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Wasdunkelbleibt

Wasdunkelbleibt

Titel: Wasdunkelbleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Troyer im Norwegermuster. Ihr Haar stand in alle Richtungen ab. »Abgesehen von …« Er brach ab, als er Juliane um die Ecke lugen sah. »Frauenfrühstück?«
    »Wir sind nicht dogmatisch«, erwiderte ich. »Markus Freiflug schläft seinen Rausch aus.« Was Mossbach sich zusammenreimte, war mir völlig schnurz. Ich bat alle, sich einen Platz auf dem Küchensofa zu suchen, und schaffte zwei Stühle aus meinem Arbeitszimmer herein.
    Juliane übernahm es, unsere Arbeitsgruppensitzung zu moderieren. »Cyn hat die Aufgabe, Keas Rechner und das eigenartige Modem im Keller zu überprüfen und nach rekinom zu suchen. Simon Mossbach hat allem Anschein nach Ergebnisse, was x 03 betrifft. Legt los, Leute.«
    Mossbachs Mundwinkel zuckten verdächtig. In so ein Team war er vermutlich noch nie geraten.
    »Zwei Ergebnisse: Ich habe nbn6 aufgetrieben. Mit x 03 ist es schwieriger. Ein Phantom, nahezu unaufspürbar. Aber ich bin dran.«
    »Wer ist nbn6? Er hat Dv 0 ttny zu seinen Hacks animiert, müsst ihr wissen«, erklärte ich den anderen.
    »Dahinter steckt eine Agentur, die mit Daten handelt. Adressen, Mail Accounts, Geburtstage. Wenn’s sein muss, auch Passwörter zu Mailkonten und Diensten im Netz.« Mossbach nahm sich ein Brötchen. »Kann ich einen Espresso haben?«
    »Bedienen Sie sich. Wie heißt die Agentur?«
    »Medicales. Offiziell befassen sie sich mit Gesundheits- und Ernährungsberatung. Sie greifen Daten im Internet ab und suchen sich gezielt Hacker, die bereit sind, an entsprechenden Stellen Daten zu stehlen. Fitnessstudios, Krankenhäuser, Kurkliniken, sogar physiotherapeutische Praxen und Selbsthilfechats im Internet sind begehrte Ziele.«
    »Wozu wollen sie die Daten haben? Um Werbung zu schicken?«
    »Exakt. Und zwar so individualisiert wie möglich. Schauen Sie mal in Ihren Spamordner, wie viel dubioses Zeug sich dort zum Thema Übergewicht, Impotenz und anderem Kram ansammelt.«
    »Das sind die Mails, die jeder gleich löscht«, warf ich ein.
    »Das ist nicht gesagt. Je präziser die Betreffzeile auf die einzelnen Personen zugeschnitten ist, desto eher klicken die Leute auf diese Mails. Sie leiden seit Jahren an einem Bandscheibenvorfall? Vermutlich sind Sie versucht, nach jedem Strohhalm zu greifen, selbst wenn er sich überraschend in Ihrer Inbox befindet.«
    »Und dann? Bei Klick Virus?«, fragte ich.
    »Wenn Sie Pech haben, kriegen Sie einen Trojaner, der Ihre Platte nach noch präziseren Infos absucht. Es gibt viele Möglichkeiten. Solche Geschäftsleute bringen ihre Schäfchen ins Trockene, sonst würde sich der ganze Aufwand nicht lohnen. Was sie den hackenden Jugendlichen bezahlen, sind Peanuts im Vergleich zu den Summen, die sich mit dem Versprechen von Gesundheit, Schönheit und ewiger Jugend verdienen lassen. Was in unserem Zusammenhang interessiert, ist: Bastian Hut hat Daten im Auftrag einer solchen Agentur zusammengetragen. Dass es einen Zusammenhang mit dem Defacing der LKA-Seiten gibt, ist unwahrscheinlich.«
    Cyn zappelte auf ihrem Stuhl herum und zeichnete Strichmännchen auf einen Block. Ich guckte ihr über die Schulter. Hatte sie irgendwas in petto?
    »Was ist mit rekinom?«, fragte ich.
    »Er beobachtet dich vorsichtig, aber er selbst hinterlässt keine Spuren.« Sie setzte Mossbach kurz ins Bild über die technischen Details. Sie hätte Ungarisch sprechen können – ich verstand nicht den kleinsten Piep. »Allerdings bin ich ihm in ein paar Chatrooms gefolgt.«
    »Und?«
    »rekinom ist zurückhaltend. Er schlägt nicht überall auf, wo was los ist, und selbst da, wo er sich zeigt, macht er wenig Aufhebens. Ich habe nur überprüft, mit wem er sich austauscht. Da war zum Beispiel ein gewisser Fudge, den habt ihr mitgekriegt.« Sie sah Juliane und mich an. Wir nickten brav. »Aufschlussreicher ist jedoch, mit wem er sich zur selben Zeit im selben Chatroom befindet, ohne Kontakt aufzunehmen.«
    »Du meinst, er beobachtet dort Leute?«
    »Oder er wird beobachtet.«
    »Die reinste Peepshow«, ließ sich Juliane vernehmen. Mossbach lachte rau.
    Ich begann zu begreifen, dass sich das eigentlich interessante Leben im Internet in den Schatten zutrug.
    »Jemand mit dem Namen Decemwe ist auffällig häufig zur selben Zeit wie rekinom auf den passenden Plattformen unterwegs.«
    »Komischer Nickname.«
    »Alle Nicknames sind irgendwie komisch, wenn du so willst«, klärte Cyn mich auf. »Sie sind gute Verberger und Verräter. Für den Fall, dass jemand sich zu viel Mühe mit seinem Moniker gegeben

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