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Was wir sind und was wir sein könnten: Ein neurobiologischer Mutmacher (German Edition)

Was wir sind und was wir sein könnten: Ein neurobiologischer Mutmacher (German Edition)

Titel: Was wir sind und was wir sein könnten: Ein neurobiologischer Mutmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Hüther
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im Hirn einzurosten. Man kennt »seine Pappenheimer« und weiß, »wie der Hase läuft«, man macht seinen Job, man tut, was getan werden muss, man funktioniert – aber das Leben hat seinen Reiz verloren. Alles wird gleichermaßen bedeutsam oder unbedeutend, man hat sein Leben optimal in den Griff bekommen – und dabei seine Begeisterungsfähigkeit bis zur Leblosigkeit abgewürgt. Wieso passiert uns das? Weshalb lassen wir zu, dass es uns so ergeht?
    Und nicht nur uns, denn so, wie es einem einzelnen Menschen und seinem Hirn mit der Begeisterung geht, geht es auch einer menschlichen Gemeinschaft. Vielleicht noch am seltensten einem Sportverein, aber sehr häufig einer Familie, einer Schule, einem Unternehmen, manchmal sogar einer ganzen Gesellschaft. Offenbar können wir gewissermaßen kollektiv unsere Begeisterungsfähigkeit verlieren, und damit unsere Kreativität, unsere Lebensfreude, Entdeckerlust und Gestaltungskraft. Dann dümpelt die betreffende Gemeinschaft in immer glatter eingefahrenen Routinen mit festgefügten Verwaltungsstrukturen dahin, die Menschen haben alles scheinbar im Griff und lassen sich sogar von Krisen kaum noch erschüttern. Die Gemeinschaft funktioniert noch, aber sie lebt nicht mehr. Ihren Mitgliedern wird es dann immer wichtiger, dass sie gut funktionieren, als dass sie lebendig bleiben. So funktionalisiert diese begeisterungslos gewordene Gesellschaft erst ihre Erwachsenen und am Ende sogar noch ihre Kinder. Die werden dann mit Wissen abgefüllt, und es werden ihnen Fähigkeiten und Fertigkeiten beigebracht. Anstatt in ihnen die Fackel der Begeisterung am eigenen Entdecken und Gestalten immer wieder neu zum Lodern zu bringen.
    Wie man diese Fackel der Begeisterung wieder zum Lodern bringt, werden wir kaum von all jenen erfahren können, die bereits erwachsen geworden sind und weitgehend damit aufgehört haben, noch irgendwelche in ihnen schlummernden Potentiale entfalten zu wollen. Deshalb zeigen uns die kleinen Kinder noch am deutlichsten, worauf es im Leben ankommt. Ihnen geht es ja noch nicht um die Bewahrung, den Schutz und die Verteidigung des bereits Erreichten. Sie sind noch ganz und gar mit der Entfaltung ihrer Möglichkeiten, mit dem Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten, mit der Aneignung von Wissen und Können beschäftigt. Deshalb ist auch bei diesen überall auf der Welt in allen möglichen Kulturen aufwachsenden Kindern viel klarer und eindeutiger zu erkennen, was Menschen wirklich brauchen, um sich ein ganzes Leben lang auf dieser Welt wohl zu fühlen. Dazu zählt nicht nur all das, was für die Stillung unserer körperlichen Bedürfnisse erforderlich ist. Kein Mensch kann über sich hinauswachsen, solange er hungert, Durst hat oder frieren muss. Genauso wenig kann aber ein Mensch, weder als Kind noch als Erwachsener, seine Potentiale entfalten, wenn er sich allein gelassen fühlt und wenn ihm keine Möglichkeit geboten wird, sich als Entdecker und Gestalter auf den Weg zu machen und sich all das dafür erforderliche Wissen und all die dazu notwendigen Fähigkeiten anzueignen.

6.
    Was könnte aus uns werden?
Wie lange wollen wir noch so weitermachen wie bisher? Weshalb fällt es uns so schwer, unser Leben zu verändern? Gibt es denn keine günstigeren Formen des Zusammenlebens? Wovor haben wir Angst und weshalb machen wir uns gegenseitig immer wieder Angst? Was hält uns zurück, was hindert uns daran, einander auf eine andere Weise zu begegnen? Was für eine Lebenswelt und was für eine Art des Zusammenlebens wünschen wir uns? Und weshalb gestalten wir unsere Lebenswelt und unser Zusammenleben nicht so, wie wir uns das wünschen? Haben wir den Mut verloren, dass es geht? Was ist aus unseren Träumen geworden? Wer hat sie uns geraubt? Können wir sie uns nicht wieder zurückholen? Und den Mut wiederfinden? Könnten wir uns nicht einfach ab sofort auf den Weg machen und versuchen, gemeinsam mit anderen statt wie bisher auf Kosten anderer über uns hinauszuwachsen?
    Irgendwie sind wir auf unserer Suche nach einem glücklichen und sinnerfüllten Leben vom Weg abgekommen. Wahrscheinlich schon seit geraumer Zeit, aber bisher ging es ja immer noch irgendwie weiter. Jedenfalls hier bei uns, in unserer westlichen Welt. Aber jetzt stecken wir fest. Das merken inzwischen sogar diejenigen, die auf diesem Weg bisher mit größter Überzeugung vorangegangen sind. Es ist offenkundig. Wir haben uns im Gestrüpp der von uns selbst geschaffenen Lebens- und Vorstellungswelten

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