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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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von ihm abzufallen.
    Wir saßen da wie die Ölgötzen. Seine Hände lagen nach wie vor auf meinen Schultern. Wir sahen einander an. Ich war mir seiner Gegenwart so bewusst, seiner Kraft, seiner Verletzlichkeit. Zwischen uns war eine Spannung, die in der Stille leicht vibrierte.
    Dann zog er sich von mir zurück. Erschöpft und allem Anschein nach völlig ermattet, ließ er seine Arme hängen.
    »Adam«, sagte ich.
    Er sah mich nicht einmal an, sondern saß mit gesenktem Kopf da, sodass mein Blick voll auf sein schönes, dunkles Haar fiel.
    »Adam«, sagte ich noch einmal und berührte ihn vorsichtig am Arm. Er schien zu erstarren, wich aber nicht zurück.
    »Es ist nicht deine Schuld, sondern meine«, sagte ich unbeholfen.
    Eine Pause trat ein.
    »Wie meinst du das?«, fragte er.
    Zumindest kam es mir so vor, als hätte er das gesagt. Er war schwer zu verstehen, denn seine Stimme klang gedämpft, weil sein Kopf praktisch auf seiner Brust lag und er in seinen Pullover hineinsprach.
    »Es ist mein Problem«, sagte ich, was mir sehr schwerfiel.
    Aber ich musste es sagen. Das war ich ihm schuldig.
    Ich hatte ihn verletzt, und das Mindeste, was ich tun konnte, war, ihn wissen zu lassen, was in meinem Kopf vor sich ging. Wieder sagte er etwas.
    »Äh, Entschuldigung, Adam, aber ich hab das nicht ganz verstanden«, sagte ich mit einer Stimme, die um Verzeihung bat.
    Er hob den Kopf und sah mich an. Er war schlecht gelaunt, sah aber sehr schön dabei aus.
    »Ich habe gefragt, was dein Problem ist«, wiederholte er gereizt.
    Wieder überlief mich Furcht. Jetzt durfte ich keinen Fehler machen. Aber es war sehr schwer, mit ihm zu sprechen, da er so einschüchternd wirkte.
    »Es ist, dass ich unsicher und misstrauisch bin«, sagte ich.
    Er gab keine Antwort. Er saß einfach da und sah mich übellaunig an.
    »Du hast nichts falsch gemacht«, fuhr ich zögernd fort. Wozu er finster nickte. Jedenfalls glaube ich, dass es ein Nicken war. Es sah einem Nicken sehr ähnlich. Auch wenn es kaum wahrnehmbar und sehr finster war.
    Natürlich war es auch möglich, dass er nur seinen Kopf zurechtgerückt hatte. Aber es genügte, mich zum Fortfahren zu ermuntern.
    »Ich dachte, du hättest dich davongemacht, weil du nicht mit mir sprechen wolltest«, erklärte ich ihm.
    »Aha«, sagte er ohne erkennbare Bewegung.
    Ich hätte ihn am liebsten geschüttelt.
    Nun reagier schon, Gott im Himmel!
    Sag mir, dass ich mich idiotisch benehme, sag mir, dass du mich immer sehen willst .
    Er tat nichts dergleichen. Vielleicht wollte er nicht, dass ich ihn zu Komplimenten animierte. Kann man ja auch verstehen.
    Vielleicht sollte ich aufhören, ihn zu manipulieren. Oder auch andere.
    Aber manchmal kam das so natürlich wie mein Atmen. Glauben Sie nur nicht, dass ich stolz darauf gewesen wäre.
    Ich versuchte es ihm zu erklären.
    »Ich hab geglaubt, du würdest nicht mehr mit mir sprechen wollen, nachdem ich am Sonntagabend am Telefon so unvernünftig war.«
    »Ja, unvernünftig warst du«, stimmte er zu.
    »Aber ich hab Angst«, sagte ich traurig.
    »Wovor?«, fragte er. Es klang nicht ganz so einschüchternd.
    »Vor, vor, vor … eigentlich vor allem«, sagte ich. Zu meinem Entsetzen füllten sich meine Augen mit Tränen. Es war keine Absicht, ich schwöre es.
    Ich war über die unvorhergesehene Flüssigkeit in meinen Augen ebenso erschreckt wie er.
    »Tut mir leid«, schniefte ich. »Ich tu das nicht, damit du nett zu mir bist.«
    »Gut«, sagte er. »Das würde auch nicht funktionieren.«
    Herzloser Hund, dachte ich kurz, schob dann aber den unwürdigen Gedanken beiseite.
    »Ich reagiere nur dann auf weinende Frauen, wenn sie jünger als zwei sind«, fuhr er mit einem halben Lächeln fort, während er Kates Gesicht tätschelte.
    »Oh«, sagte ich. Ich bemühte mich, unter Tränen tapfer zu lachen.
    »Wovor also hast du solche Angst, dass du mich schlecht behandeln musst?«, fragte er. Diesmal klang es fast freundlich.
    »Oh, das Übliche«, sagte ich, bemüht, mich zusammenzureißen.
    »Nämlich?«, beharrte er.
    »Man macht sich Sorgen um Menschen und verliert sie, macht sich zum Narren, verletzt andere Menschen, verschreckt sie, ist zu direkt, zu unnahbar …«, zählte ich auf. »Willst du noch mehr hören? Ich könnte stundenlang weitermachen.«
    »Nein, das genügt«, sagte er. »Aber davor haben wir doch alle Angst.«
    »Tatsächlich?«, fragte ich überrascht.
    »Natürlich«, versicherte er mir. »Warum hältst du dich für so was Besonderes?

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