sie hemmungslos mit seiner Aufmerksamkeit und Liebe, und sie saugte alles so gierig auf wie ein Schwamm. Noch nie hatte sie sich so bedingungslos angenommen und geliebt gefühlt. Wie durch ein Wunder schien sich in ihrem Leben plötzlich alles zum Besten zu wenden.
Als Julie zwei Tage vor der Wiedereröffnung gerade die Wandfarbe auffrischte, hörte sie ein Geräusch an der Tür. Kurz darauf trat Tony ein, ein breites Lächeln auf den Lippen. „Ich habe eine Überraschung für dich. Wenn du sie siehst, nimmst du bestimmt alles zurück, was du je Negatives über Polizisten und Feuerwehrleute gesagt hast.“
Mit einer dramatischen Geste riss er die Tür auf. „Okay, Jungs“, rief er laut. „Ihr könnt loslegen.“
Mit offenem Mund sah Julie zu, wie der antike Shuffletisch des Brady’s von Tony’s Kollegen durch die Tür getragen wurde. Kurz darauf
Weitere Kostenlose Bücher