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Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Titel: Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gruen
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ich die Geschichte nicht so recht
geglaubt, aber nach dem, was gerade im Chapiteau los war, glaube ich fast, da
könnte was dran sein.«
    Das untere Ende der Seitenwand flattert jetzt lose im Wind. Bill und
Grady heben sie hoch und geben damit den Blick frei auf Marlenas völlig
umgeräumtes Garderobenzelt. Auf einer Seite steht ein Tisch mit einer schweren
Leinentischdecke und drei Gedecken. Die andere Zeltseite ist komplett
leergeräumt.
    »Wo soll der Pflock hin? Da drüben?«, fragt Grady und deutet auf den
freien Platz.
    »Ich glaube, ja.«
    »Bin gleich wieder da«, sagt er und verschwindet. Ein paar Minuten
später kommt er zurück, in jeder Hand einen gut sieben Kilo schweren Hammer.
Einen schleudert er Bill zu, der nicht im Geringsten erschrocken wirkt. Bill
fängt den Hammer beim Stiel und folgt Grady ins Zelt. Sie rammen den
Eisenpflock mit einer Folge perfekt abgestimmter Schläge in den Boden.
    Ich führe Rosie hinein und gehe in die Hocke, um ihre Fußkette zu
sichern. Sie lässt den entsprechenden Fuß fest auf dem Boden, stemmt sich aber
mit den anderen Beinen ab. Als ich aufstehe, sehe ich, dass sie sich nach einer
Ecke streckt, in der zahlreiche Wassermelonen aufgestapelt sind.
    »Sollen wir wieder zumachen?«, fragt Grady, während er auf die
flatternde Seitenwand zeigt.
    »Ja, wenn es euch nichts ausmacht. Marlena möchte sicher, dass
August Rosie erst sieht, wenn er hereinkommt.«
    Grady zuckt mit den Schultern. »Soll mir recht sein.«
    »Sag mal, Grady, könntest du einen Moment auf Rosie aufpassen? Ich
muss mich umziehen.«
    »Ich weiß nicht recht«, sagt er und sieht Rosie scheel an. »Und sie
zieht auch nicht ihren Pflock raus oder so was?«
    »Wohl kaum. Warte mal …« Als ich zu dem Stapel Wassermelonen gehe,
rollt Rosie ihren Rüssel ein und öffnet begeistert das Maul. Ich trage eine
Melone zu ihr hinüber und schleudere sie auf den Boden. Sie explodiert, und
sofort taucht Rosie ihren Rüssel in das rote Fruchtfleisch. Dann schaufelt sie
sich Brocken in den Mund, mit Schale und allem. »Als kleine Absicherung«, sage
ich.
    Ich ducke mich unter der Seitenwand hindurch und gehe mich umziehen.
    Als ich zurückkehre, ist Marlena ebenfalls da. Sie trägt das
perlenbestickte Seidenkleid, das August ihr an dem Abend geschenkt hat, als wir
in ihrem Privatabteil gegessen haben. An ihrem Hals funkelt das Diamantcollier.
    Rosie mampft fröhlich eine weitere Wassermelone – das ist mindestens
ihre zweite, aber in der Ecke liegt noch ein halbes Dutzend. Marlena hat Rosie
den Kopfschmuck abgenommen, er hängt über dem Stuhl vor ihrem Schminktisch. Auf
einem Servierwagen stehen Platten mit silbernen Hauben und Weinflaschen. Als
mir der Duft von Rinderbraten in die Nase steigt, dreht sich mir vor Hunger der
Magen um.
    Marlena durchwühlt hektisch eine Schublade ihres Schminktischs. »Oh,
Jacob!«, ruft sie mir über die Schulter zu. »Gut. Ich habe mir langsam Sorgen
gemacht. Er muss jeden Moment kommen. Herrje, jetzt finde ich es nicht.«
Plötzlich richtet sie sich auf. Die Schublade, aus der Seidentücher
hervorquellen, lässt sie offen stehen. »Würdest du mir einen Gefallen tun?«
    »Natürlich«, sage ich.
    Sie zieht eine Flasche Champagner aus einem dreibeinigen, silbernen
Flaschenkühler. Das Eis darin rutscht klirrend zusammen. Als sie mir die
Flasche reicht, tropft Wasser an ihr herunter. »Kannst du den Korken knallen
lassen, wenn er hereinkommt? Und ruf ›Überraschung!‹«
    »Klar.« Ich nehme die Flasche, entferne den Drahtverschluss und lege
den Daumen auf den Korken. Rosie versucht, ihren Rüssel zwischen meine Finger
und die Flasche zu schieben, während Marlena weiter die Schublade durchwühlt.
    »Was ist hier los?«
    Ich blicke auf. August steht vor uns.
    »Oh!«, ruft Marlena und wirbelt herum. »Überraschung!«
    »Überraschung!«, rufe auch ich, beuge mich von Rosie weg und lasse
den Korken knallen. Er prallt von der Zeltwand ab und landet im Gras. Mir läuft
Champagner über die Hände, und ich muss lachen. Marlena ist sofort mit zwei
Champagnerflöten zur Stelle, um die übersprudelnde Flüssigkeit aufzufangen. Bis
wir uns sortiert haben, ist ein Drittel der Flasche, die Rosie mir immer noch
zu entreißen versucht, verschüttet.
    Ich sehe hinunter. Marlenas roséfarbene Seidenschuhe sind vom
Champagner dunkel gefärbt. »Oh, das tut mir wirklich leid!«, lache ich.
    »Nein, nein. Sei nicht albern«, sagt sie. »Wir haben noch eine
Flasche.«
    »Ich sagte, was ist hier

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