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Wasdunkelbleibt

Wasdunkelbleibt

Titel: Wasdunkelbleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ist Bastians Begräbnis. Um 14 Uhr auf dem Ohlkirchener Friedhof.«
    Ich war tiefgekühlt, als ich zu Freiflug in die Gaststube zurückkam. Meine Pläne hatte ich gefasst.
    »Wer wusste von dem Patch, den Nero programmieren sollte?«, hakte ich nach. »Nur euer Team?«
    »Nein, das ging groß per Mail rum. Alle Rechner im Haus hätten genau heute den Patch runterladen und schließlich durch Neustart installieren müssen. Darüber waren sämtliche Mitarbeiter informiert.«
    »Morgen um 14 Uhr ist Bastians Beerdigung. Kann ich auf dich zählen?«
    »Was meinst du?« Freiflug war betrunken. Die zweite Weinflasche war leer. Er musste sie allein gekippt haben, während ich draußen telefonierte.
    »Wir holen uns seinen Rechner. Kopieren die Festplatte und verschwinden!«
    »Du spinnst.«
    »Eine bessere Gelegenheit wird sich nicht bieten. Wenn du nicht mitmachst, frage ich Mossbach.«
     
    Wir ließen den Spider vor dem Méditerranée stehen und wanderten zu Fuß nach Hause. Claude-Yves bot an, uns zu fahren, aber er war auch nicht mehr nüchtern, als wir uns nach eins auf den Weg machten. Es schneite wie irrsinnig. Wir stapften durch das, was romantische Mitmenschen als weiße Pracht titulieren, was mir selbst aber komplett gegen den Strich ging. Lebensfeindlicher ging es nicht. Wenigstens kriegte man in der Kälte den Kopf frei.
    Der Schneepflug fuhr üblicherweise bis Ohlkirchen. Wenn ich Glück hatte, ratterten sie das Stück bis zum Beginn des Flurbereinigungsweges weiter, der kurz hinter meinem Haus begann. Wenn sie in Eile waren, verzichteten sie darauf. Dann steckte ich fest.
    »Scheiß Wind!«, murrte Freiflug.
    Der Schnee fegte von der Seite heran. In den Schneewehen steckten wir bis weit übers Knie.
    »Hoffentlich geht deine Heizung.«
    »Ja, ja«, sagte ich gedankenlos. Ein klappriger alter Wagen kam aus der entgegengesetzten Richtung. Direkt von dort, wo mein Haus stand. »Der hat sich verfahren!« Es musste so sein. Ein Peugeot, was Claude-Yves’ frankophiles Herz höherschlagen lassen würde. »Was zum Teufel …«
    »Argmpf?«, nörgelte Freiflug unartikuliert gegen den Wind.
    »Ich will wissen, was dieser Vogel auf meiner Zufahrt macht.«
    »Kommt vielleicht vom Ammersee.«
    »Im Sommer vielleicht.« Wenn die Touristen die Straßen verstopften, nahmen gerade Einheimische gern den Schleichweg durch die Felder. »Aber bei dem Wetter?« Meine Lippen waren so kalt, dass ich kaum sprechen konnte. Ich sah dem Wagen nach. Der Schnee hatte die Nummernschilder zugeweht. »Mist.«
    »Was?«
    Ich rollte mit den Augen. Männer! Kapierten nichts, dachten nicht mit und waren überflüssig wie Fußpilz. Ohne Mann wäre ich jetzt auf den Kanaren und nicht auf dieser versifften Straße. Ich erschrak vor meinen eigenen Gedanken. Durfte ich…? Verdammt, ich durfte! Wer sollte schon etwas dagegen haben, wenn ich Nero als Bremsklotz interpretierte? Es hatte ja nichts mit seinem Infarkt zu tun. Das Problem hatte viel früher angefangen. Dieses Nebeneinanderherleben. Missverständnisse, die Enttäuschungen programmierten. Festgefahrene Vorstellungen von Beziehungen, die mir nichts sagten, während sie Nero regierten, so ernst nahm er sie.
    Der Schnee war längst in meine Boots gedrungen. Meine Füße wollten streiken, die Muskeln steif von der Kälte und vom Alkohol. Ich hatte dringend etwas Aufbauendes nötig.
    Morgen Nachmittag würden wir Bastians Rechner in Augenschein nehmen und dann – mal sehen.

48
    27.11.2010
     
    Freiflug lag noch im Bett und pofte, als Cyn und Juliane bei mir reinschneiten. Cyns Transporter pflügte sich durch den Tiefschnee wie ein Büffel in den Weiten der Prärie.
    »Dachtest wohl, du könntest ohne mich Spaß haben«, uzte Juliane und legte eine klobige Tüte Brötchen in meiner Küche ab. »Wer schnarcht denn hier so?«
    »Freiflug. Im Gästezimmer! Nicht was du denkst.«
    »Ich denke nicht«, grinste Juliane. »Schmeiß die Kaffeemaschine an. Ich muss was Heißes in den Magen kriegen. Das Wetter bringt mich schneller ins Grab als das Alter.«
    Cyn saß schon vor meinem Rechner. Während Juliane und ich das Frühstück herrichteten, flitzte sie in den Keller, installierte dort irgendein Gerät und kam genau in dem Moment die Treppe hinauf, als ich Mossbach die Tür öffnete.
    »Ganz schöne Einöde hier«, bemerkte er. Sein Blick fiel auf Cyn. Er betrachtete sie ein wenig zu lang, zu aufmerksam. Cyn trug wieder ihre Thermohosen, die an ihrem zierlichen Körper kaum auftrugen, und einen

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