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Wasdunkelbleibt

Wasdunkelbleibt

Titel: Wasdunkelbleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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unterjubelst.«
    »Bin dabei!« Er reckte den Daumen in die Luft und zog ab.
    Ich beugte mich über die Fischplatte. »Ich habe den Wikinger getroffen.«
    »Mossbach?«
    »Genau. Markus, wir benötigen einen klaren Plan. Irgendwie ist das alles so wirr.«
    »Weißt du, was mich fast umbringt?« Er nahm sich ein Stück Seezunge. Wenigstens hatte er Appetit. »Dass einer meiner engsten Kollegen vielleicht ein Verräter ist. Einen nach dem anderen von uns in den beruflichen Ruin treibt.«
    »Wer war bei der Pressekonferenz dabei, Markus? Auf eurer Seite?«
    »Woncka. Und Roderick.« Markus legte die Gabel weg. »Woncka kann keine Seiten manipulieren. Er ist kein IT-Mann. Er ist Chef. Sonst nichts.«
    »Dann richte deine Pupillen auf Roderick.«
    Wir kamen nicht weiter. Freiflug war paralysiert. Jeder Gedanke in seinem Hirn zersplitterte in Tausende von winzigen Partikeln, die seine Aufmerksamkeit beanspruchten.
    »Markus, denk nach: Wem traust du am wenigsten einen Verrat zu?«
    »Ich traue überhaupt niemandem einen Verrat zu.« Er betonte jedes Wort. »Niemandem von meinen Kollegen.«
    »Konkret. Nenne Namen!«
    Freiflugs Kiefer mahlten, während die Seezunge auf seinem Teller kalt wurde. »Sigrun«, presste er schließlich hervor.
    »Ihr vertraust du?«
    »Sie ist die einzige Frau im Team. Wenn irgendwas Schräges läuft, würde sie keine Verbündeten finden.«
    »Warum sollte sie Verbündete finden? Iss endlich deinen Fisch!«
    »Weil Woncka wusste, dass du Dv 0 ttnys Biografie schreibst. Woher kann er das gewusst haben?«
    Nun war ich diejenige, die ihre Gedanken nicht zusammenhalten konnte. Ein kalter Schauer rieselte mein Rückgrat hinunter. Ich sah mich verstohlen um. »Jemand hat geplaudert«, flüsterte ich.
    »Wer wohl? Nero wusste es ja nicht. Ich auch nicht. Dv 0 ttny ist vermutlich nicht zu Woncka gegangen und hat gesagt: Hi, ich deface mal eben Ihre Webseite, und Kea Laverde, die Lebensgefährtin von Nero Keller, dem Streber der Truppe, schreibt übrigens meine Lebensgeschichte.«
    »Nein.« Ich sah meinem Gehirn beim Denken zu. In allen Rillen und Furchen funkte und blinkte es. »Ich glaube, ich kapiere, worauf du hinauswillst. Der Verschwörer hat das Defacing entdeckt. Er hat es als erster entdeckt, weil er wusste, dass es stattfinden würde. Er hat es entweder selbst fabriziert oder Dv 0 ttny den Auftrag gegeben, es zu tun.«
    »Oder einem anderen.«
    »Zufälligerweise sollte aber Nero ein paar Tage später einen Patch hochladen, der die Webseiten sicherer machen würde.«
    »Und derselbe armselige Nero«, Markus brach sich ein Stück Baguette ab, »ist liiert mit der Ghostwriterin, die dem Hacker, der die Webseiten manipuliert hat, die Bio schreiben soll.«
    »Dem das Defacing in die Schuhe geschoben wird. Es war ja vielleicht nicht Dv 0 ttny. Sondern der Verschwörer, der nur so tut, als wäre er Dv 0 ttny.«
    »Nero sollte kompromittiert werden …«
    »Klingt albern, was?« Ich nickte versonnen. »Es klappte nur, weil der Verschwörer zweigleisig dachte: Ein halbfertiger Patch, der zu spät hochgeladen wird, reißt dich nicht rein. Aber eine Lebenspartnerin, die genau an der Stelle ins Spiel kommt … Erinnerst du dich, wie die Bäckerin sagte, Woncka habe Nero vorgeworfen, er könne Berufliches und Privates nicht trennen?«
    Wir sahen einander an.
    »Du musst rauskriegen, wer an dem Morgen, als die falschen Webseiten hochluden, als erster im LKA war«, schlug ich vor. »Und dann müssen wir zusammenschmeißen. Wir brauchen alle Cracks, die wir kriegen können! Den Wikinger zum Beispiel.«
    »Der will eine Story.«
    »Die kriegt er ja auch. Lass mich nur machen, Markus. Ich bin Journalistin gewesen, ich weiß, wonach das Business schmachtet.« Ich löste meinen Blick von der leeren Fischplatte. »Mousse au chocolat?«
    Freiflug nickte.
    »Außerdem würde ich dich gern mit jemandem bekannt machen.«
    »Mit wem?«
    »Mit Cyn.« Ich erzählte kurz von dem Besucher in meinem Keller.
    »Du spinnst.«
    »Weil ich mir eine Hackerin an Land gezogen habe?«
    Freiflug fuhr sich übers Haar. »Na ja … normal bist du nicht, irgendwie.«
    »Nein, ich bin irgendwie unnormal. Normal ist ein Alptraum. Typen wie Woncka gelten als normal.«
    »Er kugelt mit seiner Freundin in exklusiven Swingerclubs rum.«
    »Du machst Witze.«
    »Ich habe ihn selbst zu einem verfolgt. Woncka schien mir die ganze Zeit – fuck!«
    »Rede!«
    Freiflug stöhnte. »Allmählich habe ich wirklich den Eindruck, dass Nero es nicht

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