Was starke Männer schwach macht
folgten die Dartscheiben, mehrere Neonschilder und schließlich Sir Edward, der alte Indianer-Zigarrenständer aus Holz.
Während Tony die Männer anwies, die Sachen abzustellen, beobachtete er Julies Reaktion aufmerksam. Sie war jedoch noch viel zu fassungslos, um zu reagieren. Insgeheim hatte sie schon mehrfach bitter bereut, das alte Inventar – Brady’s Markenzeichen – verkauft zu haben, hätte jedoch nicht damit gerechnet, die Sachen jemals zurückzubekommen.
Dank Tony war es ihr gelungen.
Er gesellte sich zu ihr und legte ihr den Arm um die Taille. „Du sagst ja gar nichts.“
„Ich stehe noch total unter Schock. Hast du die Sachen etwa zurückkaufen müssen?“
„Das war gar nicht nötig. Betrachte sie einfach als Willkommensgeschenke für das neue Brady’s.“
„Dann haben die Männer wohl Gewissensbisse, weil sie mich bei der Auktion über den Tisch gezogen haben.“
„Das auch.“
Als kurz darauf das Gemälde mit der nackten Frau durch die Tür getragen wurde, schüttelte Julie jedoch entsetzt den Kopf. „Das hänge ich auf keinen Fall wieder auf! Der Tearoom ist ein Familienlokal.“
„Wie wär’s stattdessen mit der Männertoilette?“, fragte Tony. „Immerhin ist die nackte Dame ein Teil von Brady’s Geschichte.“
Resigniert warf Julie die Hände in die Luft. „Na schön, sie kommt an ihren alten Platz. Aber nur, wenn ich sie mit Tüchern verhängen darf.“
Tony lachte. „Brady würde sich bestimmt darüber kaputtlachen.“
Eigentlich war die Idee gar nicht so schlecht. Man konnte schon jetzt erkennen, dass die seltsame Mischung aus gutem Geschmack und schrägen Nostalgieobjekten ausgezeichnet funktionieren würde.
Sie hatte jetzt einen flippigen Tearoom, der die gegensätzlichen Elemente widerspiegelte, die Oak Cliff so einmalig und charmant machten – Altes und Neues, Ärmliches und Prunkvolles, Schäbiges und Geschmackvolles. Sie alle bildeten den Teil eines größeren Ganzen.
Und auch Julie war nun Teil eines größeren Ganzen, seit sie sich in einen echten Helden verliebt hatte und es endlich jemanden an ihrer Seite gab, zu dem sie gehörte.
Glücklich drückte sie Tony an sich. „Was hältst du von der Idee, hier zu heiraten?“, schlug sie vor. „Dann würden meine Träume sich alle an einem einzigen Ort erfüllen.“
Mit einem breiten Lächeln sah er sie an. „Perfekt.“
– ENDE –
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