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Was Top-Unternehmen anders machen

Was Top-Unternehmen anders machen

Titel: Was Top-Unternehmen anders machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Bailom , Kurt Matzler , Dieter Tschemernjak
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günstiger an Ideen und marktfähige Lösungen zu kommen. Der Grundsatz „Innovationen entstehen im eigenen Unternehmen“ hat sich längst gewandelt zum Grundsatz „Innovationen entstehen in Netzwerken“. In vielen Branchen kommen mehr Innovationen von außen als von innen. Bereits in den 1980er-Jahren kamen knapp 80 % der Innovationen bei wissenschaftlichen Instrumenten vom Kunden, bei der Herstellung von Halbleitern und Leiterplatten kommen die wichtigsten Innovationen nicht von den Entwicklern der entsprechenden Prozesstechniken, sondern von den Halbleiterproduzenten selbst. Bei thermoplastischen Anwendungen kam etwa ein Drittel der Innovationen von Lieferanten. 94 Eine McKinsey-Studie in der Automobilindustrie zeigt, dass bereits heute an die 65 % eines Autos von den Zulieferern gebaut werden, bis in das Jahre 2015 soll der Anteil auf 75 % steigen. 95 Damit verlagert sich der Wettbewerb zwischen den Unternehmen auf einen Wettbewerb zwischen Netzwerken. Nur wer die besten und innovativsten Netzwerkpartner hat, kann die höchste Innovationsfähigkeit erreichen. Das externe Wissen der Partner systematisch und effektiv zu nutzen, wird daher zunehmend eine Frage des Überlebens.
    Externes Wissen nutzen
    Die Bell-Laboratorien gehören wohl zu den bekanntesten Forschungszentren der Welt. Die besten Forscher arbeiten dort, bisher trugen elf Nobelpreisträger zum Erfolg der Bell Labs bei. Lucent erbte die Bell Labs von AT&T und hatte die besten Voraussetzungen, um am Markt für Telekommunikationsausrüstungen erfolgreich zu sein. Dennoch gelang es Cisco Systems, ohne auch nur über annähernd so viele F&E-Ressourcen wie Lucent zu verfügen, mit Lucent mitzuhalten und es teilweise sogar am Markt zu schlagen. 96 Lucent und Cisco sind direkte Konkurrenten auf einem technologisch sehr komplexen Markt, beide Wettbewerber bringen regelmäßig Innovationen auf den Markt – mit zwei großen Unterschieden: den Ressourcen, die dafür eingesetzt werden, und der Art und Weise, wie Innovationen entstehen. Lucent investiert große Summen in die Erforschung neuer Materialien und die Entwicklung von Komponenten und Systemen, die die Basis für grundlegende Innovationen zahlreicher Produkte und Dienstleistungen waren. Cisco hingegen nutzt permanent das Wissen, das außerhalb des Unternehmens bereits vorhanden ist. Das Unternehmen hält kontinuierlich und systematisch Ausschau nach Start-ups, die neue Produkte und Dienste auf den Markt bringen. Cisco investiert in diese Start-ups – die teilweise von Ex-Lucent-Mitarbeitern gegründet wurden –, geht Partnerschaften mit ihnen ein oder akquiriert sie. Auf diese Art und Weise gelingt es Cisco, durch Integration externen Wissens und der Ergebnisse von F&E-Anstrengungen außerhalb des Unternehmens mit der wahrscheinlich besten Forschungsinstitution der Welt bei geringsten eigenen F&E-Investitionen mitzuhalten. Dies ist kein Einzelbeispiel. Immer mehr Unternehmen suchen systematisch nach Innovationen außerhalb der eigenen Unternehmensgrenzen, die sie dann integrieren.
    Der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble mit seiner langen und erfolgreichen Inhouse-Forschungstradition setzte sich im Jahre 2002 das Ziel, innerhalb von fünf Jahren 50 % der Innovationen außerhalb des Unternehmens zu generieren: Um dies zu erreichen, wurde die Position des „Directors of external innovation“ geschaffen. 97 Seine Aufgabe ist es, das Unternehmen mit allen möglichen externen F&E-Partnern zu vernetzen, die Innovationskultur zu verändern, vor allem das „Not-Invented-Here-Syndrom“ zu bekämpfen und die F&E neu zu definieren. Es geht hier nicht um ein Outsourcing der F&E. Es geht darum, extern nach guten Ideen zu suchen, sie hinsichtlich ihrer Marktfähigkeit zu bewerten und zu integrieren, damit die Forscher und Entwickler von Procter & Gamble effizienter und effektiver neue Produkte entwickeln und auf den Markt bringen können. Die Überlegung war einfach: Innerhalb von Procter & Gamble gibt es etwa 8.600 Wissenschaftler, außerhalb etwa 1,5 Millionen. Die 15 wichtigsten Lieferanten von Procter & Gamble beschäftigen über 50.000 F&E-Mitarbeiter, ein enormes Potenzial, das genutzt werden kann. Procter & Gamble unterhält heute fruchtbare Netzwerke mit zahlreichen F&E-Partnern und Lieferanten. Im Rahmen dieser Vernetzungsstrategie wurde beispielsweise YourEncore gegründet, ein

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