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Was wirklich zählt, ist das gelebte Leben: Die Kraft des Lebensrückblicks (German Edition)

Was wirklich zählt, ist das gelebte Leben: Die Kraft des Lebensrückblicks (German Edition)

Titel: Was wirklich zählt, ist das gelebte Leben: Die Kraft des Lebensrückblicks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Kast
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gibt auf dieser Welt, dass es Kunstwerke gibt, die einen zutiefst berühren, Bücher, die einen anregen und aufregen. Man ist dankbar, dass man an einem Ort wohnt, wo kein Krieg ist, dankbar, dass man in einer Zeit lebt, in der man an einer Infektion nicht so leicht stirbt.
    Diese Dankbarkeit erleben wir, wenn wir nicht alles als selbstverständlich ansehen, sondern die Fähigkeit ausgebildet haben wahrzunehmen, was denn bereichernd ist in diesem Leben – und das ist sehr viel. Diese Erfahrungen von Dankbarkeit können sich über das ganze Leben legen: nicht dass es nicht Schwieriges und Schmerzhaftes gegeben hätte, aber eben auch unverhofft Gutes, Schönes, Bezauberndes. Erfahrungen, die unsere Seele weit gemacht haben.
    Das Wahrnehmen der Dankbarkeit, das Ausdrücken der Dankbarkeit, bringt uns dazu, das Leben, auf das wir zurückblicken, auch als reich zu erfahren und die Zukunft, vor der wir stehen, als immer noch voll Möglichkeiten für Erfüllung verschiedenster Art.
    Und warum ist es manchmal so schwierig, die Dankbarkeit eines anderen Menschen anzunehmen? Warum ist es gelegentlich so schwierig, angemessen zu reagieren, wenn uns jemand sagt, dass wir wichtig sind für ihn oder für sie, dass er oder sie uns dankbar ist? Und was heißt das, adäquat reagieren? Doch wohl einfach, die Freude darüber auszudrücken, dass man für einen anderen Menschen wichtig sein kann. Wehrt man eine Größenfantasie ab? Hat man Angst, dass der andere das nur als Vorbemerkung sagt und dann etwas von einem will? Das man nicht großzügig gibt? Dass man also gerade nicht etwas tun will, was Dankbarkeit hervorruft?
    Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand den Dank auch annehmen kann: Ehrlich ausgedrückter Dank kommt von Herzen und geht zum Herzen. Es entsteht dadurch ein Moment der großen Verbundenheit und Nähe, die ausgehalten werden will. Was tut man damit? Es genügt, dieses Moment achtsam wahrzunehmen – und auszudrücken, was es bedeutet – mehr nicht. Diese Nähe kann aber auch als zu nah erlebt werden. Weiß man schon von vornherein, dass Menschen große Nähe unheimlich ist, schreibt man den Dank besser in einem Dankesbrief.
    Oder aber man hat selbst die Idee, dass das, wofür der andere Dankbarkeit empfindet, gar nicht so sehr eine bewusste Handlung von uns war, sondern etwas, das uns selbst gegeben worden ist, vielleicht einfach in unserer Psychologie wurzelt, so dass man den Eindruck hat, man müsste diese Dankbarkeit noch einmal an einen anderen Ort weitergeben – und man weiß gar nicht so recht, wohin damit.
    Dankbarkeit ist nicht einfach Dankbarkeit: Wie oft sagen wir zum Beispiel: »Ich bin dir so dankbar«, ohne dass diese Dankbarkeit wirklich emotionell gefühlt und gefüllt ist. Wir haben alle gelernt, uns zu bedanken. Oft sind das Lippenbekenntnisse, oder Dankbarkeit wird eingefordert: Die Kinder, die Nachkommen, sind nicht dankbar dafür, was die Eltern für sie geopfert haben. Hinter Ressentiments von älteren Menschen steckt oft die Überzeugung, sie hätten nicht genug »zurückbekommen«, andere Menschen seien ihnen zu wenig dankbar, hätten zu wenig ermessen, was sie ihnen gegeben haben.
    Ist man im eigenen Leben immer wieder mit einer Forderung nach Dankbarkeit konfrontiert worden, der man nicht nachgekommen ist und der man in ihrer Maßlosigkeit nie nachkommen konnte, so ist der Weg zu einer unverkrampften Dankbarkeit etwas steinig. Es wäre aber gut, wenn dies uns nicht davon abhalten würde, die große Bedeutung dieser Haltung in den menschlichen Beziehungen wert zu schätzen.
    Blicken wir zurück auf unser Leben, dann ist die Dankbarkeit ein wichtiges Thema. Für viele Menschen ist das Ausdrücken der Dankbarkeit auch ein Bedürfnis.
    Welchen Menschen ist man wofür dankbar? Wofür, wenn sie noch leben, möchte man sich bedanken, wenn sie dann den Dank auch annehmen?
     
    Die Übung der Dankbarkeit bereichert ungemein. Man ruft nicht nur die Erinnerung an gönnende, freigiebige Menschen hervor, sondern man erlebt sich auch selbst als gönnender, freigiebiger Mensch, indem man diese Erinnerungen gestaltet. Und man erlebt sich als einen Menschen, dem vieles auch einfach geschenkt worden ist. Und vielleicht wird man auch noch etwas gönnender anderen gegenüber für den Rest des Lebens.

Vom Haben zum Sein
    Positiv mit dem Altern verbunden wird die Erfahrung, mehr Freiräume zu bekommen, die gestaltet werden können. Einem 82-jährigen Mann fällt zum Thema Freiräume ein: »Ich bin nicht

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