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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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schwimmen, 180 km auf dem Rad, und dann noch ein ganzer Marathon. Ich habe die Gesamtstrecke in 10 Stunden, 23 Minuten und 17 Sekunden geschafft. Ich habe mich nie gesünder, stärker, besser gefühlt. Die Vorstellung, ich könnte krank werden oder sein, lag mir vollkommen fern.
    Zwei Tage nach dem Wettkampf bin ich mit meinem Vater nach New York zurückgekehrt, um mein Leben wieder auf Spur zu bringen. (Es ist eine lange Geschichte, wie es in die Binsen ging, heute will ich nicht auf die Details eingehen, vielleicht ein andermal. Heute verrate ich nur, dass ich den falschen Mann geheiratet habe. Aber das ist kein Grund, mich zu bemitleiden. Die Ehe ist bestimmt etwas Wunderbares, wenn man den Richtigen findet, vielleicht finde ich ihn auch eines Tages, aber wenn nicht, ist das auch in Ordnung, wirklich. So habe ich das schon vor meiner Diagnose gesehen, und jetzt sehe ich das noch ganz genauso.)
    Ich hatte vor, wieder Features beim Fernsehen zu machen, das will ich immer noch, aber ich konnte meinen ehemaligen Chef in den letzten Wochen nicht treffen, und so habe ich mir eine Weile freigenommen. Mir gefiel die Idee, langsam die alten Fäden wieder aufzunehmen. Ich habe alte Freunde besucht, in ein paar tollen Restaurants gegessen, bin einem Fitnessclub beigetreten, habe angefangen, nach einer Wohnung zu suchen. Alles war richtig nett und entspannt, und nach zwei Monaten auf Hawaii war es größtenteils wunderbar, wieder die Hektik der Großstadt zu spüren.
    Eine Sache, die ich erledigen musste, war ein Trip nach Greenwich zu meiner Frauenärztin. Ich war seit über einem Jahr nicht mehr dort gewesen, wegen der Reise, meiner unglückseligen Ehe und aus diversen anderen Gründen; unter anderem hatte ich keine Lust auf den Vortrag, den ich dort jedes Mal zu hören bekomme. Meine Mutter ist an Eierstockkrebs gestorben, als ich gerade einmal elf war, und bei meiner Tante Judy wurde mit dreißig Brustkrebs festgestellt. Meine Ärztin hat mir eingetrichtert, dass ich sehr viel früher als andere Frauen zur Mammografie gehen sollte, und mir sogar zu einer Gen-Analyse geraten, weil ich durch meine Familiengeschichte zur Hochrisikogruppe gehöre. Und ich weiß ihre Sorge zu schätzen, wirklich, aber wenn man jung und gesund ist, denkt man einfach nicht in solchen Kategorien.
    Dieses Mal hörte ich allerdings auf sie.
    Zum Teil lag das ironischerweise daran, dass es mir so gut ging. In jeder anderen Hinsicht habe ich so gut für mich gesorgt, habe mich gesund ernährt, mich bewegt, trainiert; eine Vorsorgeuntersuchung schien da genau ins Bild zu passen. Außerdem hatte ich ja, wie gesagt, eine Menge Zeit.
    Und so bin ich hingegangen.
    Meine Frauenärztin hat für mich letzten Dienstag einen Termin beim Manhattan Breast Radiology Center gemacht. Die Geschichte hat mich überhaupt nicht aufgeregt. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, alles im Griff zu haben, es war einfach Teil meines aktuellen Gesundheitsbewusstseins. Während meine Brust in der Maschine flachgepresst wurde, überlegte ich, ob ich nicht Veganerin werden sollte, und machte mir Vorwürfe, weil mir Karottensaft nicht schmeckt.
    Die Untersuchung war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Das Schlimmste war, dass ich vorher weder Deo noch Körperlotion verwenden durfte, ich hatte Angst, ich könnte riechen. Aber die Maschine selbst war in Ordnung; etwas unangenehm, aber ich habe bei weitem Schlimmeres erlebt. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass es besonders lange dauerte, und als ich fertig war, habe ich mich gesäubert und angezogen und habe dann wieder gewartet, wobei ich die ganze Zeit unauffällig an meinen Achseln gerochen habe. Dann kam die Radiologin mit einem ganz merkwürdigen Gesichtsausdruck zurück. Eine solche Miene habe ich noch nie gesehen, aber ich verstand sie sofort. Sie hatte Neuigkeiten für mich und wollte nicht, dass ihr Gesichtsausdruck sie verriet.
    »Samantha«, begann sie, »wir haben die Mammografie gemacht und eine Ultraschalluntersuchung, dann haben wir noch ein paar zusätzliche Aufnahmen gemacht. Dabei haben wir in der linken Brust abnorme Kalkablagerungen entdeckt. Bei Ihrer familiären Vorgeschichte glaube ich, dass wir eine Biopsie machen sollten.«
    »Entschuldigen Sie, was?«, sagte ich. Ich hatte jedes Wort gehört, ich hatte nur keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte. Alles, was mir einfiel, war, sie zu bitten, das Gesagte noch einmal zu wiederholen.
    »Sie haben Mikroverkalkungen in der linken Brust. Ich kann

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