Was starke Männer schwach macht
mich anrufst, wenn du etwas brauchst?“, fragte Tony. „Ganz egal, wie wütend du auf mich bist?“
Julie wollte nur noch weg. Sie musste erst einmal gründlich über alles nachdenken, bevor sie ihn womöglich noch zu Unrecht beschuldigte oder voreilige Schlüsse zog. Rasch ging sie aus der Küche, zog sich hastig etwas über und begab sich nach draußen, um auf Belinda zu warten.
10. KAPITEL
„Danke dafür, dass du mich abholst“, sagte Julie zu ihrer kleinen Schwester.
„Wollen wir noch beim Tearoom vorbeifahren, damit du dir den Schaden bei Tageslicht ansehen kannst?“, fragte Belinda. Inzwischen war es draußen hell geworden.
Vielleicht war das gar keine schlechte Idee. Vorausgesetzt natürlich, der Brandermittler war schon fertig.
Kurze Zeit später bog Belinda in die Jefferson Street ein. Von außen sah das Haus völlig okay aus, abgesehen von der Sperrholzplatte über der Tür und dem eingeschlagenen Schlafzimmerfenster natürlich.
„So schlimm sieht es gar nicht aus“, meinte Belinda und parkte das Auto am Straßenrand.
„Warte nur, bis du es von innen siehst.“
Das gelbe Absperrband um das Gebäude war inzwischen verschwunden. Es wirkte total verlassen. Hatte Epperson es etwa schon freigegeben?
Wie auf Befehl klingelte genau in diesem Augenblick Julies Handy. „Ihr Haus wurde gerade freigegeben“, sagte eine ihr unbekannte männliche Stimme. „Die Schlüssel befinden sich in der Feuerwache auf der anderen Straßenseite.“
„Haben Sie die Ursache schon gefunden?“
„Das darf ich Ihnen leider nicht mitteilen, Ma’am.“
Verdammt, das klang nicht gut. Julie erzählte Belinda, was der Mann gesagt hatte.
„Dann bleibst du also doch hier? Ich brauche dich nicht zu Mom und Dad zu fahren?“
„Nein, danke, ich stelle mich dem Grauen lieber sofort.“
Mit Belinda an ihrer Seite fühlte Julie sich in der Lage, den Schaden in Augenschein zu nehmen. Leider sah der Tearoom bei Tageslicht noch schlimmer aus als in der Nacht.
Mit offenem Mund starrte Belinda auf das entsetzliche Chaos. „Oh, Julie, es tut mir ja so leid!“, rief sie.
„Ja, mir auch.“ Lagerraum und Büro waren total zerstört. Julies Computer war ebenfalls verbrannt, aber zum Glück hatte sie ihre Buchhaltung wenigstens separat abgespeichert.
Der Speisesaal selbst war zwar von den Flammen verschont geblieben, dafür aber nicht von der Feuerwehr. Teile der Deckenpaneele hingen von der Decke, und alles war triefend nass.
Die einzigen relativ unbeschädigten Räume waren die Küche und die Toiletten.
Julie rief sofort die Versicherung an, und kurz darauf erschien der Gutachter. Der schmallippige Mann wanderte überall herum, machte sich Notizen und knipste Fotos. Anschließend teilte er Julie mit, dass sie keine Entschädigung bekommen würde, solange der Verdacht auf Brandstiftung bestand.
Damit war zu rechnen gewesen.
Tröstend legte Belinda ihr den Arm um die Schultern. „Wir können ja schon mal mit dem Saubermachen anfangen, das kostet nichts. Dafür brauchen wir nur ein paar Müllsäcke.“
„Du hast recht“, antwortete Julie und krempelte im Geiste schon mal die Ärmel auf. „Wir erledigen einfach, was wir schon können.“ Die Dinge anzupacken, war schon immer ihre Art gewesen. Plötzlich spürte sie wieder einen kleinen Funken ihrer alten Energie in sich.
Sie plünderte die wie durch ein Wunder unbeschädigte Kasse und fuhr zum Supermarkt, um Müllbeutel und Reinigungsmittel zu besorgen, während Belinda schon mal mit dem Aufräumen begann.
Als Julie zurückkehrte, glaubte sie im ersten Moment, sich in der Tür geirrt zu haben.
Da drinnen stieg die reinste Party!
Belinda lief ihr aufgeregt entgegen. „Julie, sieh doch mal, wer alles gekommen ist, um uns zu helfen!“
Es handelte sich um Tony, Jasmine, Ethan und Priscilla.
Julie war richtiggehend gerührt. Unglaublich, wie uneigennützig und hilfsbereit diese Menschen waren. „Ich finde das total lieb von euch“, stammelte sie, „aber ihr braucht doch nicht …“
„Hör schon auf damit, und finde dich einfach damit ab, dass wir dir helfen“, erklärte Priscilla resolut.
Julie schossen vor Rührung die Tränen in die Augen. So fühlte es sich also an, echte Freunde zu haben.
Dank der Hilfe der anderen und Tonys Schubkarre hatten sie den Dreck im Nu draußen. Julie machte eine Liste mit allem, was sie ersetzen musste, und addierte die Kosten für Reparaturen und Renovierungsarbeiten hinzu.
Am Ende des Tages fühlte sie sich schon
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