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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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du also da.« Ich bin mir sicher, daß Moritz in diesem
Moment nach meiner Hand greifen möchte. Jedenfalls schiebt er seine ziemlich
zielstrebig über den Tisch auf meine zu. Leider wird sie unterwegs von einem
Glas Latte Macchiato gestoppt, das donnernd auf den Tisch geknallt wird.
    »Sonst noch was?« Tim grinst harmlos.
    »Danke, nein«, sage ich, woraufhin Tim sich glücklicherweise wieder
verzieht. Sofort mache ich mich unauffällig an meinem Latte zu schaffen, um
zumindest von meiner Seite den Weg fürs Händchenhalten wieder freizuräumen.
Sinnlos, Moritz’ Glas steht wie ein Bollwerk zwischen uns. »Was machst du denn
jetzt?« Nachdem der kurze Anflug von Romantik eh dahin ist, kann ich auch
gleich zum Eckdaten-Abfragen übergehen.
    »Ich bin seit drei Jahren Consultant.« Auch das überrascht mich
nicht wirklich, heutzutage wird irgendwie jeder Unternehmensberater.
    »Aha, toll.«
    »Ach, das ist nicht so spannend«, winkt er ab, und ich bin froh, daß
ich mir keine Geschichten aus der großen, weiten Welt anhören muß. Eine ganze
Weile sitzen wir noch da und plaudern über die Schulzeit – wobei wir die
Garagen-Geschichte aussparen. Ich hatte ganz vergessen, wie nett Moritz sein
konnte. Aber irgendeinen Grund muß es ja damals auch gegeben haben, um mich in
ihn zu verlieben.
    Nach einer halben Stunde sehe ich aus den Augenwinkeln Tim, der an
der Küchentür lehnt und alle zwei Sekunden demonstrativ auf seine Armbanduhr
guckt.
    »Ich muß jetzt leider wieder arbeiten«, sage ich deshalb und trinke
den Rest meines Latte aus.
    »Oh, sicher, sicher.« Moritz macht sich daran, sein Portemonnaie aus
der Tasche zu ziehen.
    »Laß mal«, sage ich, »der geht aufs Haus.« Tim hebt erstaunt die
Augenbrauen. Soll er mir dann eben von meinem Lohn abziehen, denke ich trotzig,
während ich Moritz zur Tür begleite.
    »Es war wirklich schön, dich nach so langer Zeit wiederzusehen«,
stellt er fest, als wir noch einen Moment neben dem Eingang stehenbleiben.
    »Finde ich auch.«
    »Kommst du am siebten zum Abitreffen?« Das Abitreffen hatte ich
schon wieder ganz vergessen.
    »Hm, weiß nicht …«
    »Warum denn nicht? Ist doch spannend.«
    »Mit deinem Lebenslauf würde ich auch ohne Probleme hingehen.«
Moritz schüttelt verständnislos den Kopf. »Du willst doch nicht etwa zu Hause
bleiben, nur weil da irgendein Idiot sonstwas unter deinen Namen geschrieben
hat.«
    Was sage ich jetzt?
    »Viel wichtiger ist doch, was da nicht steht«, behauptet Moritz.
    »Was denn?«
    »Zum Beispiel, daß du noch viel hübscher bist als früher.« Er
lächelt mich an. Ich erröte und kichere blöd.
    »Oh, danke!«
    »Oh, bitte!« erwidert Moritz. »Aber ich hab nur die Wahrheit
gesagt.« Gut, daß er Tim nicht sehen kann, der hinter seinem Rücken gerade eine
Ich-muß-mich-übergeben-Geste macht. »Außerdem«, fügt Moritz noch hinzu, »hat
dich doch noch nie interessiert, was die anderen denken.« Doch, das hat es mal.
    »Also, ich weiß nicht …« Warum glaube ich, daß es trotzdem keine
gute Idee ist, zu diesem Treffen zu gehen?
    »Kommst du?« Ich nicke. Dann komme ich wohl. »Ich freu mich! Bis
nächste Woche.« Im nächsten Moment ist er auch schon wieder draußen auf der
Straße. Verträumt mache ich die Tür hinter ihm zu.
    Tim sitzt mittlerweile bei Georg am Tisch und zündet sich eine
Zigarette an. Nach einem tiefen Zug bläst er kleine Kringel in die Luft.
    »Spießer und Arschlöcher?« fragt er und sieht mich abwartend an.
    »Und Langweiler?« fügt Georg hinzu.
    »Also wirklich – findet ihr nicht, ihr geht mit euch selbst etwas
sehr hart ins Gericht?« erwidere ich schnippisch und mache mich daran, die
leeren Latte-Gläser wegzuräumen. Von den beiden lasse ich mich schon gar nicht
hochnehmen!
    Nach einem frühen Feierabend radele ich um Mitternacht nach
Hause. Ich denke immer noch an Moritz und kann gar nicht glauben, was heute
nachmittag passiert ist. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, daß sich
ausgerechnet Moritz Lichtenberg ins Drinks & More verirren würde. Um mich zu sehen! Und er will, daß ich zum Abitreffen komme.
Genaugenommen ist das eine Verabredung. Und ich bin aufgeregt wie schon lange
nicht mehr.
    Als ich durchs Schulterblatt fahre, sitzen draußen vor den Bars und
Cafés noch ein paar vereinzelte Leute. In drei, vier Wochen, wenn es richtig
warm ist, wird hier die Hölle los sein. Da kommt man sich vor, als wäre man in
Spanien oder Italien – und nicht in Altona. Während ich über

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