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Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten

Titel: Wasser für die Elefanten - Gruen, S: Wasser für die Elefanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gruen
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oder? Hör zu, tut
mir leid. So war das nicht gemeint. Das war nur ein dummer Spruch«, sagt er.
    »Ja, allerdings«, schreie ich weiter. »Lauter dumme Sprüche, und mir
reicht’s. Die Artisten klopfen dumme Sprüche über die Arbeiter. Die Arbeiter
klopfen dumme Sprüche über die Polen. Die Polen klopfen dumme Sprüche über die
Juden. Und Zwerge … sag du’s mir, Walter. Hasst du nur Juden und Arbeiter, oder
hasst du auch Polen?«
    Walter wird rot und sieht zu Boden. »Ich hasse sie nicht. Ich hasse
niemanden.« Nach einer Pause fügt er hinzu: »Na gut, August hasse ich wirklich.
Aber nur, weil er irre ist und ein Scheißkerl.«
    »Dagegen kannst du nichts sagen«, krächzt Camel.
    Ich blicke zwischen Camel und Walter hin und her. »Nein«, seufze
ich. »Nein, kann ich wohl nicht.«
    In Hamilton steigt die Temperatur auf über dreißig Grad, die Sonne
knallt erbarmungslos auf den Zirkusplatz, und die Limonade verschwindet.
    Der Mann vom Limonadenstand, der den großen Mischbottich nur ein
paar Minuten allein gelassen hat, stürmt zu Onkel Al, in der Überzeugung, dass
die Racklos dafür verantwortlich sind.
    Onkel Al lässt sie zusammentrommeln. Sie kommen hinter dem Stallzelt
und der Menagerie hervor, verschlafen und mit Stroh im Haar. Ich sehe aus
einiger Entfernung zu, aber es ist kaum zu übersehen, dass sie recht unschuldig
wirken.
    Offenbar sieht Onkel Al das anders. Er marschiert auf und ab und
brüllt wie Dschingis Khan bei einer Truppeninspektion. Er stellt sich direkt
vor sie, blafft sie an, rechnet ihnen die Kosten – die des Einkaufs und die der
entgangenen Umsätze – der gestohlenen Limonade vor und kündigt an, dass er
ihnen allen den Verlust vom Lohn abziehen wird, wenn das noch einmal vorkommt.
Einigen verpasst er noch Schläge auf den Kopf, dann entlässt er sie. Sie
schleichen zurück zu ihren Lagern, reiben sich die Köpfe und beäugen einander
misstrauisch.
    Da in zehn Minuten bereits die Tore geöffnet werden, rühren die
Männer vom Limonadenstand schnell eine neue Portion mit Wasser aus den Trögen
der Tiere an. Mit einer Strumpfhose, die ein Clown gespendet hat, filtern sie
Getreide, Heu und Schnurrhaare heraus, und als sie die Schwimmer hineinwerfen –
Zitronenscheiben aus Wachs, die den Eindruck vermitteln sollen, das Gebräu sei
tatsächlich irgendwann mit Früchten in Berührung gekommen –, nähert sich schon
eine Meute Gadjos der Budengasse. Ich weiß nicht, ob die Strumpfhose sauber
war, aber mir fällt auf, dass an diesem Tag keiner, der zur Show gehört,
Limonade trinkt.
    In Dayton verschwindet die Limonade erneut. Wieder wird eine
Mischung mit dem Wasser aus den Trögen angerührt und eingefüllt, direkt bevor
die Gadjos hereinströmen.
    Als Onkel Al dieses Mal die üblichen Verdächtigen zusammentrommelt,
zieht er ihnen nichts vom Lohn ab – ohnehin eine leere Drohung, da seit über
acht Wochen keiner von ihnen bezahlt wurde –, sondern nötigt sie, ihm aus den
ledernen Beutelchen, die sie um den Hals tragen, jeweils zwei Vierteldollar zu
geben. Die murrenden Arbeiter halten das ganz offensichtlich für
Halsabschneiderei.
    Der Limonadendieb hat die Racklos an einer empfindlichen Stelle
getroffen, und jetzt wollen sie etwas unternehmen. In Columbus angekommen,
verstecken sich einige neben dem Mischbottich und warten.
    Kurz vor der Vorstellung bestellt August mich in Marlenas
Garderobenzelt, um mir die Anzeige für einen Schimmel für die Freiheitsdressur
zu zeigen. Einer fehlt Marlena, denn zwölf Pferde sind spektakulärer als zehn,
und spektakulär zu sein ist alles. Außerdem glaubt Marlena, dass Boaz
Depressionen bekommt, weil er alleine in der Menagerie zurückbleiben muss,
während die anderen auftreten. Zumindest behauptet August das, aber ich habe das
Gefühl, ich soll hiermit nach meinem Ausbruch im Küchenbau wieder in Gnaden
aufgenommen werden. Entweder das, oder August hat beschlossen, seine Freunde
nah bei sich zu halten, seine Feinde aber noch näher.
    Ich sitze auf einem Klappstuhl, Billboard auf dem Schoß und eine Flasche Root Beer in der Hand. Marlena richtet vor dem
Spiegel ihr Kostüm, und ich versuche, sie nicht anzustarren. Einmal treffen
sich unsere Blicke im Spiegel, ich halte den Atem an, sie errötet, und wir
sehen beide woanders hin.
    August bekommt davon nichts mit, er knöpft seine Weste zu und
plaudert freundlich, als plötzlich Onkel Al hereinstürmt.
    Marlena fährt wütend herum. »He – hat dir niemand beigebracht, nicht
ohne zu

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