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Wasser

Wasser

Titel: Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terje Tvedt
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Lokalzeitungen von Auseinandersetzungen um Wasser. Bewegt sich Kaliforniens Wasser- und Bewässerungssystem auf eine ökologische Katastrophe zu?
    Von Kalifornien aus reise ich nach Norden. Nachdem ich von Chicago am Michigansee entlang nach Kanada gefahren bin und kurzzeitig in einem Hausboot auf dem Eriesee gewohnt habe, wache ich eines Tages in goldenem Septemberlicht an einem kleinen, milchfarbenen See auf, dessen Farbe seine Verunreinigung anzeigt. Als ich schließlich zu den Niagarafällen komme, wie jeder Andere einen blauen Regenmantel erhalte und mich im Boot zu den Fällen fahren lasse, wird mir die besondere Dimension von Planungen für diese Region bewusst: Wirtschaftliche und politische Kräfte möchten die riesigen Seen in eine Zwischenstation für das wohl größte amerikanische Ingenieurprojekt verwandeln, das je existiert hat. Für die Lösung der Wasserkrise wurden schon etliche Vorschläge eingebracht – von der Idee, Wasser in riesigen Plastikballons aus Nordkalifornien abzuschöpfen, über Projekte zum Abschmelzender Eisberge Alaskas bis hin zu Überlegungen, Wasser aus dem Ogallala-Aquifer, der sich unter den Great Plains erstreckt, abzupumpen und in riesigen Röhren weiterzuleiten. Mächtige Politiker wie der damalige US-Präsident George W. Bush und der frühere US-Botschafter in Kanada, Paul Cellucci, verlangten, dass die USA auch Wasser kanadischen Ursprungs erhalten müssten. Die Gründe sind offensichtlich: Kanada hat einen gigantischen Wasserüberschuss. Es verfügt über 20 Prozent der weltweit vorhandenen Reserven (obwohl solche Zahlen nie ganz genau sind) und konkurriert mit Brasilien um den Status des größten Wasserriesen. Einer der Pläne zur Lösung der Wasserkrise in den USA hieß »GRAND Canal« (Great Recycling and Northern Development Canal). Danach sollte mehr Wasser in die Großen Seen, von dort in die südlichen Teile der USA und vielleicht bis nach Mexiko geleitet werden. Das Projekt wurde in den 1980er Jahren verworfen, doch mittlerweile möchten es Manche in Teilen wieder aufleben lassen. Allerdings regt sich massiver Widerstand gegen die Pläne. Viele Kanadier wollen dem mächtigen Nachbarn im Süden kein Wasser überlassen. Andere indes sagen, dass Kanadas Wasser nach dem NAFTA-Abkommen von 1994 als kontinentale und nicht als nationale Ressource betrachtet werden müsse. Was mag geschehen, wenn die Bundesstaaten im Süden und die Regierung in Washington diese Idee, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, in Zukunft nachdrücklicher verfolgen? Und was passiert, wenn ökonomische Machthaber in Kanada den Bau solcher Projekte und den Verkauf von Wasser als wirtschaftlich und politisch zweckdienlich erachten?
    An der südöstlichen Spitze der USA wird an anderen Plänen gefeilt, die weitaus größere globale Konsequenzen haben. Die Tampa-Bucht mit den Städten Tampa, Saint Petersburg und Clearwater liegt am Golf von Mexiko, an der Westküste Floridas. Die prosperierende Region zieht mit ihren Palmen und den zahlreichen Sonnenstunden viele Menschen an, und während die erste Volkszählung im Jahr 1850 nur 974 Einwohner in Tampa registrierte, leben heute2,7 Millionen Menschen an der Bucht. Direkt am Wasser liegen viele Häuser, die sich nach dem Maßstab eines Mittelklasseeuropäers durchaus als Schlösser bezeichen lassen und deren Rasenflächen so groß sind wie Fußballplätze. Es gibt zahlreiche Gründe dafür, hierher zu kommen, nicht zuletzt für Jene, die American Football und besonders die Tampa Bay Buccaneers mögen. Doch mich hat etwas anderes an diesen Ort geführt, das zwar weniger bekannt, dafür umso bedeutender ist: die größte Entsalzungsanlage der westlichen Hemisphäre, die gleich bei Tampa City liegt. Sie wird wegen ihrer Größe und Technologie von der Entsalzungsindustrie auf der ganzen Welt sorgfältig beobachtet.
    Jedes Jahr werden hunderte kleiner und großer Entsalzungsanlagen gebaut. Die allergrößten stehen in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. 69 Israel plant, bis zum Jahr 2017 15 Prozent seines Wassers aus Entsalzungsanlagen zu gewinnen, und auf den Kanarischen Inseln Spaniens vollzieht sich eine aus dem Massentourismus resultierende technologische Revolution: Die meisten Hotels bereiten inzwischen ihr eigenes Wasser auf. Die ungefähr 16 000 Entsalzungsanlagen produzieren vorläufig nur circa ein Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs. Doch der Bedarf an Anlagen steigt, weil immer mehr durstige Millionenstädte an den

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